Nach Massentötungen

UNO verdoppelt Friedenstruppe im Südsudan

Ausland
25.12.2013 12:03
Unter dem Eindruck neuer Berichte über Massentötungen und Menschenrechtsverletzungen im Südsudan haben die Vereinten Nationen nahezu eine Verdoppelung ihrer Truppen in dem afrikanischen Land beschlossen. Einstimmig verabschiedete das mächtigste UN-Gremium am Dienstag eine Resolution, die die Verstärkung der 7.000 UN-Sicherheitskräfte um weitere 5.500 Soldaten und 440 Polizisten erlaubt.

"Die wichtigste Aufgabe der Soldaten ist es, Zivilisten zu schützen", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach der Abstimmung. "Aber wir müssen uns im Klaren sein, dass die UN-Truppen auch mit der Verstärkung nicht jeden Zivilisten werden schützen können. Deshalb ist eine sofortige politische Lösung der Krise unabdingbar. Eine militärische Lösung kann es nicht geben."

Weiters betonte Ban, die Truppen sollten "rasch" entsendet werden. "Aber es gibt noch viele Fragen zu beantworten. Wir brauchen diese Soldaten, wir brauchen auch Kampf- und Unterstützungshubschrauber, Transportflugzeuge und andere Ausrüstung. Diese Probleme können nicht über Nacht gelöst werden. Die Angriffe auf Zivilisten und Blauhelme müssen dennoch sofort aufhören", sagte Ban. "Die UN werden die Verbrechen dokumentieren, denn die Schuldigen müssen zur Verantwortung gezogen werden. Jeder im Südsudan sollte wissen, dass die Augen der Welt auf ihn gerichtet sind."

Tausende Tote befürchtet
Bei den Unruhen in den vergangenen Tagen waren vermutlich Tausende Menschen ums Leben gekommen, darunter auch zwei indische UN-Soldaten. Seit Tagen wird die offizielle Opferzahl mit 500 angegeben. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen äußerten aber die Befürchtung, dass die Zahl weit höher sei. Aus seiner Sicht bestehe "kein Zweifel" daran, dass die Zahl der Toten "in die Tausenden" gehe, sagte der stellvertretende Leiter der UN-Mission im Südsudan (UNMISS), Toby Lanzer, am Dienstag vor Journalisten in der Hauptstadt Juba.

Südsudans UN-Botschafter Francis Deng dankte den UN für die Truppenverstärkung. "Niemand will zurück in den Krieg, unter dem unser Volk Jahrzehnte leiden musste", sagte er nach der Abstimmung. "Ich versichere Ihnen, dass meine Regierung unter schwierigen Umständen alles ihr Mögliche tut, um Stabilität und Ruhe wieder herzustellen."

Massentötungen und Menschenrechtsverletzung
Den Vereinten Nationen zufolge sind mindestens 100.000 Südsudanesen Vertriebene im eigenen Land. 45.000 Zivilisten hätten auf UN-Stützpunkten Schutz gesucht. Die Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, zeigte sich besorgt über "zunehmende Menschenrechtsverletzungen": "In den letzten Tagen sind massenweise außergerichtliche Tötungen und Angriffe auf Menschen allein wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit und die willkürliche Einkerkerung von Menschen dokumentiert worden."

Dutzende Opfer sind nach UN-Angaben verscharrt worden. "Wir haben ein Massengrab in Bentiu, im Bundesstaat Unity, entdeckt und es gibt Berichte über mindestens zwei weitere Massengräber in Juba", sagte Pillay in Genf. Nach Angaben von UN-Diplomaten sollen mindestens 75 Leichen gezählt worden sein.

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