Gar nicht harmonisch lief der heutige ORF-Stiftungsrat ab. Nachdem, wie berichtet, schon die Causa Ziegler für Unmut sorgte, fanden einige Gremiumsmitglieder auch für die Zukunftspläne von Generaldirektor Roland Weißmann klare Worte: „Eine Themenverfehlung“, urteilte einer von ihnen ...
Heftige Wortmeldungen gab es zur Sitzung des höchsten ORF-Gremiums. Bereits verärgert davon, dass ihnen der Evaluierungskommissionsbericht zur Causa Ziegler vorenthalten worden war, – mehr dazu lesen Sie hier – fanden einige Mitglieder deutliche Worte auch zum Rest der Sitzung. So bezeichnete SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer die von Generaldirektor Roland Weißmann vorgestellte Strategie bis zum Jahr 2030 als „Themenverfehlung“: „Das sind fromme Wünsche, die kann der Generaldirektor zwar haben, aber der ORF ist halt kein Wunschkonzert. Die Zukunftspläne müssen konkreter werden, die vorgestellte Strategie fokussiert sich nicht auf die wichtigen Dinge im ORF.“
Ganz anders sieht das naturgemäß der ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach, der keine Fehler in Generaldirektor Roland Weißmanns Handeln findet und die Zukunftsstrategie gutiert: „Ganz wichtig ist, das Publikum wieder ins Zentrum zu stellen, und das tut diese Strategie, die auch den veränderten Rahmenbedingungen des ORF Rechnung trägt.“ Weißmann selbst erklärte zu seiner Strategie: „Menschen konsumieren Medien heute anders. Daher müssen Budgets umgeschichtet werden, etwa sollen acht Millionen Euro für Streaming-first-Produktionen reserviert sein. Wir wollen junges Publikum erreichen, was bisher zu wenig geschehen ist. Wir wollen ein ORF für alle sein.“
Geht es nach FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler, muss sich jedoch einiges ändern: „Niemand will den ORF zerschlagen, aber wir wollen ihn besser und unabhängiger machen. Man kann bei der kommenden Wahl das bestehende ORF-System auch abwählen und ich gehe davon aus, dass wir noch vor dem nächsten Sommer eine komplett neue ORF-Führung haben werden.“ Er kämpfe weiter gegen die Haushaltsabgabe und habe auch im Stiftungsrat wieder Beispiele von Einzelschicksalen präsentiert: „Die Haushaltsabgabe ist eine Totgeburt und muss weg.“
Intensiv diskutiert wurden auch die fehlenden Gebühren-Haushalte, von denen über den Sommer plötzlich doch 114.000 gefunden wurden: „Das ist ja fast kabarettistisch. Es stellt sich schon die Frage, was haben die OBS und die kaufmännische Direktion die ganze Zeit gemacht. Sie konnten die Geisterhaushalte nicht finden, nun hat auf einmal ein einziger Datenforensiker in zwei Monaten über 100.000 gefunden“, so Lederer.
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