Während die Verantwortlichen der Bildungsdirektion und an den Pflichtschulen mit akutem Personalmangel kämpfen, richtet „Krone“-Kolumnist Robert Schneider den Blick auf ganz andere Problem, mit denen sich so manch ein Direktor oder Lehrer herumschlagen muss.
Frau Hohl-Ramelmann (sie ist keine Vorarlbergerin) hat sich schön gemacht, Rouge aufgelegt und viel roten Lippenstift. Heute ist der erste Schultag ihres Fritz des Großen. Fritz hat noch einen kleinen Bruder (aus einer neuen Beziehung), der interessanterweise auch Fritz heißt. Fritz der Große steht da wie aus dem Ei gepellt. Weißes Hemd, Wundertüte, einen Schulranzen auf dem Rücken, der 200 Euro gekostet hat und neckisch aufgestellte Gelfrisur. Ein Prachtjunge. Und gescheit ist das Kind! Die Mama ist unendlich stolz. Sie hat den Direktor Lässer (er ist Vorarlberger) um ein persönliches Gespräch gebeten, weil es da noch bestimmte Dinge gibt, die Lässer wissen sollte, ehe Fritz der Große zum ersten Mal auf der Schulbank Platz nimmt.
„Herr Direktor, Sie werden es nicht glauben“, sagt Frau Hohl-Ramelmann sichtlich aufgeregt, „der Fritz kann schon das Einmaleins.“ Sie redet wie ein Wasserfall. „Er schreibt auch schon kleine Aufsätze. Stellen Sie sich nur vor! Ein sechsjähriges Kind schreibt schon Aufsätze! Dabei musste ich ihn zu gar nichts zwingen. Er wollte einfach schon lesen und schreiben können, bevor er in die Volksschule kommt. Sie denken jetzt bestimmt, ich bin eine von den Müttern, die ihr Kind pusht und völlig überfordert. Komm, Fritz, sag, dass es nicht so ist! Sag, dass du das Alphabet und auch das Einmaleins selber lernen wolltest!
Fritz der Große hält sich an seiner Wundertüte fest und starrt auf den Boden. Direktor Lässer starrt auch auf den Boden und bereut einmal mehr, Volksschullehrer geworden zu sein. Höflich lässt er Frau Hohl-Ramelmann mit ihrem Wortschwall zu Ende kommen. (Irgendwann muss die blöde Kuh doch Luft holen!) „Friedrich, Hand aufs Herz, von Mann zu Mann: Was machst du am liebsten?“, fragt Lässer. „Minecraft spielen, Herr Lehrer.“
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