Shakespeare pur

„Sommernachtstraum“ wie damals in der Josefstadt

Kultur
21.11.2025 09:38

Eine Demonstration an der Josefstadt: Ernst Josef Köpplinger inszeniert Shakespeare ohne Wenn und Aber mit einem ausgezeichneten Ensemble.

Keine Videos, keine Gesichtsmikrofone, keine Herren in Strapsen, kein Pop. Und vor allem: nur Shakespeare, in der unerreichten Übersetzung August Wilhelm Schlegels, ohne ein Wort Wikipedia-Pädagogik. Was man in der Abenddämmerung der Ära Föttinger an der Josefstadt zu sehen bekommt, ist nicht weniger als eine Demonstration. So wie hier der „Sommernachtstraum“ mit dickstem Pinsel ausgemalt wird, fühlen sich reifere Besucher an die Jugendzeit erinnert: damals, als einander Wiener Theatergrößen in Krems oder Grein trafen, um in der Sommerfrische Klassiker vom Blatt zu spielen.

Zeitlos im Originalklang
Das ist so alt, dass es sich schon wieder avantgardistisch ausnimmt. Man würde sogar gern auf die übermannshohen Neonröhren verzichten, die Walter Vogelweider in sein sonst stilsicheres Bühnenbild gestellt hat. Ein Gesangsquartett empfängt das Publikum mit elisabethanischem Originalklang, die Kostüme sind dezent zeitlos, und der Weber Zettel trägt sogar einen echten Eselskopf. Mit anderen Worten: Der Münchner Intendant Ernst Josef Köpplinger, selbst lang als Kandidat für die Josefstadt-Direktion im Spiel, argumentiert frontal gegen die Postdramatik, die nach endloser Dominanz ihren allmählichen Rückzug ankündigt.

Fabulöses Können und Pointensicherheit
Das Gelingen hängt da einzig von den Schauspielern ab. Und die lassen bedauern, dass man ab Herbst nicht mehr allen wiederbegegnen wird. Die Jungen spielen sich die Seelen aus dem Leib: bei Melanie Hackl, Juliette Larat (beide im Abgang), Julian Valerio Rehrl und Tobias Reinthaller fliegen die Fäuste. Michael Dangl und Sandra Cervik (in den Doppelrollen der Herrscherpaare) beeindrucken durch souveräne Textbehandlung, Alexander Absenger ist ein erotisch involvierter Puck, Michael Königs knöcherner Egeus und Soi Schüsslers grantige Elfe gefallen.

Der Clou aber sind die Rüpel, die Fabulöses an Können und Pointensicherheit aufbieten: Wolfgang Hübschs Squenz und Robert Meyers Zettel treiben einem Tränen des Vergnügens ins Auge, Günter Franzmeier, Boris Pfeifer und Johannes Seilern ergänzen kongenial.

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