Für die dieswöchige Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ hat sich „Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl mit dem deutschen Fußballmeister FC Bayern München, der mit Paris Saint-Germain und dem FC Arsenal einiges gemeinsam hat. Unter anderem den Ärmelsponsor.
Weltweit müssen Tourismusdestinationen und solche, die es werden wollen, darauf bedacht sein, ihre Angebote so gut wie möglich zu vermarkten. Nehmen wir zum Beispiel Rwanda, Teil des ehemaligen Deutsch-Ostafrika, wo man in Ermangelung eines eigenen Nationalparks darauf angewiesen ist, zahlungskräftigen Touristinnen und Touristen seine berühmten Berggorillas zu präsentieren. Auch Führungen zu Schimpansengruppen werden angeboten, doch so wirklich massentourismustauglich ist das alles nicht. Daher benutzt man seit geraumer Zeit den bekanntermaßen völlig unpolitischen Fußball, um den Slogan „Visit Rwanda“ in Europa bekannt zu machen, indem man als Ärmelsponsor dreier europäischer Spitzenclubs fungiert: Paris Saint-Germain, FC Arsenal und Bayern München.
Woher stammt das Sponsorgeld?
Das Blöde daran ist, dass dem Regime von Präsident Paul Kagame von vielen Seiten Menschenrechtsverletzungen, nicht existierende Pressefreiheit, politische Verfolgung Andersdenkender und die illegale Ausbeutung von Rohstoffen, die eigentlich der Demokratischen Republik Kongo gehören, vorgeworfen werden, weshalb die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner den genannten drei Clubs nahelegt, diese Partnerschaften ernsthaft zu überdenken: „Wir stellen einfach ganz offen die Frage, inwiefern Fußballvereine tatsächlich davon ausgehen können, dass die Mittel, die zu diesen Sponsorings führen, nicht aus Erzminen in der Demokratischen Republik Kongo stammen“, sagt Wagner und spricht damit vielen Fans der drei Top-Teams aus der Seele.
Die Bayern machen sich ein eigenes Bild
Diese gehen mit dem heiklen Thema unterschiedlich um: Während sich in London die Anzeichen mehren, dass Arsenal die Zusammenarbeit mit Rwanda demnächst beenden wird, hat der Pariser Vorortclub sie trotz einer von mehr als 75.000 Fans unterzeichneten Petition gerade erst verlängert und in München spielt man auf Zeit. Man habe, so der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen, „zwei Mitarbeiter nach Rwanda geschickt, um sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen“ und werde „die Berichte von vor Ort abwarten“. Dann würde man die weiteren Schritte besprechen. Es bleibt also abzuwarten, ob man die gut fünf Millionen pro Jahr, an denen vermutlich viel Blut klebt, weiterhin einstreicht und mit dem Feigenblatt des Aufbaus einer Jugendakademie in Rwanda das Sportswashing unterstützt oder (wie im Fall der Zusammenarbeit mit Qatar Airways) die berechtigte Skepsis der Fans am Ende vielleicht doch ernst nimmt. Verarmen würde man an der Säbener Straße wegen fehlender fünf Millionen wohl kaum.
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