Beichte nach 8 Jahren

Ex-Freund (32) führte die Polizei zu Jennis Leiche

Niederösterreich
09.12.2025 05:00

Es ist ein Vermisstenkrimi, der das Land bewegte: Jenni Scharinger (21) verschwand 2018 spurlos – jetzt, fast acht Jahre danach, packte ihren Ex-Freund die späte Reue. Der 32-Jährige legte ein Mordgeständnis ab und führte die Polizei am Montag zu ihrer Leiche.

Dieser Fall – so mysteriös, so unheimlich. Dieser Fall, so unfassbar erschütternd. Dieser Fall, der seit fast acht Jahren ganz Österreich bewegt, über den immer wieder groß in Medien, besonders oft in der „Krone“, berichtet wurde: der „Fall Jenni Scharinger“.

Am 22. Jänner 2018 war die zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige, eine Büro-Angestellte und Jus-Studentin, aus ihrer Wohnung in der Ospelgasse in Wien-Brigittenau verschwunden. Von Beginn der Erhebungen an hatte der Freund der „Vermissten“ – Andreas G. (Name geändert), damals 24 – als tatverdächtig gegolten. Denn die Beziehung des Paars war, wie Ermittler schnell herausfanden, längst zerrüttet gewesen. Wegen der Kontrollsucht und wegen ständiger Wutausbrüche des jungen Mannes.

Handy-Selfie mit Gänsehaut-Faktor: Hier lacht der Verdächtige mit Jenni nur wenige Stunden vor ...
Handy-Selfie mit Gänsehaut-Faktor: Hier lacht der Verdächtige mit Jenni nur wenige Stunden vor ihrem Verschwinden aus der Wiener Wohnung.(Bild: Krone KREATIV/Martinna Prewein)

Bald stand dann, aufgrund von Untersuchungen an seinem Handy und seinem Computer, fest: Er hatte im Vorfeld des mutmaßlichen Verbrechens nach der Wirkung von K.-o.-Tropfen und anderen betäubenden Substanzen gegoogelt – und er war vom 22. bis zum 23. Jänner mit seinem Auto in entlegenen Gebieten in Niederösterreich unterwegs gewesen.

„Keine Leiche, keine Anklage“, hieß es lange
Aber in Verhören blieb der gelernte Gärtner standhaft dabei: „Ich bin überzeugt, dass sich meine Freundin freiwillig ins Ausland abgesetzt hat.“ Und bei Suchaktionen, in besagten Gegenden, in die er sich – „in meinem Liebeskummer, Jenni hatte nämlich vor ihrem Weggehen mit mir Schluss gemacht“ – zurückgezogen haben wollte, konnte keine Spur von der „Abgängigen“ gefunden werden. „Keine Leiche, keine Anklage“, hieß es schließlich, also blieb er frei.

Zitat Icon

Ich weiß, meine geliebte Tochter ist längst tot. Sie ist jetzt bei Gott. Ich will nur noch, dass endlich ihre Leiche gefunden wird. 

Jennis Mutter vor zwei Jahren in einem Interview mit der „Krone“

Plötzlich am Polizeiposten aufgetaucht
Auch 50.000 Euro Belohnung für Hinweise brachten nichts. Bis zum Sonntag! Da tauchte Jennis Ex, mittlerweile 32, plötzlich auf dem Polizeiposten in Waidhofen an der Thaya in seiner Waldviertler Heimat auf. Die Last der Schuld war nach all den vielen Jahren doch zu groß. Im Wiener Landeskriminalamt soll er dann im Laufe des Montags ein spätes Geständnis abgelegt haben.

Er war unvorsichtig, redete vom „perfekten Mord“
Wahrscheinlich ahnte er, dass er demnächst ohnehin von den Mordermittlern mit neuen Beweisen überführt worden wäre. Denn so perfekt es Andreas G. geschafft hatte, sein dunkles Geheimnis eine kleine Ewigkeit hindurch für sich zu behalten; so unvorsichtig war er – vielleicht, weil er sich längst völlig sicher fühlte – zuletzt geworden. Er hatte zum Beispiel im privaten Umfeld ausführlich darüber zu reden begonnen, wie ein „perfekter Mord“ funktioniere.

Klar ist mittlerweile auch: Die privaten Grabungen, organisiert von Jennis Familie, an den von ihm einst nachweislich aufgesuchten Orten, hatten ihn nie beunruhigt; er hatte ja gewusst, dass dort keine sterblichen Überreste zu finden sind.

Mit diesem Bild wurde nach der Vermissten gefahndet.
Mit diesem Bild wurde nach der Vermissten gefahndet.(Bild: LPD Wien)
Erinnerungen an Jenni
Erinnerungen an Jenni(Bild: Andi Schiel)
Jennis Mutter suchte seit Jahren auch persönlich nach der Wahrheit.
Jennis Mutter suchte seit Jahren auch persönlich nach der Wahrheit.(Bild: zVg)

Doch wie ist nun diese Dynamik in den Fall gekommen? Andreas G. war durch häusliche Gewalt erneut ins Visier der Ermittler geraten. Der Monteur, der nebenbei weiterhin als Gärtner arbeitete, hatte seine derzeitige Lebensgefährtin bei einem Streit körperlich schwer attackiert. Die Frau wurde dabei verletzt; sie alarmierte die Polizei. Er wurde daraufhin erneut vernommen und dabei nicht bloß zu seinem aktuellen Delikt befragt – sondern, wieder einmal, zu Jennis mysteriösem Verschwinden.

Die Beamten konnten ihn dabei mit neuen Indizien, wie eben seinen „Plaudereien“ darüber, wie ein Verbrechen ganz leicht zu verschleiern sei, konfrontieren – wieder bestritt er allerdings vehement, seine frühere Freundin 2018 umgebracht zu haben. Jetzt packte ihn doch noch die späte Reue.

Menschliche Überreste geborgen
Der Vermisstenkrimi steht damit vor der Klärung. Denn am Montag waren Fahnder mit dem Verdächtigen im Bereich von Allentsteig in Niederösterreich unterwegs. Am späteren Abend wurde bekannt, dass menschliche Überreste geborgen wurden ...

Bei einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag um 12.30 Uhr wollen die Ermittler über neue Entwicklungen in der Causa genauer Auskunft geben.

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