Drei Wochen lang beobachteten Ermittler ein unauffälliges Geschäft in Wien-Floridsdorf. Dann der Zugriff: Marktamt, Polizei und Zoll stellten über 200 Kilo Tabak, Eimer mit angesetztem Shisha-Tabak und mehr als 100 nicht zugelassene Einweg-E-Zigaretten sicher. Für den „Geschäftsmann“ wird es eine Strafe im fünfstelligen Bereich hageln. Das Geschäft wurde geschlossen. Doch dem Betreiber drohen noch gravierendere Probleme …
Die Szenerie nach der Kontrolle ist eindeutig: Auf den Kartons klebt „amtlich versiegelt“, der Tresen ist leer geräumt. In der Vitrine lagen kurz zuvor bunte Einweg-E-Zigaretten, Geschmacksrichtungen von Mango bis Minze – Ware, die in Österreich nicht verkauft werden darf. Im Hinterzimmer steht ein roter Kübel mit sämiger, rotbrauner Masse: Shisha-Tabak, angesetzt mit Tabakglyzerin und Aromen. Daneben liegen silberne Beutel – Nachschub für die nächste Mischung. Diese illegale Mischung wurde nun in Wien aus dem Verkehr gezogen – die Fabrik geschlossen.
Zu viele Kinder und Jugendliche als Kunden
Ausgangspunkt für die Aktion waren auffällige Kundenbewegungen. „Jugendliche besuchten in einer ungewöhnlich hohen Frequenz immer wieder in den Ramschladen und verhielten sich dabei immer mehr als auffällig“, heißt es vonseiten der Ermittler. Also setzte das Marktamt seine Ermittlungsmaschinerie in Gange. Über Wochen protokollierten Beamte die Vorgänge, zählten Lieferungen, dokumentierten Käufe. Als das Bild vollständig war, rückten Marktamt und Polizei an, die Zollfahndung wurde noch vor Ort beigezogen. Hinter der Ladentür enttarnte sich kein kleiner Nebenverdienst, sondern eine laufende Produktion.
Tabakfabrik im Hinterzimmer
Die Bilanz des Einsatzes ist beachtlich: über 200 Kilogramm Tabak – ausreichend für mehr als 300.000 Zigaretten -, dazu große Mengen Aromastoffe und über 100 Einweg-E-Zigaretten, die hierzulande nicht für den Verkauf zugelassen sind. Das Geschäft selbst hatte erst im Sommer seine Türen geöffnet und war gemeldet, die Eigenproduktion im Lager jedoch klar verboten. Die Zöllner nahmen die Ware ab, die Türen bleiben geschlossen.
Rot-weiß-roter Pass wohl ade
Ein nicht unwesentlicher Nebenschauplatz der ganzen Aktion. Nach Informationen aus Behördenkreisen liegt vom (syrischen oder staatenlosen) „Geschäftsmann“ ein Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft vor. Das nun laufende Verwaltungsverfahren – von Gewerberecht bis Steuerabgaben – dürfte diesen Prozess wohl spürbar belasten.
Saftige Geldstrafe im fünfstelligen Bereich
Parallel prüfen die Behörden, ob neben der Gewerbeordnung auch Bestimmungen des Tabakmonopols verletzt wurden und über welche Kanäle Ware ins Land kam. Eine empfindliche Geldstrafe „im Bereich von rund 35.000 Euro“ steht im Raum. Weitere Schwerpunktaktionen seien in Vorbereitung, heißt es aus dem Umfeld der Ermittler. Marktamtsdirektor Andreas Kutheil stellt klar: „Gerade, wenn es um Jugendschutz geht, kennt das Marktamt kein Pardon. Es gilt hierbei, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen besonders zu schützen.“ 2024 führten die Kontrolleure 19.189 Jugendschutzkontrollen in Betrieben durch, 461 Übertretungen wurden angezeigt.
Logistische Drehscheibe bleibt geschlossen
Der Fall zeigt, wie lukrativ der Schattenmarkt geworden ist: Vapes für die Schnellkasse, Shisha-Mischungen aus dem Hinterzimmer – und ein ganzer Keller als logistische Drehscheibe. Diesmal klebt das Siegel auf den Kisten. Und der Laden bleibt zu.
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