Autonomer Zweisitzer

Google stellt Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale vor

Web
28.05.2014 14:38
Google geht unter die Autohersteller: Der Internetkonzern hat einen ersten Prototypen eines selbstfahrenden Elektrofahrzeugs vorgestellt, das komplett auf Lenkrad und Pedale verzichtet. Nutzer müssten sich nur noch hineinsetzen und auf Start drücken, so der Internetkonzern.

Seit man mit der Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge begonnen habe, sei es das Ziel gewesen, dem Fahrer die gesamte "Bürde" des Fahrens abzunehmen, schilderte Google in einem Blogeintrag seine Vision des Fahrens der Zukunft: "Stellen Sie sich nur vor: Sie könnten ohne 20-minütige Parkplatzsuche zur Mittagszeit in die Innenstadt fahren, Menschen könnten bis ins hohe Alter ihre Unabhängigkeit bewahren, selbst wenn sie ihre Autoschlüssel schon nicht mehr halten können, und während des Fahrens betrunken oder gar abgelenkt sein? Geschichte."

Der Internetriese habe deshalb mit der Entwicklung völlig autonomer Fahrzeuge begonnen. Sie hätten weder Lenkrad noch Gas- oder Bremspedal, "weil sie diese nicht brauchen", so Google. "Unsere Software und Sensoren erledigen die ganze Arbeit". Die zunächst auf 40 km/h beschränkten Elektrofahrzeuge seien bewusst sehr einfach gehalten, um möglichst vielen Menschen zu mehr Mobilität zu verhelfen. Sie verfügten über zwei Sitze mit Anschnallgurt, Stauraum für persönliches Hab und Gut, Knöpfe für Start und Stopp sowie einen Bildschirm, der die Route anzeige.

Zunächst sollen rund 100 Testfahrzeuge gebaut werden, kündigte der Konzern an. Sie sollen während des Probebetriebs im Straßenverkehr allerdings noch über die altbekannten Steuerelemente verfügen. Die Arbeit an einer marktreifen Version - ohne Lenkrad und Pedale - werde gemeinsam mit Partnern noch einige Jahre dauern, schrieb Projektleiter Chris Urmson.

"Autos große Belastung für die Gesellschaft"
Google-Mitgründer Sergey Brin zeigt sich dennoch schon einmal begeistert: "Etwa zehn Sekunden nach dem Einsteigen habe ich meine E-Mails gecheckt. Es war wie in einem Sessellift." Es gehe aber insgesamt um ein Modell für die Mobilität der Zukunft: Die vielen Autos im privaten Eigentum seien eine große Belastung für die Gesellschaft. Sie würden 96 Prozent der Zeit nicht genutzt - und zugleich sei zu Stoßzeiten jeder Dritte in der Stadt auf der Suche nach einem Parkplatz unterwegs. "Damit ist es vorbei, wenn man Autos hat, die selbst fahren, Sie absetzen und sich andere Passagiere suchen."

Pionier im Bereich der autonomen Fahrzeuge
Google testet bereits seit 2009 Fahrzeuge mit Autopilot. Dabei wurden bestehende Fahrzeugtypen wie etwa der Toyota Prius mit Lasersensoren und Radargeräten ausgestattet. Erste Gerüchte, dass der Internetkonzern auch komplett eigene Autos entwickelt, gab es im vergangenen Jahr. Bislang war allerdings vorgesehen, dass der Fahrer in Notfällen stets eingreifen und wieder die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen kann. So weit, auf die grundlegenden Steuerelemente zu verzichten und den Fahrer ganz zu entmachten, ging vor Google noch keiner.

Audi demonstrierte zur diesjährigen Computermesse CeBIT zwar den Entwurf eines Cockpits mit klappbarem Lenkrad - aber ein Grundprinzip ist immer noch: Der Mensch muss jederzeit ins Fahrgeschehen eingreifen können. Das Auto ohne Lenkrad macht nicht nur die Haftungsfrage bei Unfällen noch akuter. Was ist, wenn der Auto-Computer in einer extremen Notfallsituation entscheiden muss, ob er das Leben des Passagiers oder eines im Weg stehenden Fußgängers retten soll? Wie schnell werden überhaupt wie viele Menschen bereit sein, ihr Leben im Straßenverkehr dem Computer anzuvertrauen?

Autobranche wenig kooperationsbereit
"Was wirklich akzeptiert wird, was nachhaltig sicher ist, wird man noch sehen müssen", meint Branchenexperte Uwe Schick von der Unternehmensberatung Accenture. Brin zeigt sich offen für Kooperationen mit der Autoindustrie, sie reagierte jedoch bisher zurückhaltend. "Google möchte die zentrale Informationsdrehscheibe für den Menschen werden", sagt Schick. Es gebe Überschneidungen bei allen Informationen zur Mobilität rund um das Auto. "Wenn es für die Autohersteller an den Kern der jeweiligen Geschäftsmodelle geht, sind Kooperationen wie zum Beispiel mit Google jedoch klare Grenzen gesetzt", ist Schlick überzeugt.

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