Nach acht Jahren Ungewissheit kommt nun endlich Licht ins Dunkel im Fall der damals 21-jährigen Jenni S. Ihr Ex-Freund hat am Montag den mutmaßlichen Mord aus dem Jahr 2018 gestanden. Dienstagmittag informierte die Polizei über weitere schockierende Details der Ermittlungen. Demnach soll der Verdächtige Jenni S. zunächst erwürgt, entkleidet und dann auf einem Truppenübungsplatz unter Laub versteckt haben.
Acht Jahre Schweigen, acht Jahre Leben mit der Schuld – nun dürfte der Druck zu groß geworden sein. Am Montag legte der Ex-Freund Andreas G. (Name geändert) ein Mordgeständnis ab und führte die Ermittler zur Leiche seiner Ex-Freundin Jenni S. im niederösterreichischen Allentsteig – die „Krone“ berichtete. Die Wiener Polizei bestätigte mittlerweile auch die Festnahme des Tatverdächtigen und informierte zu Mittag im Rahmen einer Pressekonferenz über die Details im grausamen Fall der bislang vermisst gegoltenen jungen Frau.
Geständnis nach intensivem Ermittlungsdruck
Ermittlungsleiter Oberst Gerhard Winkler äußerte zu Beginn tiefe Betroffenheit. Er betonte, dass ihn dieser Fall „niemals losgelassen“ habe und es von Beginn an „bedenkliche Umstände“ im Fall der Vermissten gegeben habe – die Ermittlungen liefen in alle Richtungen. Der Fall war dabei niemals ein „Cold Case“ – über die Jahre gab es kontinuierlich Ermittlungen, betonte Winkler. Zum Druck auf den Tatverdächtigen erklärte der Ermittlungsleiter, dass die in diesem Jahr erneut verstärkten Ermittlungen schließlich zu dem „umfassenden Geständnis“ geführt hatten. Inhaltliche Fehler in den Ermittlungen wiesen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch Winkler zurück.
Gruppenleiter Wolfgang Lehner bestätigte vor Medienvertretern die Todesursache der Jus-Studentin. Laut Lehner kam es im Zuge einer wiederholten Trennungsankündigung von Jenni zu einem Gerangel bzw. einer körperlichen Auseinandersetzung. Andreas G. soll seine Ex-Freundin „mehrere Minuten lang“ mit dem Unterarm von hinten gewürgt haben, bis kein Puls vorhanden gewesen war. Anschließend habe er sie noch in der Wohnung entkleidet und in einem Koffer ins Auto gebracht. Er verscharrte Jenny S. anschließend in der Nähe eines Waldwegs unter Laub in Großweikersdorf im Bezirk Tulln. Nachdem die Ermittler sein Handy konfisziert hatten, kehrte er zwei Monate später aus Angst vor einer Ortung an den Ort zurück und brachte die Leiche von Jenni zum späteren Fundort auf einem Truppenübungsplatz, erklärte Lehner.
Ex-Freund von Beginn an verdächtig
Zum Verlauf der Ermittlungen meinte Oberst Winkler, der Ex-Freund von Jenni war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens am 22. Jänner 2018 von Beginn an tatverdächtig. Das Paar hatte damals gemeinsam in einer Wohnung in der Ospelgasse in Wien-Brigittenau gewohnt. Die Beziehung der beiden galt als zerrüttet, wie die Ermittler schnell herausfanden. Andreas G. versuchte seine Freundin zu kontrollieren, der damals 24-Jährige hatte zudem ein massives Aggressionsproblem. Auf die Fragen der Ermittler in Verhören zum Verbleib seiner Ex-Freundin blieb der gelernte Gärtner über acht Jahre standhaft: „Ich bin überzeugt, dass sich meine Freundin freiwillig ins Ausland abgesetzt hat.“
Die Ermittler untersuchten schließlich sein Handy sowie seinen Computer: Er suchte im Vorfeld des mutmaßlichen Verbrechens auf Google nach der Wirkung von K.-o.-Tropfen und anderen betäubenden Substanzen. Sein Bewegungsprofil rund um den Zeitpunkt der Tat konnte ebenfalls festgestellt werden: Er war laut dem Ermittler Helmut Fischer vom 22. bis zum 23. Jänner mit seinem Auto in entlegenen Gebieten in Niederösterreich unterwegs gewesen. Ein Ablageort konnte aber nie „endgültig“ festgestellt werden.
In die Nähe von Allentsteig (NÖ) soll Andreas G. die Ermittler geführt haben:
Plaudereien vom „perfekten Mord“
Trotzdem waren die Beweise nie hinreichend genug für eine Festnahme. „Keine Leiche, keine Anklage“, hieß es von der Polizei damals, also blieb er frei. Die Schuld dürfte den 32-Jährigen zuletzt nicht immer geplagt haben. Vielmehr dürfte er im privaten Umfeld in einschlägigen Chat-Nachrichten über den „perfekten Mord“ und Verschleierungsaktionen geredet haben, was den Verdacht erneut auf ihn gelenkt habe, so die Ermittler.
Mit diesen Indizien konfrontierte ihn die Polizei vergangene Woche. Er bestritt abermals, etwas mit dem Verschwinden von Jenni S. zu tun zu haben. Dabei war er eigentlich wegen eines anderen Vorwurfs bei der Polizei vorstellig: Denn Andreas G. war laut Lehner wegen häuslicher Gewalt an seiner derzeitigen Lebensgefährtin erneut ins Visier der Ermittler geraten. Laut Lehner kam es in der Vergangenheit bereits zu Vorfällen mit Ex-Freundinnen, unter anderem im Jahr 2019, wo Andreas G. sich in psychologischer Betreuung befunden habe. Alle Ex-Freundinnen waren im Zuge des Vermisstenfalls von Jenni befragt worden. Nähere Details dazu nannte Lehner nicht.
Dem Druck der Ermittler hielt der Verdächtige schlussendlich doch nicht mehr stand. Er meldete sich zunächst bei einem Polizeiposten in Waidhofen an der Thaya, seiner Waldviertler Heimat, und gestand die mutmaßliche Tat später bei der Wiener Polizei. Schließlich führte er die Ermittler zu sterblichen Überresten im niederösterreichischen Allentsteig. Ein DNA-Abgleich soll nun endgültig klären, ob es sich um Jenni S. handelt.
Mutter ahnte den Tod ihrer Tochter
Besonders erschütternd ist das Leid der Familie von Jenni: Immer wieder organisierten sie private Grabungen, in der Hoffnung, Hinweise auf den Verbleib der damals 21-Jährigen zu finden – vergebens, begleitet von einem beklemmenden Gefühl. Denn die Mutter von Jenni sagte bereits vor zwei Jahren gegenüber der „Krone“: „Ich weiß, meine geliebte Tochter ist längst tot. Sie ist jetzt bei Gott.“
Über den Fall Jenni S. berichtet auch der Sender ServusTV am Mittwoch um 20.15 Uhr ausführlich in der Sendung „Fahndung Österreich“.
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