Viele österreichische Politikerinnen und Politiker haben am Freitag der Opfer der Novemberpogrome vor 87 Jahren gedacht (siehe Video oben). Darunter waren etwa Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Grünen-Chefin Leonore Gewessler und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) ließ sich hingegen nicht blicken.
Das könnte damit zu tun haben, dass die Israelische Kultusgemeinde (IKG) Gespräche mit Rosenkranz und der FPÖ insgesamt ablehnt. Dabei verweist sie auf zahlreiche antisemitische Vorfälle innerhalb der Partei. Wie berichtet, wurde Rosenkranz zudem im vergangenen Jahr daran gehindert, einen Kranz beim Denkmal am Judenplatz in Wien niederzulegen. Demonstrierende der „Jüdischen Österreichischen Hochschüler:innen“ hatten eine Menschenkette gebildet und ihn am Zugang gehindert. „Wir wollen nicht mit Ihnen gedenken, wir wollen nicht, dass Sie unseren Vorfahren ins Gesicht spucken“, hieß es in Richtung Rosenkranz.
Der Nationalratspräsident ließ sich in diesem Jahr von der dritten Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) vertreten. Gemeinsam mit Babler, Gewessler, Ludwig und anderen Politikerinnen und Politikern (z.B. NEOS-Chef Yannick Shetty und Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP)) erinnerte sie bei einer Kranzniederlegung an der Shoah-Namensmauer im Wiener Ostarrichipark an die Pogrome.
In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 waren im gesamten „Deutschen Reich“ systematisch Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und Jüdinnen und Juden misshandelt worden. In Österreich waren damals mindestens 30 Menschen getötet worden, 7800 verhaftet und etwa 4000 sofort in das Konzentrationslager Dachau deportiert worden.
„Gewalttaten und Beleidigungen an der Tagesordnung“
Jüdinnen und Juden seien in Österreich heute sicher, sagte der Präsident der IKG, Oskar Deutsch, am Freitag. Allerdings steige die Zahl der Übergriffe wieder und aktuelle Entwicklungen wie die Sicherstellung von Waffen der Hamas in Wien zeigten, dass die Gefahr näherrücke. „Es sind alle Leute gefordert, aufzustehen und zu sagen ‘das geht nicht‘“, sagte er.
Auch mehrere Kulturschaffende machten in einem offenen Brief auf antisemitische Vorfälle in Österreich aufmerksam, darunter die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und Schauspieler Cornelius Obonya. „In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten waren es Appelle an die Zivilcourage, die uns wach halten sollten. Sie haben ihre Wirkung offensichtlich verfehlt: Was wir sehen, ist eine ständige Grenzverschiebung des Sagbaren, und antisemitische Übergriffe, Beleidigungen und Gewalttaten sind an der Tagesordnung“, heißt es darin.
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