Revolution auf Tellern

Klimaneutrale Kost kann Millionen Menschen retten

Klima
03.10.2025 07:59

Unsere Ernährung treibt die Klimakrise weiter an: Laut der EAT-Lancet-Kommission verursacht die weltweite Nahrungsmittelproduktion rund 30 Prozent der Treibhausgase. Gleichzeitig fehlt Milliarden Menschen der Zugang zu gesunder Nahrung. Eine Umstellung auf die sogenannte „Planetary Health Diet“ könnte jedes Jahr etwa 15 Millionen vorzeitig durch ernährungsbedingte Krankheiten beendete Leben retten.

Fleisch, Fastfood und stark verarbeitete Lebensmittel: Selbst bei einer globalen Energiewende weg von fossilen Brennstoffen würden allein die Ernährungssysteme dazu führen, dass die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzt werden kann.

Die Kommission ist ein von der Nichtregierungsorganisation EAT und der Fachzeitschrift „The Lancet“ gegründetes internationales Expertengremium. Ziel ist es, Strategien für eine gesunde Ernährung der Menschheit und zugleich für den Schutz der Erde zu entwickeln.

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Die Umgestaltung der Nahrungsmittelsysteme ist eine große ökologische und soziale Herausforderung, aber sie ist eine Voraussetzung dafür, dass wir die Chance haben, zu einem sicheren Klimasystem und einem gesunden Planeten zurückzukehren.

Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

Essen neu denken – oder die Erde zahlt den Preis
„Die Umgestaltung der Nahrungsmittelsysteme ist eine große ökologische und soziale Herausforderung, aber sie ist eine Voraussetzung dafür, dass wir die Chance haben, zu einem sicheren Klimasystem und einem gesunden Planeten zurückzukehren“, sagte Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in Potsdam und Co-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission. „Unsere Ernährungsgewohnheiten können Leben retten, Emissionen drastisch verringern, den Verlust der Biodiversität bremsen und zu mehr Gerechtigkeit beitragen.“

Eine Umstellung auf die sogenannte Planetary Health Diet könnte dem Bericht zufolge jedes Jahr etwa 15 Millionen vorzeitig durch ernährungsbedingte Krankheiten beendete Leben retten. Sie weist große Ähnlichkeiten mit in der Ernährungsberatung üblichen Empfehlungen auf: viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte, dazu drei bis vier Eier pro Woche, Fisch, Geflügelfleisch und möglichst wenig Fleisch von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen.

Fleisch von Wiederkäuern birgt hohes Krebsrisiko
Deren Fleisch birgt nicht nur ein langfristiges Krebsrisiko, sondern die Tiere erzeugen bei der Verdauung auch erhebliche Mengen des Treibhausgases Methan. 53 Prozent der Nicht-CO2-Treibhausgase aus der Landwirtschaft stammen von Wiederkäuern, wie es im Bericht heißt. Wenn sich die Menschen weltweit gesünder ernähren würden, könne dies den Treibhausgasausstoß durch den Ernährungssektor um 15 Prozent verringern.

Bei den heutigen Ernährungsweisen fehlen den Experten zufolge meist Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, während Fleisch, Milchprodukte, Fette, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel im Übermaß verzehrt werden. Ziel sei nicht etwa eine einheitliche Ernährung für alle, betont die Gruppe. Die Planetary Health Diet sei flexibel und mit vielen Lebensmitteln, Kulturen, Ernährungsgewohnheiten, Traditionen und individuellen Vorlieben vereinbar.

Aktuell sind Lebensmittel demnach die größte Einzelursache für die Überschreitung der ...
Aktuell sind Lebensmittel demnach die größte Einzelursache für die Überschreitung der planetarischen Belastungsgrenzen.(Bild: Eva Manhart)

Große Veränderungen stünden mit einer Umstellung aber dabei an, wie, wo und welche Lebensmittel produziert werden. Einige Sektoren müssten schrumpfen – die Produktion von Wiederkäuer-Fleisch zum Beispiel um etwa ein Drittel. Andere Bereiche müssten expandieren, die Obst-, Gemüse- und Nussproduktion zum Beispiel müsse um fast zwei Drittel im Vergleich zu den Produktionsniveaus von 2020 steigen.

Zu den weiteren Lösungsansätzen gehören die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen entlang der Lieferkette und die Förderung von landwirtschaftlichen Praktiken, die die Produktivität steigern und gleichzeitig negative Umweltauswirkungen minimieren. Dazu gehört eine Bodenbearbeitung, bei der weniger stark eingegriffen wird als durch tiefreichendes Pflügen.

Klimaneutrales Lebensmittelsystem ist prinzipiell möglich
Beispiellose Investitionen und Anstrengungen in all diesen Bereichen könnten möglicherweise zu einem klimaneutralen Lebensmittelsystem führen, heißt es im Bericht, der auf der 2019 vorgestellten Analyse einer früheren Kommission aufbaut. Aktuell sind Lebensmittel demnach die größte Einzelursache für die Überschreitung der planetarischen Belastungsgrenzen, zu denen neben dem Klimawandel etwa auch Veränderungen im Stickstoff- und im Phosphorkreislauf und Ozean-Versauerung zählen.

„Der Bericht liefert die bisher klarste Orientierung dafür, wie sich eine wachsende Weltbevölkerung ernähren lässt, ohne den sicheren Handlungsraum der Erde, wie ihn die planetaren Grenzen definieren, zu überschreiten“, erklärte Rockström, Erstautor des in „The Lancet“ vorgestellten Berichts. Die Experten nehmen dabei auch soziale Aspekte in den Blick. Sie fordern eine faire Entlohnung und sichere Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten im Lebensmittelbereich sowie die Stärkung der Teilhabe von Kleinbauern, indigenen Völkern, Frauen und anderen oft zu wenig berücksichtigten Gruppen an Entscheidungsprozessen.

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