Seit 100 Jahren galten die wertvollen Juwelen der Familie Habsburg als verschollen – nun ist, wie „Krone“ und „New York Times“ vorab berichteten, ein Teil in Kanada aufgetaucht. Doch wem gehören die Edelsteine und Schmuckstücke? Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) lässt nun prüfen, ob die Republik Österreich Ansprüche auf die Diamanten haben könnte – besonders auf den sagenumwobenen „Florentiner“.
Der Besitz der Kaiserfamilie Habsburg bestand vor 1918 zum Teil aus Privat- zum anderen aus Staatsvermögen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie in Österreich wurden durch das sogenannte „Habsburgergesetz“ wesentliche Teile des Vermögens, darunter auch Kunstschätze, zum Staatsvermögen erklärt.
Sagenumwobener „Florentiner“
Unter den nun aufgetauchten Juwelen befindet sich auch der lange als verschollen geglaubte Florentiner Diamant, auch bekannt unter dem Namen „Österreicher“ oder „Großherzog der Toskana“. Der gelbe Diamant zählt mit zuletzt 137,2 Karat zu den größten Edelsteinen der Welt.
Um seine Herkunft ranken sich zahlreiche Geschichten. Relativ sicher ist, dass der Diamant als Kriegsbeute nach Italien kam. In Besitz der Habsburger kam er wohl über den Ehemann Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, der auch Großherzog der Toskana war. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Name des „Florentiners“.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war der „Florentiner“ zusammen mit anderen Teilen des Kronschatzes im Gewölbesaal der Hofburg ausgestellt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurden die Juwelen in die Schweiz geschafft, danach verliert sich die Spur.
Wiener Juwelier bestätigte Echtheit
Nach Angaben Karl Habsburgs, dem Enkel des letzten österreichischen Kaisers, hatte Kaiserin Zita, die Witwe Karls I., die Juwelen in einem braunen Koffer nach Kanada gebracht. Das Versteck liege in der französischsprachigen Provinz Québec. Der Wiener Juwelier Christoph Köchert kam in einem Gutachten zu dem Schluss, dass die in Kanada aufgetauchten Schmuckstücke echt sind.
Neben dem gelben Diamanten befindet sich auch eine Smaragduhr, die Kaiserin Maria Theresia ihrer Tochter Marie-Antoinette schenkte, sowie zahlreiche weitere Gegenstände noch in Kanada.
Die Habsburger wollen den Schmuck vorerst in Kanada ausstellen lassen, doch da könnte ihnen nun die Republik Österreich einen Strich durch die Rechnung machen. Denn das im Verfassungsrang befindliche Habsburgergesetz von 1919 ermöglichte eine fast ganzheitliche Beschlagnahmung des Vermögens der Herrscherfamilie – auch wenn sich die Vermögenswerte nicht auf österreichischem Boden befinden.
Eigentum der Republik?
Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) will daher unverzüglich prüfen lassen, ob die Juwelen Staatseigentum sind: „Falls sich herausstellt, dass der Florentiner Diamant Eigentum der Republik Österreich ist, werde ich den Prozess zur Rückholung des Juwels einleiten. Mein Büro steht diesbezüglich außerdem schon in Kontakt mit der österreichischen Botschaft in Kanada.“
Die Familie Habsburg hatte über die Jahre immer wieder gegen das Gesetz protestiert, 2011 hatte es dann eine Änderung bezüglich des passiven Wahlrechts für die einstige Kaiserfamilie in Österreich gegeben. Der Passus bezüglich der Übernahme des Familieneigentums blieb aber unangetastet und hat damit de facto weiterhin Gültigkeit.
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