Schweizer fluchtbereit
Wasser steigt, doch Helfern sind Hände gebunden
Im Schweizer Lötschental steigt das Wasser hinter dem gigantischen Schuttkegel. Die Behörden rechnen stündlich damit, dass sich das Wasser des Flusses Lonza einen Weg Richtung Tal bahnt (siehe Video oben). Zwei Gemeinden weiter unten wurden die Bewohnerinnen und Bewohner aufgerufen, das Nötigste zu packen.
Die Menschen in Steg-Hohtenn und Gampel-Bratsch sollen bei einer Flutwelle oder Gerölllawine innerhalb kürzester Zeit zur Flucht bereit sein. Sie werden unter anderem über die Notfall-App Alertswiss auf dem Laufenden gehalten. Die beiden Gemeinden befinden sich etwa 20 Kilometer unterhalb des verschütteten Dorfs Blatten. Insgesamt wohnen mehr als 2000 Menschen in dem Gebiet, aber der Aufruf gilt nur für die Ortsteile am Talgrund. Oberhalb sind bei Ferden ein Staudamm und Auffangbecken. Dort wurde bereits Wasser abgelassen, aber ob das Becken die ganzen Wassermassen auffangen kann, ist derzeit unklar.
„Risiko eines Katastrophenszenarios“
Der Kantonsgeologe Raphaël Mayoraz äußerte sich vorsichtig optimistisch. „Das Wasser beginnt sich seinen Weg durch die 2,5 Kilometer lange (Schutt-)Ablagerung zu bahnen. Mit fortschreitender Zeit reduziert sich langsam, aber sich das Risiko eines Katastrophenszenarios“. Das schlimmste Szenario wäre, dass viel mehr Wasser und Geschiebe kommt als ins Staubecken Ferden passt.
Armee steht bereit
Denkbar ist somit, dass Geröll- und Gesteinsmassen mitgerissen werden. Das bessere Szenario wäre, dass sich das Wasser einen Weg durch den Schuttberg bahnt, wieder in das Flussbett der Lonza kommt und gemächlich Richtung Tal fließt. Bewohnerinnen, Bewohner und Behörden sind zum Abwarten verdammt. So gibt es keine Möglichkeit, den Abfluss durch das Fräsen einer Rinne in den Schuttberg in geordnete Bahnen zu lenken. Dafür ist das Gelände zu instabil. Die Schweizer Armee steht aber bereit, mit Räumungsarbeiten zu beginnen, sobald es die Lage zulässt.
Wie berichtet, brach am Mittwoch der Birchgletscher ab und verursachte einen riesigen Murenabgang aus Eis, Schlamm und Geröll. Die beschleunigte Bewegung hängt mit dem Klimawandel zusammen. Die 500 Meter hohe Felswand über dem Gletscher liege in der Permafrostzone, sagte Christophe Lambiel von der Universität Lausanne. Der Permafrost taut aufgrund der Klimaerwärmung, wodurch das Gestein instabil wird. Das herausgebrochene Gestein wiederum belastete den Gletscher und beschleunigte diesen auf dem steilen Hang. Er kenne in den Alpen keinen ähnlichen Bergsturz, sagte Lambiel. Das sei eine noch nie dagewesene Abfolge.
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