Die russische Armee behauptet, dass ukrainische Truppen in den heftig umkämpften Städten Pokrowsk und Kupjansk eingekreist und von ihren Nachschublinien abgeschnitten seien. Nun erging an Kiew die Aufforderung, in den betroffenen Gebieten zu kapitulieren.
Es seien mehrere Versuche ukrainischer Einheiten abgewehrt worden, aus dem umzingelten Pokrowsk auszubrechen. Zudem rückten russische Truppen dort weiter nach Norden vor. Die Ukraine bestreitet die russischen Angaben vehement und erklärte am Dienstag, dass Einheiten des Geheimdienstes HUR erfolgreich vorgedrungen seien und in Pokrowsk Angriffe auf die russischen Kräfte führen würden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Meldungen nicht.
Russische Militärblogger: Niemand kontrolliert Pokrowsk
Anders als bei früheren Frontalangriffen auf andere Städte setzte das russische Militär zuletzt auf Zangenbewegungen, um die ukrainischen Streitkräfte einzukreisen. Zugleich störten kleine, hochmobile Einheiten und Drohnen die Logistik und sorgten für Verunsicherung und Verwirrung hinter den ukrainischen Linien. Russische Militärblogger bezeichneten die durch diese Taktik entstandene Lage als eine „Grauzone“, in der keine der beiden Seiten die volle Kontrolle habe, was für die Ukraine jedoch extrem schwer zu verteidigen sei.
Russland versucht seit 2024, Pokrowsk einzunehmen, das als „Tor zur Region Donezk“ gilt. Ziel ist die Eroberung des gesamten Donbass, von dem die ukrainischen Streitkräfte noch etwa zehn Prozent oder 5000 Quadratkilometer kontrollieren. Karten vom Schlachtfeld zufolge sind die russischen Streitkräfte nur wenige Kilometer von einer vollständigen Umzinglung von Pokrowsk entfernt. Zudem kontrollieren sie demnach einen erheblichen Teil von Kupjansk und rücken auf der Hauptstraße zur Stadt vor.
Militärexperte hält russische Kontrolle über Donbass für möglich
Fast vier Jahre nach Beginn des Angriffskrieges rücken russische Truppen auch in den Regionen Charkiw und Dnipropetrowsk im Osten der Ukraine vor. Nach eigenen Angaben kontrolliert das russische Militär inzwischen mehr als 19 Prozent der Ukraine, was etwa 116.000 Quadratkilometern entspricht. Der österreichische Militärexperte Franz-Stefan Gady hat kürzlich die Front in der Ostukraine besucht und hält es durchaus realistisch, dass die Russen ihr Ziel für 2026 erreichen, „den gesamten Donbass unter Kontrolle zu bringen“. In Pokrowsk sei die Lage besonders brenzlig, „einigen Hundert Ukrainern droht dort die Einkesselung“, so Gady in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.
Bundesheer-Oberst Markus Reisner, der ebenfalls regelmäßig den Frontverlauf in der Ukraine für diverse Medien – darunter auch die „Krone“ – analysiert, sieht bereits Anzeichen dafür, dass Pokrowsk gefallen ist. „Die Ukraine ist im Überlebensmodus“, lautet der Befund des Österreichers in einem aktuellen Interview mit dem Nachrichtensender ntv.
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