Die Kritik an den saftigen Gehaltsanpassungen in der Wirtschaftskammer (WKO) reißt nicht ab. Nach Grünen, NEOS und der Wiener Industriellenvereinigung schlägt nun auch die FPÖ scharfe Töne an. „Hier erleben wir einmal mehr die klassische ÖVP-Politik: Den Menschen, die wenig haben, das Geld auch noch wegnehmen, aber sich selbst die Taschen vollstopfen“, zeigt sich der blaue Generalsekretär Michael Schnedlitz erzürnt. Er fordert den Rücktritt von WKO-Präsident Harald Mahrer.
Wie die „Kronen Zeitung“ berichte, stiegen die Funktionsentschädigungen der WK-Präsidenten und Vizepräsidenten in einigen Bundesländern heuer teilweise um bis zu 60 Prozent an.
Für die österreichweit rund 5800 Kammerangestellten wird das Gehaltsplus 2026 mit 4,2 Prozent ab dem zweiten Halbjahr deutlich weniger betragen.
Mahrer Doppelbezug laut Gutachten rechtlich unproblematisch
WKO-Präsident Harald Mahrer erhält in dieser Funktion aktuell 15.000 Euro, nach Angaben der „Krone“ gab es für ihn heuer im Juli eine Erhöhung von rund 2600 Euro. Zusätzlich bekommt er als Präsident der Nationalbank 88.000 Euro pro Jahr. Laut Gutachten des Verfassungsdienstes im Kanzleramt ist der Doppelbezug rechtlich unproblematisch.
Alle Beträge sind brutto und werden monatlich, 12-mal jährlich, ausgezahlt. Die Erhöhung bezieht sich auf 2024.
Wirtschaftskammer Österreich
Präsident: 15.158,60 Euro (+21 Prozent)
Vizepräsident (gewählt): 7.579,30 Euro (+27 Prozent)
Wirtschaftskammer Wien
Präsident: 14.075,82 Euro (+21 Prozent)
Vizepräsident (gewählt): 7037,91 Euro (+62 Prozent)
Wirtschaftskammer Burgenland
Präsident: 10.827,55 Euro (+55 Prozent)
Vizepräsident: 3789,65 Euro (+63 Prozent)
Wirtschaftskammer Niederösterreich
Präsident: 14.075,82 Euro (+51 Prozent)
Vizepräsident: 7037,91 Euro (+102 Prozent)
Wirtschaftskammer Steiermark
Präsident: 10.827,55 Euro (+55 Prozent)
Vizepräsident: 4926,54 Euro (+41 Prozent)
Wirtschaftskammer Kärnten
Präsident: 6976,50 Euro (+0 Prozent)
Vizepräsident: 2325,40 Euro (+0 Prozent)
Wirtschaftskammer Oberösterreich
Präsident: 9853,07 Euro (+41 Prozent)
Vizepräsident: 4926,54 Euro (+41 Prozent)
Wirtschaftskammer Salzburg
Präsident: 10.394,99 Euro (+49 Prozent)
Vizepräsident: 3464,06 Euro (+49 Prozent)
Wirtschaftskammer Tirol
Präsident: 10.394,40 Euro (+49 Prozent)
Vizepräsident: 3.464,80 Euro (+62 Prozent)
Wirtschaftskammer Vorarlberg
Präsident: 6976,50 Euro (+15 Prozent)
Vizepräsident: 2325,40 Euro (+15 Prozent)
WKO kontert: „Es gab jahrzehntelang keinen Inflationsausgleich“
Was die Funktionärsentschädigung auf Bundesebene betrifft, soll es nächstes Jahr jedenfalls keine Erhöhung geben, hatte die WKO am Donnerstag mitgeteilt. Argumentiert werden die Erhöhungen damit, dass es teilweise jahrzehntelang keinen Inflationsausgleich gegeben habe. Einzig der Bezug des Kammerchefs in Kärnten wurde zuletzt nicht erhöht. Die Entscheidung über die Anpassung liegt in den jeweiligen Länderkammern.
FPÖ will WKO-Zwangsmitgliedschaft bekämpfen
„Mahrer ist der größte Gagenkaiser der WKO und reif für den Rücktritt. Aber nicht nur das: Angesichts der katastrophalen Lage der heimischen Wirtschaft ist es auch höchst an der Zeit, endlich die Zwangsmitgliedschaft in der Wirtschaftskammer zu beenden“, poltert FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Er fordert die Rückabwicklung dieser teilweise exorbitanten Gehaltssprünge.
Mahrer ist der größte Gagenkaiser der WKO und reif für den Rücktritt.

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz
Bild: APA/HANS KLAUS TECHT
Was ihm zufolge bei Mahrer noch erschwerend hinzukomme, sei der Umstand, dass er auch als Präsident der Österreichischen Nationalbank „ordentlich verdient“.
„Spüren die sich eigentlich noch?“
Die WKO-Gehaltserhöhungen führen auch bei anderen Parteien zu teils heftiger Kritik. „Spüren die sich eigentlich noch?“, fragte etwa die grüne Wirtschaftssprecherin Elisabeth Götze. „Wer Sparsamkeit bei allen anderen einfordert, von dem würde man erwarten, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen“, meinte sie.

Für NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos hat die Wirtschaftskammer „jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren“. Der Wiener IV-Präsident Christian Pochtler nennt die Erhöhung „unsensibel und ein fatales Signal“.
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