Patientin abgewiesen

Frau tot: Spitalsdrama zeigt komplettes Versagen

Oberösterreich
27.10.2025 08:00

Der Tod einer Frau im Klinikum Rohrbach (die „Krone“ deckte den Fall auf) löst jetzt heftige Reaktionen aus: Die Politik zeigt sich erschüttert, die zuständige Gesundheitspolitikerin Christine Haberlander (ÖVP) ordnete eine Untersuchung an. Das Spitalsdrama zeigt jedenfalls ein komplettes Versagen.

Die Enthüllung der „Krone“ ist das Gesprächsthema im Land – in den betroffenen Krankenanstalten ebenso wie in der Öffentlichkeit. Ein Kommentar auf krone.at lautet etwa so: „Nicht die völlig überlasteten Krankenhäuser sind schuld! Unser Gesundheitssystem selbst ist krank. Es ist weder zeitgemäß noch leistbar. Immer wieder entscheiden politische Laien über medizinische Notwendigkeiten. Hauptsache, die Zahlen stimmen, und der Wähler ist zufrieden.“

Verwandten war gar nicht klar, wie dramatisch Kampf um das Leben war
Die „Krone“ konnte am Sonntag mit einer Angehörigen der verstorbenen Mühlviertlerin sprechen. Sie war selbst bei der Beerdigung der Rohrbacherin, wusste aber zunächst nicht, wie tragisch der Kampf um das Leben tatsächlich gewesen war.

Das Kepler Universitätsklinikum in Linz war ausgelastet, ebenso Spitäler in Wels, St. Pölten und ...
Das Kepler Universitätsklinikum in Linz war ausgelastet, ebenso Spitäler in Wels, St. Pölten und Passau.(Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)

Wie berichtet, ging die Geschäftsfrau am 14. Oktober gegen 19 Uhr in die Notfallaufnahme des Klinikums Rohrbach. Die 55-Jährige klagte über Schmerzen in der Brust. Die Ärzte erkannten den Ernst der Lage und ordneten eine Untersuchung im CT an. Um 21.10 Uhr war klar: „Es liegt ein hochakutes, lebensbedrohliches Krankheitsbild vor“, bestätigt Christine Dörfel von der OÖ Gesundheitsholding (OÖG).

Die Diagnose ergab eine Stanford-A-Dissektion, die im Mühlviertel nicht behandelt werden kann. Die Ärzte bemühten sich, die in Lebensgefahr schwebende Frau ins Linzer Kepler Uniklinikum fliegen zu lassen. Aus dem wichtigsten Krankenhaus Oberösterreichs kam aber eine Absage: „Zum betreffenden Zeitpunkt war das Herzteam mit einem hochkomplexen Notfall-Eingriff gebunden, zudem war die Intensivstation vollständig ausgelastet“, sagt Dörfel.

Die Suche nach einem freien Spital dauerte für die Patientin zu lange.
Die Suche nach einem freien Spital dauerte für die Patientin zu lange.(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Weitere Versuche, die Frau zu Spezialisten zu bringen, schlugen ebenso fehl. Keine Kapazitäten gab es auch im Klinikum Wels-Grieskirchen, Passau und St. Pölten. Angefragt wurde auch in Salzburg, wo grünes Licht gegeben wurde. Nur: Die Patientin starb noch vor ihrer Überstellung.

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Es darf nicht sein, dass ein Mensch stirbt, weil im entscheidenden Moment kein Platz für eine lebensrettende Operation verfügbar ist.

Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) fordert eine Klärung des Falls

Transporte per Helikopter sind auch in der Nacht möglich
Ein Flug nach 21 Uhr wäre auf jeden Fall möglich gewesen. Der ÖAMTC lässt einen Teil seiner Christophorus-Flotte auch in der Nacht aufsteigen. Erfolgreich war so ein Einsatz etwa im März 2018, als ein Mann in Hinterstoder um Mitternacht einen Riss im Aortenbogen erlitt. Die Crew von Christophorus 14 flog den Patienten damals nach Wels, er überlebte.

„Wir steuern auf ein totales Systemversagen hin“
Wie geht es nach diesem Drama in der Notaufnahme jetzt weiter? Fraglich ist, ob der Fall auch strafrechtlich relevant wird. Eine Anzeige oder Sachverhaltsdarstellung ist bei der Justiz jedenfalls noch nicht eingelangt. Auch seitens des Spitals gibt es (noch) keine Anzeige.

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Es ist für mich völlig unverständlich, dass hier weder im Bundesland noch über Bundesländergrenzen hinweg eine rasche Hilfe möglich war.

LH-Stellvertreterin Christine Haberlander, ÖVP

Die für das Gesundheitswesen in Oberösterreich verantwortliche Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) ordnete eine Untersuchung der Geschehnisse an. In einer Stellungnahme sagt sie: „Der Tod dieser Frau ist menschlich eine Tragödie, und mein Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen. Es ist für mich völlig unverständlich, dass hier weder im Bundesland noch über Bundesländergrenzen hinweg eine rasche Hilfe möglich war.“

Einer der größten Kritiker der Entwicklungen im Gesundheitsbereich ist SPÖ-Abgeordneter Peter Binder. Er ist auch Aufsichtsrat der OÖG und zeigt sich sprachlos: „Es ist für mich kaum fassbar, dass so etwas in unserer Spitalslandschaft überhaupt möglich ist. Bei mir mehren sich massive Hinweise, dass wir auf ein Total-Systemversagen zusteuern, wenn wir nicht rasch handeln!“

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