Polen hat dem russischen Konsulat in Krakau mit sofortiger Wirkung die Betriebserlaubnis entzogen. Als Begründung nennt Außenminister Radosław Sikorski Beweise, die eine Beteiligung russischer Geheimdienste an einem verheerenden Großbrand in einem Warschauer Einkaufszentrum im Mai vergangenen Jahres nahelegen.
„Infolge der Beweise, dass russische Geheimdienste für den verwerflichen Sabotageakt gegen das Einkaufszentrum Marywilska verantwortlich sind, habe ich die Entscheidung getroffen, die Genehmigung für das russische Konsulat in Krakau zu widerrufen“, schrieb Sikorski am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter).
Feuer brach an mehreren Orten gleichzeitig aus
Bereits am Sonntag hatte der polnische Premierminister Donald Tusk erklärt, man wisse „mit Sicherheit“, dass der russische Geheimdienst hinter dem Brand stecke. Das Feuer hatte rund 1400 Geschäfte und Dienstleistungseinrichtungen im Einkaufszentrum „Marywilska 44“ in Warschau zerstört. Verletzt wurde niemand. Die Ermittlungen ergaben, dass das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen war – ein Indiz für vorsätzliche Brandstiftung.
Die polnische Polizei hat mehrere mutmaßliche Täter festgenommen und weitere Personen identifiziert, nach denen gefahndet wird. Laut Innen- und Justizministerium habe man „umfassende Erkenntnisse über den Ablauf der Tat“ gesammelt. Teile der Sabotage seien sogar dokumentiert worden.
Moskau kündigt Gegenmaßnahmen an
Russland bestreitet jede Beteiligung an dem Brandanschlag. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums bezeichnete Polens Entscheidung als Teil einer Politik, die darauf abziele, die bilateralen Beziehungen absichtlich zu zerstören. Moskau kündigte Gegenmaßnahmen an und warf Warschau vor, gegen die Interessen seiner eigenen Bürger zu handeln.
Der diplomatische Konflikt verschärft sich damit weiter. Schon im Oktober 2023 hatte Polen angekündigt, das russische Konsulat in Posen zu schließen – ebenfalls wegen mutmaßlicher russischer Sabotage. Russland reagierte damals mit der Schließung des polnischen Konsulats in Sankt Petersburg.
Verheerender Brand kein Einzelfall?
Ein möglicher Zusammenhang besteht zudem mit einem Brandanschlag auf eine Ikea-Filiale in Litauen im März 2024, wenige Tage vor dem Feuer in Warschau. Auch in diesem Fall machte die litauische Staatsanwaltschaft den russischen Militärgeheimdienst verantwortlich.
Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Warschau und Moskau haben sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nochmals verschärft. Polen sieht sich wegen seiner Rolle als logistische Drehscheibe für die Ukraine-Hilfe verstärkt russischen Sabotageakten, Cyberangriffen und Desinformationskampagnen ausgesetzt.
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