Die Programmpräsentation der Salzburger Festspiele sorgte für Überraschungen. Markus Hinterhäuser macht als Interims-Schauspieldirektor eine beachtliche Figur. Eine Kolumne von Larissa Schütz.
Markus Hinterhäuser ist jetzt 2026 also auch Schauspieldirektor. Und ja, die Parallele zu Mozarts gleichnamiger Oper ist gewollt, denn auch darin geht es um einen Chef, der plötzlich eine Darstellertruppe zusammenstellen muss, Künstler mit starken Eigenheiten und ein Programm, das sich am Ende doch erstaunlich gut sortiert.
Es ist beachtlich, was Markus Hinterhäuser jetzt ausgerechnet in jenem Bereich gelingt, der zuletzt als ungeliebtes Stiefkind galt: dem Schauspiel. Mit gleich zwei Uraufführungen (Peter Handke und Elfriede Jelinek) zieht er plötzlich große Namen wie Asse aus dem Ärmel. Das hätte man ihm, bei aller Demutsgeste bei der Pressekonferenz am Donnerstag, nicht zwingend zugetraut. Auffällig ist, wie spielerisch Hinterhäuser scheinbar sein Netzwerk im Schauspiel aktiviert hat. Ganz beiläufig erwähnte er, dass Handke ihm mit einem „mach damit was du willst“ den Text „Schnee von gestern, Schnee von heute“ quasi ins Haus lieferte. Und auch Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek brachte ihren Wunschregisseur Nicolas Stemann ebenfalls selbst mit.
Im Opernprogramm bleibt es erwartungsgemäß klassischer. Die szenischen Produktionen bewegen sich im vertrauten Kerngeschäft: Mozart, Strauss und eine „Carmen“ mit Hinterhäuser Lieblingskindern Asmik Grigorian und dem umstrittenen Teodor Currentzis, dem er trotz aller öffentlicher Diskussionen die Treue hält. Und ja, natürlich findet man auch im Konzertbereich wieder das Who“s Who der Salzburger Dauergäste. Wonach man dagegen wieder lange sucht, sind die Frauen in führenden Positionen, abseits der Hauptrollen. Abseits von Gabriela Carrizo und Jette Steckel herrscht beispielsweise in der Regie eher diätische Dosis. Gleichzeitig setzen die Festspiele mit einem Konzertschwerpunkt der Komponistin Francesca Verunelli ein deutliches Signal. Man ahnt: Die Diskussion um Sichtbarkeit wird inzwischen ernst genommen.
Vielleicht ist das am Ende die stille Pointe dieses Programms: Während Oper und Konzert erwartbare Größe liefern und die Diskussion um Sichtbarkeit weiterhin drückt, entsteht ausgerechnet dort die größte Erfindungskraft, wo eigentlich nur eine Notlösung geplant war – im Schauspiel-Interim. Die Festspiele ringen mit Umbauten, Personalfragen und politischen Spannungen, doch ausgerechnet in diesem wackeligsten Bereich zeigt sich unerwartete kreative Energie. Not macht also doch erfinderisch.
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