Flüchtlinge fallen bei Deutsch-Schulungen absichtlich durch, um keine schlecht bezahlten Jobs annehmen zu müssen. Zu dieser Erkenntnis kommt nun das AMS selbst.
Ohne Deutsch kein Job. Dieser wichtige Baustein zur Integration versperrt dem Arbeitsmarktservice als riesiger Brocken nun selbst den Weg. Denn: Etliche Flüchtlinge spielen bei Sprachkursen absichtlich die Dummen, vergeigen bewusst alle Schulungen, nur um danach keinen Job annehmen zu müssen, der finanziell unter den Leistungen liegt, die sie fürs Nichtstun sowieso bekommen. Das ist nicht die These rechter Parteien, sondern eine Feststellung des AMS selbst.
“Zentrales Problem sind die niedrigen Löhne“
Zu finden im neuen Bericht „Neue Geflüchtete aus Syrien am österreichischen Arbeitsmarkt“. Konkret ab Seite 122. „Eine syrische Befragte, die in Syrien Medizin studiert hatte und in der Türkei als Kinderärztin tätig war, äußerte sich in diesem Zusammenhang kritisch über die erlebte Praxis, Syrerinnen vorschnell auf niedrig qualifizierte Jobs wie Reinigungskräfte festzulegen, ohne ihre tatsächlichen Qualifikationen zu berücksichtigen“, ist zu lesen. Und weiter: „Infolgedessen berichtete sie, dass einige Personen absichtlich Deutschkurse nicht bestünden, um einer solchen Beschäftigung zu entgehen. Ein zentrales Problem sind dabei die niedrigen Löhne, die nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt zu sichern.“
Dabei ist die unzufriedene Medizinerin ein Randphänomen, denn laut aktueller Auswertung des Österreichischen Integrationsfonds haben zwei von drei Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten einen Alphabetisierungsbedarf, 44 Prozent davon sind reine Analphabeten.
Die Bereitschaft vieler Flüchtlinge, „niedrig qualifizierte Jobs“ anzunehmen, hält sich wohl auch deswegen in Grenzen, weil für Nichtstun auch so automatisch Geld fließt. Das AMS selbst will dieses Urteil in dieser Eindeutigkeit nicht teilen und meint: „Sowohl Arbeitslosengeld als auch Mindestsicherung sind variable Größen, die von einer Vielzahl von Faktoren, vor allem von der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, abhängen. Eine pauschale Aussage ist in dieser Allgemeinheit nicht möglich.“
Sanktionen nur bei klarem Nachweis möglich
Deutschkurs-Boykott als neue Maßnahme, um sich vor unbequemen Jobs zu drücken. „Wahrscheinlich gibt es den einen oder anderen Einzelfall, aber wahrnehmbares Phänomen ist das keines“, erklärt das Arbeitsmarktservice zum eigenen Bericht, um dann widersprüchlich festzustellen: „Eine Sanktion ist nur möglich, wenn eindeutig festgestellt werden würde, dass eine Person den Prüfungserfolg absichtlich vereitelt.“ Was dem AMS nicht möglich ist.
Interessant wäre dennoch die Zahl, wie vielen Personen das Arbeitlosengeld wegen verbockter Deutschkurse gesperrt werden musste. Antwort AMS: „Auswertungen zu Sperren können wir erst ab Donnerstag nächster Woche wieder zur Verfügung stellen.“ Und damit heißt es: Ab ins besonders lange Wochenende.
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