Wikipedia-Treff

Autoren verfassen “Dornbirner Erklärung”

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03.09.2012 10:41
Mehr als 200 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein haben sich am Wochenende bei der größten Wikipedia-Konferenz im deutschsprachigen Raum im vorarlbergischen Dornbirn getroffen. Auf der Tagesordnung der WikiCon standen vor allem Themen wie Freiheit bzw. Zensur im Internet sowie interne Herausforderungen. In einer "Dornbirner Erklärung" wurde versucht, dafür bestimmte Richtlinien zu setzen.

Wikipedia sieht sich vermehrten Versuchen "starker Interessensgruppen" ausgesetzt, auf die Inhalte Einfluss nehmen zu wollen. Diese Einflussnahme von Unternehmen, Verbänden, NGOs und staatlichen Stellen finde offen und verdeckt, zum Beispiel über bezahlte Lobbyisten, statt. Für den Umgang damit brauche es klare Linien, forderte Heinrich Rudolf Bruns bei einer Podiumsdiskussion auf der WikiCon an der FH Vorarlberg in Dornbirn.

Der deutsche Journalist und Blogger gilt als Wikipedia-Insider. Ihm zufolge führe kaum ein Weg daran vorbei, die Online-Enzyklopädie "zu öffnen". Der inhaltliche Input, beispielsweise durch PR oder etwa auch von Wissenschaftlern, die Wikipedia vielfach skeptisch gegenüberstehen, sollte jedoch lediglich bestenfalls als Basis eines Artikels dienen.

Machtkämpfe hinter den Kulissen
Wie Artikel auf Wikipedia zustande kommen und wer darüber bestimmt, war auch auf der WikiCon in Dornbirn ein umstrittenes Thema. Hinter den Kulissen von Wikipedia toben sogenannte Editierkriege zwischen Autoren und Administratoren um Relevanz, Wahrheitsbeweise und Formulierungen. Sie können die Community spalten, erinnerte Bruns an eine besonders heftig geführte Auseinandersetzung, der schließlich der "Spiegel" 2010 einen langen Artikel widmete.

Es ging um die Frage, ob der Donauturm in Wien "nur" ein Aussichtsturm sei oder auch in die Kategorie Fernsehturm falle. Die daran entzündete Diskussion über die grundsätzliche Frage, wer über die Inhalte der Online-Enzyklopädie letztendlich entscheidet, nahm bis dahin ungeahnte Ausmaße an.

Autoren verfassen "Dornbirner Erklärung"
Die Idee, grundsätzliche Positionen in einer "Dornbirner Erklärung" festzuhalten oder einzufordern, war während der Konferenz geboren worden. Bis zur mehrfach verzögerten Verlesung am Sonntagnachmittag am Ende des Kongresses mit über 200 Autoren und Administratoren war engagiert um Formulierungen gerungen worden.

"Freies Wissen schafft Mehrwert für alle", steht als Leitsatz am Anfang der Erklärung. Durch die hohe Akzeptanz und Nutzung von Wikipedia könne sich die bloße Vermittlung von Wissen "ein Stück weit zurücklehnen" - Wikipedia könne sich neuen Aufgaben stellen, wie beispielsweise der Vermittlung von Verständnis. Es gebe nicht nur die eine Wahrheit, in der deutschsprachigen Wikipedia sollen deshalb auch in den Artikeln verschiedene Sichtweisen ausgebaut werden.

Allerdings überfordere es manche Leser, ein Thema ausführlich und tiefgehend zu behandeln. Es soll deshalb überlegt werden, ähnlich der englischen "simplified Wikipedia" eine vereinfachte deutsche Ausgabe zu organisieren. Beschlossen wurde außerdem, eine Expertengruppe für Digitalisierungsprojekte für Sammlungen und Museen einzurichten, zudem sollen "Freie Bücher" eine Vertiefung bei bestimmten Themen anbieten.

Wikipedia bezieht Stellung
Mehrfach war von Teilnehmern der Jahrestagung eingefordert worden, dass Wikipedia zu Fragen des Urheberrechts klarere Positionen beziehen soll. Ein Thema war beispielsweise der Umgang mit dem Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. "ACTA ging zwar nicht durch das Europäische Parlament", heißt es im Schlussdokument, "lauert aber an der Hintertür bei ähnlichen Handelsabkommen. Wikipedia-Organisationen und -Sympathisanten müssen Stellung nehmen, etwa bei Konsultationsverfahren".

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