Das bei Rettungseinsätzen im Mittelmeer aktive NGO-Schiff „Ocean Viking“ ist in internationalen Gewässern von der libyschen Küstenwache angegriffen worden. An Bord des Rettungsschiffs waren Dutzende Migranten, darunter auch Kinder.
Hunderte Schüsse habe die libysche Küstenwache auf die „Ocean Viking“ abgefeuert, teilte SOS Mediterranée, Betreiberin des Schiffes, auf X mit. Die Migranten sowie die Besatzung seien wohlauf, berichtete die NGO, die auch Fotos von Patronenhülsen und zerschossenen Bullaugen veröffentlichte.
Minderjährige an Bord
An Bord der „Ocean Viking“ befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls 87 gerettete Menschen – darunter neun unbegleitete Minderjährige – die kurz zuvor aus einem Schlauchboot vor der libyschen Küste in Sicherheit gebracht worden waren. Das Rettungsschiff befindet sich nun auf dem Weg nach Italien, nachdem das Innenministerium in Rom die toskanische Hafenstadt Marina di Carrara als Zielhafen bestimmt hat.
NGOs beklagen Schikanen
Noch bevor der Angriff der libyschen Küstenwache bekannt wurde, hatte SOS Mediterranée bereits die große Entfernung des zugewiesenen Hafens – rund 1300 Kilometer vom Rettungsort entfernt – kritisiert: Die bedeute dreieinhalb Tage Fahrt, in der das Schiff keine weiteren Schutzsuchenden aus dem Mittelmeer retten könne.
Das Wochenende war bereits zuvor von Kontroversen geprägt. Mitglieder der italienischen Hilfsorganisation „Mediterranea Saving Humans“ hatten dem Willen des Innenministeriums nicht entsprochen und zehn gerettete Migranten nach Trapani auf Sizilien gebracht – und nicht wie angewiesen ins viel weiter entfernte Genua. Für die Crew sei es „inakzeptabel“ gewesen, traumatisierte Schiffbrüchige weitere drei Tage bei bis zu drei Meter hohen Wellen über das Meer nach Ligurien zu transportieren.
Leichen von Minderjährigen geborgen
Ebenfalls vor der libyschen Küste wurden am Samstag rund 60 weitere afrikanische Migranten von dem NGO-Schiff „Nadir“ gerettet - darunter Nigerianer, Äthiopier, Eritreer, Malier, Ivorer und Sudanesen. An Bord befanden sich eine schwangere Frau sowie ein Kind mit schweren Verbrennungen. Zudem wurden die Leichen von drei sudanesischen Schwestern – 17, zwölf und neun Jahre alt – geborgen.
Wie viele Kinder müssen noch sterben, bevor endlich ein koordiniertes Rettungssystem eingerichtet wird?
Save the Children
Das Kinderhilfswerk Save the Children reagierte mit Entsetzen. „Wie viele Kinder, Familien und Migranten müssen noch sterben, bevor endlich ein koordiniertes Such- und Rettungssystem eingerichtet wird, das solche Tragödien verhindert? Ein System, das nicht nur den Menschenhandel bekämpft, sondern es den Rettungsschiffen erlaubt, ihre lebensrettende Arbeit fortzusetzen“, hieß es.
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