Bericht zeigt Probleme

Syrer: Flüchtlingswelle meist in Arbeitslosigkeit

Innenpolitik
17.08.2025 22:30

2015 war das Jahr der großen Flüchtlingswelle. Seither haben besonders viele Syrer hier Schutz gesucht. Das AMS hat sich diese für eine Studie genauer angesehen. Die Bilanz ist ernüchternd.

Die Studie belegt: Tatsächlich stammt die Mehrheit der aktuell beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos oder in Schulung gemeldeten Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten aus Syrien. Sie stellen das System vor eine große Herausforderung. Denn der aktuelle Bericht bestätigt, was Insider seit Jahren kritisieren: Geflüchtete landen oft in endlosen Kursketten. Statt schnell in Jobs zu kommen, verbringen viele Monate oder Jahre in Schulungsräumen. Und auch die Vermittlung stottert. Wörtlich heißt es: „Nur wenige nutzen Arbeitsvermittlungsangebote des AMS. Mangelnde Rückmeldungen lassen die Motivation der Befragten rasch erodieren.“

Jugendcollege: Guter Ansatz, Umsetzung mangelhaft
Zum Vorzeigeprojekt – dem sündteuren Jugendcollege – heißt es, das Angebot sei wichtig, zugleich werden „Umsetzungsdefizite“ benannt. Besonders kritisch: „massivste Ausfälle von Trainern“, häufige Wechsel, verspätete Starts, vorzeitige Enden. Die vorgesehenen 32 Wochenstunden würden oft nicht erreicht, lange „freie Gestaltungszeiten“ liefen ohne adäquate Sprachförderung, das demotiviere.

AMS-Chef Johannes Kopf machte zuletzt Druck und forderte 100 Millionen Euro für das Jugendcollege. Doch die eigene Studie zeigt: Geld allein bringt wenig. Das Jugendcollege verschlingt ohnehin bereits 75 Millionen Euro.

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Services und finanzielle Unterstützungsleistungen sind in Wien besser als in anderen Bundesländern. Aber andere Bundesländer finde ich schöner als Wien. Familien, die aus Oberösterreich nach Wien umziehen, begründen dies damit, dass die finanzielle Unterstützung in Wien besser ist.

Aus den Befragungen

Qualifikationen werden nicht gefragt oder erkannt
Ein weiteres Hindernis für syrische Flüchtlinge ist die Anerkennung ihrer Qualifikationen. Viele bringen Berufserfahrung aus Syrien mit, die in Österreich kaum zählt. Die Studie spricht von einer „Diskrepanz zwischen formalen Qualifikationen und praktischen Kompetenzen (nach denen nicht immer gefragt wird)“. Anstatt diese Stärken praktisch zu prüfen, werden Betroffene oft in allgemeine Schulungen geschickt.

Die Studie zeigt ein gemischtes Bild bezüglich der Berücksichtigung von Fähigkeiten und Qualifikationen durch das AMS. Einige Befragte berichteten von oberflächlichen Kompetenzchecks ohne praktische Überprüfung oder von der Verschiebung der Qualifikationsdiskussion auf einen späteren Zeitpunkt. Viele gaben an, gar nicht nach ihren Fähigkeiten gefragt worden zu sein oder unklare Informationen über die Anforderungen erhalten zu haben, weshalb sie auf Informationen von Bekannten angewiesen seien.

Direkt Supermarktjobangebote für medizinische Fachkraft
Ein anderes Beispiel ist der Fall einer medizinischen Fachkraft, die trotz ihrer medizinischen Ausbildung direkt Jobangebote in Supermärkten erhielt, was bei ihr zu Frustration und Demotivation führte.

Doch syrische Zuwanderer als Opfer des Systems zu sehen, wird der Realität nicht gerecht. Ein Punkt, den die Studie klar benennt, ist der finanzielle Pull-Faktor. „Die Hauptgründe für den Zuzug nach Wien stellen unter anderem auch die Höhe der Sozialleistungen dar.“ Im Bericht heißt es: „Informationen darüber zirkulieren unter den Zuwanderern und werden teils schon innerhalb der Erstaufnahmezentren weitergegeben.“ Höhere Unterstützungen im Ballungsraum wirken wie ein Sog.

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Viele angebotene Jobs sind so schlecht bezahlt, dass sich der Unterschied zu Sozialleistungen kaum lohnt.

Experte in der Befragung

Andere Bundesländer schöner, aber in Wien mehr Geld
Ein Syrer berichtet: „Services und finanzielle Unterstützungsleistungen sind in Wien besser als in anderen Bundesländern. Aber andere Bundesländer finde ich schöner als Wien. Familien, die aus Oberösterreich nach Wien umziehen, begründen dies damit, dass die finanzielle Unterstützung in Wien besser ist.“ Sogar in der syrischen Gesellschaft stößt das auf Kritik. Ein Syrer aus Oberösterreich: „Viele sind in Wien von Sozialleistungen abhängig, und das gefällt mir nicht. Ich möchte arbeiten und mein eigenes Geld verdienen.“

Zu gut für schlecht bezahlte Jobs
Eher keine repräsentative Meinung. Im Bericht heißt es nämlich auch: Einige Experten berichteten, dass angebotene Jobs als zu schlecht bezahlt wahrgenommen werden, wodurch sich der Unterschied zu Sozialleistungen kaum lohnt. Wer mit Niedriglohnstellen konfrontiert wird, wägt ab – und nicht selten fällt die Entscheidung gegen den Job aus. Manche gehen noch weiter und sabotieren – wie berichtet – Sprachkurse, um der Zuweisung in unattraktive Stellen zu entkommen.

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