Mitte der 80er-Jahre arbeitete ich als Erzieherin in einem Sommercamp der Wiener Kinderfreunde. Drei Wochen im burgenländischen Pöttsching. Ich betreute Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen.
Da gab es also diese 13-jährige Trixi. Vom ersten Tag an versuchte sie Grenzen zu überschreiten. Pudding aus der Küche zu stehlen war noch ihr geringstes Vergehen. Trixi war das, was damals noch ungestraft „ein richtiges Flitscherl“ genannt wurde. Fast zwanghaft flirtete sie ständig mit gleichaltrigen Burschen. Wir behielten sie also besonders im Auge. Dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmte, war mir klar. Sonst wäre es auch nicht vom Jugendamt betreut worden.
Am Anfang der dritten Woche entwischte uns Trixi gemeinsam mit dem 14-jährigen Klausi. Wir fanden sie schließlich heulend auf der Herrentoilette: „Der wollt’ mit mir vögeln, i aber nur schmusn.“ Klausi zuckte mit den Schultern: „Warum is des Flitscherl überhaupt mitkommen?“
Beide mussten das Ferienheim verlassen. Trixi kam zu einer Pflegefamilie. Klaus, vorbestraft wegen Gewaltdelikten, wurde in einer Erziehungsanstalt untergebracht.
Auch in den 80ern nutzten kaltschnäuzige Burschen die Schwäche mancher Mädchen aus. Aber es hatte Konsequenzen. Sie hatten nichts mit „Law and Order“-Politik zu tun. Wer anderen Schaden zufügt, gehört bestraft. Andernfalls hätte Klausi genauso weitergemacht. Und uns Erwachsenen den Stinkefinger gezeigt.
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