Liza Ulitzka ist verzweifelt. Ihr Ex-Mann ist mit beiden Kindern in Ägypten untergetaucht. Anfang Dezember der zweite Schock: Die heimische Justiz sieht sich nicht zuständig: Eine Verfolgung sei „aus rechtlichen Gründen unzulässig“.
Die Spielsachen liegen noch da, wo Lily (8) und Noah (6) sie im Juli im Kinderzimmer zurückgelassen hatten. Mit Beginn der Sommerferien sind sie mit ihrem Vater für drei Wochen nach Ägypten – der Heimat seiner Familie – aufgebrochen. Doch Lily und Noah kamen nicht mehr zurück. Seither fehlt von den Kindern – beide österreichische Staatsbürger – jede Spur.
Liza Ulitzka ist verzweifelt und spricht von Entführung. Denn mittlerweile sind sie und ihr Mann geschieden und sie hat das alleinige Sorgerecht. Doch der österreichische Staat fühlt sich nicht zuständig.
Er sagte mir: ,Du hast alles verloren.‘ In dem Moment wurde mir klar, dass er sie nie zurückbringen wird. Das Gefühl ist schlimmer als sterben.
Die zweifache Mutter Liza Ulitzka
Ein Leben zwischen den Kulturen
Doch zur Vorgeschichte: Anfänglich glich das Leben von Liza Ulitzka und ihrem Mann einer Bilderbuchfamilie zwischen den Kulturen. 2011 lernte die Wiener Journalistin den angehenden Zahnarzt in Ägypten bei Protesten zum arabischen Frühling kennen. Der gemeinsame Kampf verband. Ehe. Umzug nach Österreich. Eigene Zahnarztpraxis und zwei Kinder. Bis zum Jahr 2023.
Nach und nach radikaler
Ulitzka schildert im Gespräch mit der „Krone“, wie ihr Mann seither Stück für Stück in einen rigiden religiösen Eifer rutschte. Prediger, Gebete, Vorgaben, Verbote. Selbst Zeichentrickfiguren mit Schweinen waren verboten. Die Tochter durfte keine kurzen Hosen mehr tragen. Alltägliche Abläufe wurden religiös aufgeladen. Ein Satz ihres Mannes blieb der Wienerin besonders im Gedächtnis: „Du musst Gott gehorchen – und ich bin dein Gott auf dieser Erde.“
Mann als Gott auf Erden und Bibelverbrennung
Weiterer Tiefpunkt: eine geplante Bibelverbrennung im Garten. Spätestens da war klar, dass ein normaler Umgang nicht mehr möglich war. Die Situation eskalierte weiter. Nach einem Streit musste die Polizei einschreiten und sprach eine Wegweisung aus. Ende vergangenen Jahres startete die Wienerin – inzwischen allein mit den Kindern – das Scheidungsverfahren. Dennoch hielt sie an der Hoffnung fest, die Trennung ohne jahrelangen Krieg zu regeln. „Ich wollte, dass es fair bleibt und für die Kinder aushaltbar“, so Ulitzka.
Im Frühjahr 2025 wurde vor Gericht eine Ferienregelung festgelegt: Drei Wochen mit dem Vater in Ägypten bei seiner Familie, Rückkehr am 19. Juli. Ulitzka hatte Bedenken, machte die Vereinbarung aber trotzdem, weil sie keine weitere Eskalation wollte. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Seither fehlt von den Kindern jede Spur. Ulitzka: „Ich bin mehrmals nach Ägypten geflogen. Ich stieß nur auf eine Mauer des Schweigens.“
Keine österreichische Zuständigkeit
Mittlerweile ist die Scheidung durch. Das Gericht sprach ihr die alleinige Obsorge zu. Mit dem Urteil und neuer Hoffnung im Gepäck folgte eine Anzeige wegen Kindesentziehung. Nun der Schock: Am 1. Dezember 2025 erhält sie Post von der Staatsanwaltschaft Wien. Die Ermittlungen werden eingestellt. Begründung: Die Kinder hätten sich „zum Zeitpunkt der Entziehung der Obsorgeberechtigung bereits in Ägypten“ befunden; das „Verborgenhalten durch einen ägyptischen Staatsangehörigen in Ägypten“ falle daher nicht in die österreichische Zuständigkeit.
Ulitzka versteht die Welt nicht mehr: „Dem Staat sind also zwei österreichische Kinder in Ägypten scheinbar egal. Jetzt sind die ägyptischen Behörden meine letzte Hoffnung, meine Kinder jemals wiederzusehen.“
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