Deutsche Justiz aktiv

Das zerbrochene Heldenbild des Ex-SOS-Präsidenten

Österreich
07.11.2025 08:52

Der langjährige und 2024 verstorbene Präsident von SOS-Kinderdorf Helmut Kutin rückte zuletzt wegen seines Umgangs mit einem mutmaßlich pädophilen Großspender in den Fokus. Er soll ihm wissentlich Zugang zu Kindern in Nepal ermöglicht haben – auch nachdem der Mann dort Kinder missbraucht haben soll. Die deutsche Justiz soll gegen Kutin bis zu seinem Tod ergebnislos ermittelt haben.

War er ein Mitwisser? Er galt als Leitfigur und „Großvater für die Kinder der Welt“, verstarb im Jahr 2024 ohne jegliche Konsequenzen für seine mögliche Mithilfe zur Ausübung pädophiler Neigungen. Bereits vergangene Woche wurde bekannt, dass der langjährige Präsident des SOS-Kinderdorfs Helmut Kutin einem mutmaßlichen Großspender aus Niederösterreich Zugang zu Kindern aus Nepal ermöglicht haben soll.

Zunächst ging man davon aus, er habe nichts von dessen pädophilen Neigungen gewusst. Inzwischen wurde bekannt: Kutin soll dem Großspender Zugang zu Kindern gewährt haben, auch nachdem dieser mehrere Kinder missbraucht haben soll und Besuchsverbot bekam.

Deutsche Justiz ermittelte bis zu Kutins Tod
Fast täglich kommen bruchstückhaft neue Informationen zu dem Skandal-SOS-Kinderdorf zutage, die den Verdacht auf ein Netzwerk aus Gewalt und Missbrauch erhärten. Wie der „Kurier“ am Donnerstag berichtete, habe die deutsche Justiz in diesem Zusammenhang Ermittlungen gegen Kutin begonnen, die aber mit dessen Tod 2024 eingestellt wurden, ohne dass die Vorwürfe geklärt werden konnten. 

Eine von SOS-Kinderdorf International eingesetzte Kommission (die „Independent Special Commission“, ISC) habe 2023 rund um den Missbrauchsfall des Großspenders „Fehlverhalten durch Helmut Kutin festgestellt“. Es hätten „fortgesetzte Gespräche mit den Strafverfolgungsbehörden“ stattgefunden, und „die Staatsanwaltschaft hat erste Ermittlungen aufgenommen“. Um welche Tatbestände es ging, ist unklar. Aufgrund der laufenden Untersuchungen sei es zunächst nicht möglich gewesen, öffentlich darüber zu berichten.

Entzug der Ehrenpräsidentschaft
Für „SOS-Kinderdorf weltweit“ mit Sitz in München waren die Vorwürfe gegen Kutin aber offenbar derart schwer, dass der Verein im November 2023 den Ausschluss der langjährigen Führungsfigur beschlossen hat, zugleich wurde Kutin die Ehrenpräsidentschaft entzogen. Im selben Jahr wurde ihm – ohne es öffentlich zu kommunizieren – infolge der Nepal-Vorwürfe auch beim Dachverband SOS-Kinderdorf International die Ehrenmitgliedschaft entzogen, so der „Kurier“.

Skandalös wirkt auch das zerrüttete Verhältnis zwischen dem österreichischen Verband und dem internationalen Dachverband – beide sind in Innsbruck ansässig. Während in Deutschland die Vorwürfe gegen Kutin längst bekannt waren, galt er in Österreich noch als gefeierter Ehrenpräsident.

Zwei Kommissionen eingesetzt
2021 setzte Österreich die Kommission „Independence Childcare Commission“ ein, um den Hinweisen aus dem Ausland nachzugehen. Auch der Dachverband beauftragte zeitgleich die bereits erwähnte Kommission „ISC“ (Independent Special Commission). Der Bericht der Kommission fiel deutlich ergiebiger aus. In dem 2023 veröffentlichten Dokument sind schwere Vorwürfe gegen Ex-Präsident Kutin sowie Funktionäre aus Nepal und Österreich rund um einen Großspender-Fall festgehalten – allerdings ohne Namen zu nennen.

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