Menschen sterben und die Politik flüchtet sich von einem „Gipfel“ in den nächsten. Zu lange wurde gestritten und zugesehen. Der Dschungel an Kompetenzen in der Gesundheitspolitik muss endlich gerodet werden.
Nach Vorfällen wie jüngst in Oberösterreich ist das Land in Alarmstimmung. Was ist in unserem Gesundheitssystem los? Bei der „Krone“ langten viele empörte und besorgte Nachrichten ein. Die Forderung nach einem restriktiven und raschen Handeln ist unüberhörbar. Die Zeit des Redens ist vorbei. Hier einige zentrale Punkte:
Föderalismus entwirren.
Gemeindebundpräsident Johannes Pressl und Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler heizten die Debatte um die Verschiebung der Gesundheitskompetenzen von den Ländern hin zum Bund neu an. Das stößt auf Widerstand. Fest steht, es braucht klar definierte Verantwortungsbereiche. In Niederösterreich sind beispielsweise vier Landesräte aus drei Parteien mit Gesundheitsagenden befasst. Absurdistan lässt grüßen.
Grenzen überwinden.
Seit Langem wird vor allem im Osten über die Versorgung von Gastpatienten aus dem Wiener Umland in der Bundeshauptstadt diskutiert. Lösungsansätze liegen auf dem Tisch. Es geht wieder ums Geld. In Wien blieb man zuletzt auf mehr als 600 Millionen Euro in nur einem Jahr sitzen, weil die im Finanzausgleich ausverhandelte Summe nicht ausreicht. Das Denken in Landesgrenzen muss überwunden und eine Finanzierung aus einer Hand gewährleistet werden. Die Leistung muss dort bezahlt werden, wo sie am besten, effizientesten und am kostengünstigsten ist.
Weichen Sie längst auf teure Wahlärzte aus, weil Sie keine Zeit zu verlieren haben? Sind Sie mit den angebotenen Behandlungen (un)zufrieden? Wie viel zahlen Sie monatlich in das System der Krankenkassen ein – und bekommen Sie genug dafür? Wo muss das Gesundheitswesen dringend sparen und wo muss viel mehr Geld hineingepumpt werden? Wurden Sie Opfer einer falschen Behandlung, eines Kunstfehlers, oder wo wurden Sie sensationell gut versorgt? Was haben Sie erlebt mit Ärzten, Pflegern, der Rettung – gutes wie weniger gutes.
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Tun statt reden.
Die untereinander zerstrittenen ÖGK und Ärztekammer, aber auch Länder und Bund kochen ihre eigenen Süppchen. Mit einem wenig schmackhaften Resultat. Ein System, das sich durch Willkür und Ineffizienz auszeichnet. Höchste Zeit, die Versorgung aus Sicht der Patienten zu denken. Sie sind es, die dieses System finanzieren.
Kassenverträge.
Es kann nicht sein, dass ein Kassenkardiologe im Burgenland für dieselbe Leistung andere Tarife verrechnet als sein Kollege zehn Kilometer weiter entfernt in Niederösterreich. Wir brauchen endlich einheitliche Leistungskataloge und faire Bedingungen für alle.
Wahlärzte-Wildwuchs eingrenzen.
Das geht freilich nur mit mehr Kassenverträgen – auch wenn das heißt, dass manche Ärzte aus Spitälern in die Niederlassung wechseln. Gleichzeitig muss Schluss sein mit Zweigleisigkeit, wo jemand 20 Stunden im Spital arbeitet und daneben als Wahlarzt dazuverdient.
Patientenlenkung.
Angegangen werden soll das Thema bekanntlich durch einen Ausbau der noch aus Zeiten der Corona-Pandemie bekannten Notrufnummer 1450. Sie soll bereits 2026 zum „Gesundheitsnavigationssystem“ für ganz Österreich ausgebaut werden. Als Musterbeispiel gilt Niederösterreich, wo sich der Service bereits vor der Pandemie gut etabliert hatte. In anderen Ländern wie in der Steiermark funktioniert das weniger gut.
Verbessern von Betten-, Personal- und Datenmanagement.
Experten kritisieren mangelnde Effizienz beim Einsatz von Ressourcen in einem sehr teuren Gesundheitssystem. Das reicht von zu wenig medizinischem Personal in gewissen Spitälern bis hin zu fehlenden Betten und Not-Teams. Einen wesentlichen Schwachpunkt hat auch Corona offenbart. Die mangelhafte Vernetzung mit Daten der Krankenanstalten und Regionen. Sie ist es teils immer noch. Das öffnet Gefahrenzonen bei Akutfällen wie jenem in Oberösterreich. Wo jede Sekunde über Leben oder Tod entscheiden kann.
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