Causa Pilnacek

Gutachter: „Hinweise auf stumpfe, äußere Gewalt“

Innenpolitik
11.09.2025 20:25

Peter Pilz veröffentlicht ein Gutachten des renommierten Rechtsmediziners Michael Tsokos, das auch der „Krone“ vorliegt. Der deutsche Professor kritisiert die Behörden und sieht auch keine konkreten Hinweise im Obduktionsbericht für ein Ertrinken des mächtigen Sektionschefs.

Seit 20. Oktober beschäftigt der Tod des früheren Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek (60) Politik, Justiz, Medien. Vor allem die polizeilichen Aktivitäten nach seinem Ableben sorgen für Verfahren, Prozesse, Ermittlungen. Unter anderem wird geprüft, ob beim unvermittelten Tod des politisch bestvernetzten und mächtigsten Beamten in der Justiz geschlampt oder sogar vertuscht wurde. Pilnacek wusste viel. Er gab an, dass er von der ÖVP zu Einflussnahme auf diverse Verfahren gedrängt worden sei. 

Deutscher Experte zerpflückt Obduktionsbericht
Die fragwürdigen Ermittlungen wurden der Staatsanwaltschaft Krems entzogen und nach Eisenstadt transferiert. Dort kümmert man sich um die Todesumstände und ob die offizielle Suizidversion nicht zu hinterfragen sei.

Ex-Politiker und Aufdecker Peter Pilz hat für sein Buch zum „Tod des Sektionschefs“ namhafte Gerichtsmediziner mit einer Analyse des offiziellen Obduktionsberichts beauftragt. Einer davon ist Michael Tsokus, einer der namhaftesten Experten Deutschlands.

Professor an der Berliner Charité
Pilz veröffentlichte nun sein Gutachten (siehe zackzack.at), das auch der „Krone“ vorliegt. Tsokos zerpflückt den offiziellen Bericht und vor allem die Darstellung der Behörden, wonach es sich um eindeutigen Suizid gehandelt habe. Denn dieser Begriff taucht im ganzen Bericht nicht auf.

Stattdessen heißt es: „Eindeutige Hinweise auf eine Gewalteinwirkung ergaben sich nicht.“ Dies, so Tsokos, bedeute nicht, „dass rechtsmedizinisch eine Fremdeinwirkung ausgeschlossen wurde und könne aus seiner Sicht nicht als Freibrief zur Einstellung weiterer Ermittlungen genutzt werden.“

„Stumpfe, äußere Gewalt“
Tsokos attestiert dem obduzierenden Rechtsmediziner eine „gravierende Fehleinschätzung“. Denn dass es keine eindeutigen Hinweise auf eine Gewalteinwirkung am Leichnam gab, könne er nicht nachvollziehen. Das ist wohl der zentrale Punkt. Denn der renommierte deutsche Experte erkennt in der Dokumentation des Leichnams vielmehr zahlreiche, teils schwere Verletzungen als Hinweise auf „stumpfe äußere Gewalt“.

Die „Krone“ hat weitere Mediziner befragt, die ebenfalls attestieren, dass es sich vor allem an den Unterarmen um Abwehrwunden handeln könnte bzw. dürfte.

Zitat Icon

Für ein Ertrinken liegen keinerlei wirklich überzeugende Obduktionsbefunde vor, im Gegenteil, die für ein Ertrinken typischen Befunde fehlen fast gänzlich.

Gerichtsmediziner Michael Tsokus

Überdies bezweifelt Tsokos das zentrale Ergebnis des offiziellen Gutachtens: dass Pilnacek ertrunken sei. Tsokos: „Für ein Ertrinken liegen keinerlei wirklich überzeugende Obduktionsbefunde vor, im Gegenteil, die für ein Ertrinken typischen Befunde fehlen fast gänzlich.“ 

Für eine konkrete Einschätzung zu den Todesumständen hält der Medizinprofessor fest, dass er dazu volle Akteneinsicht benötigen würde. Und somit auch die Fotos der Leiche begutachten könnte. Vielleicht wird ihm diese Möglichkeit ja doch noch gewährt. 

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