Präsident geflohen

Armee-Einheit übernimmt Macht in Madagaskar

Außenpolitik
14.10.2025 17:05

In Madagaskar hat eine Einheit der Armee die Führung übernommen. Am Wochenende hatte sie sich auf die Seite regierungskritischer Demonstrierender gestellt. Dienstagfrüh löste Präsident Andry Rajoelina, der bereits in Ausland geflohen war, das Parlament auf.

Damit wollte er eine Abstimmung zu seiner Absetzung verhindern, sie wurde aber dennoch durchgeführt. Die große Mehrheit der Abgeordneten votierte gegen Rajoelina, die Präsidentschaft erklärte die Abstimmung aber für illegal. „Ab heute übernehmen wir die Macht und lösen den Senat und den Obersten Verfassungsgerichtshof auf“, sagte der Chef der Militäreinheit Capsat, Michael Randrianirina, am Dienstag. „Die Nationalversammlung lassen wir weiterhin arbeiten.“ Die Verfassung sei ausgesetzt und ein Rat aus Angehörigen der Armee und Polizei eingesetzt worden. Bald gebe es einen Premierminister, der eine Zivilregierung bilden werde.

Die Proteste in dem ostafrikanischen Land hatten am 25. September begonnen. Auslöser waren regelmäßige Stromausfälle, die mehr als zwölf Stunden pro Tag dauerten, und Probleme bei der Wasserversorgung. Vor allem junge Menschen, die mangelende Perspektiven haben, forderten den Rücktritt des Präsidenten. Nach UN-Angaben wurden mindestens 22 Menschen getötet und mehr als Hundert weitere verletzt. Rajoelina sprach hingegen von zwölf Toten, ausschließlich „Plünderern“ und „Einbrechern“.

Präsident Andry Rajoelina
Präsident Andry Rajoelina(Bild: AFP/THOMAS SAMSON)
Die Armee vor dem Präsidentenpalast
Die Armee vor dem Präsidentenpalast(Bild: AFP/LUIS TATO)
Bei den regierungskritischen Protesten kamen laut UN-Angaben 22 Menschen ums Leben.
Bei den regierungskritischen Protesten kamen laut UN-Angaben 22 Menschen ums Leben.(Bild: EPA/HENITSOA RAFALIA)

Präsident: „Das Volk muss wieder gehört werden“
Der geflohene Präsident sagte, er habe sich an einen sicheren Ort begeben müssen, um sein Leben zu schützen. Er appellierte an die Bevölkerung seines Landes, die bestehende Ordnung zu achten. „Das Volk muss wieder gehört werden. Platz für die Jugend“, schrieb Rajoelina auf der Plattform X. Er äußerte sich bisher nicht zu einem möglichen Rücktritt.

Bereits am Wochenende hatte eine aufständische Einheit der Armee erklärt, sie habe die Kontrolle über die Land-, Luft- und Seestreitkräfte des Inselstaats übernommen. Zahlreiche Soldatinnen und Soldaten schlossen sich den Protesten an, das Präsidentenbüro sprach von einem Putschversuch.

Madagaskar ist trotz seiner vielen Rohstoffe eines der ärmsten Länder der Welt. Fast drei Viertel der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

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