Nach dem Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnlinie nahe Warschau rechnet Polen nun damit, dass Moskau hinter dem Sabotageakt steckt. Dieser hätte noch deutlich schlimmer ausfallen sollen als angenommen. Mittlerweile konnten zwei Verantwortliche identifiziert werden.
Der Aufruhr war gewaltig, eine Sondersitzung des Komitees für nationale Sicherheit der Regierung wurde einberufen. Jacek Dobrzynski, Sprecher des Geheimdienstkoordinators in Warschau, erklärte später: Alles deute darauf hin, dass die Auftraggeber des Sabotageaktes die russischen Geheimdienste seien. Die Regierung geht davon aus, dass die Explosion unweit der Ortschaft Mika 100 Kilometer südöstlich von Warschau das Ziel hatte, einen Zug in die Luft zu sprengen.
Am Sonntag waren auf der Trasse von der Hauptstadt Warschau nach Lublin im Osten des Landes Gleise durch eine Sprengladung zerstört worden. Der Schaden wurde rechtzeitig von einem Lokführer bemerkt und an die Leitstelle gemeldet, die die Strecke vorübergehend sperrte. Es gab noch zwei weitere Beschädigungen der gleichen Trasse. Die Staatsanwaltschaft und der Geheimdienst ermitteln.
Zwei Täter aufgespürt
Nach Regierungsangaben konnten nun zwei Täter ausfindig gemacht werden. Die beiden seien Ukrainer und hätten mit dem russischen Geheimdienst zusammengearbeitet, erklärte Polens Ministerpräsident Donald Tusk vor Abgeordneten. Sie hätten sich nach Belarus abgesetzt.
„Die russischen Dienste wollen unsere Gesellschaft destabilisieren, sie wollen Angst verbreiten“, sagte Dobrzynski weiter. Die Ermittler würden die Angelegenheit jedoch vollständig aufklären.
Polen wird für bestimmte Bahnstrecken die Alarmstufe erhöhen. Zum Schutz wichtiger Infrastruktur werde das Militär eingesetzt, kündigte Ministerpräsident Donald Tusk an. „Der Chef des Inlandsgeheimdienstes und der Innenminister haben mich aufgrund terroristischer Bedrohungen gebeten, die dritte Terrorwarnstufe ‘Charlie‘ einzuführen“, sagte Tusk. „Diese Stufe gilt für bestimmte Bahnstrecken, während im Rest des Landes die zweite Warnstufe verbleibt.“
Über Polens Bahnnetz gehen Militärtransporte in die Ukraine
Im EU- und NATO-Land Polen, das einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine ist, herrscht seit Kriegsbeginn Angst vor russischen Sabotageakten. Besonders das Eisenbahnnetz gilt als mögliches Ziel, denn viele Militärtransporte in die Ukraine laufen über Polen in das Nachbarland. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.
Im vergangenen Jahr hatte Polens Regierung bereits russische Geheimdienste für einen Großbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau verantwortlich gemacht. Im Oktober wurden zudem acht Personen wegen des Vorwurfs, im Auftrag Moskaus Sabotageakte geplant und Spionage betrieben zu haben, festgenommen.
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