Kurswechsel in Moskau

Putin macht Islamisten für Anschlag verantwortlich

Ausland
25.03.2024 19:34

Nachdem Moskau Stein und Bein behauptet hatte, die Ukraine würde hinter dem Terroranschlag von Moskau stecken, legte Machthaber Wladimir Putin am Montagabend einen radikalen Kurswechsel hin. Er machte „radikale Islamisten“ für das Attentat verantwortlich. 

„Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde“, sagte Putin am Montag bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen. Aber die Schießerei passe in eine breitere Einschüchterungskampagne der Ukraine, ergänzte Putin demnach.

Mindestens 137 Menschen getötet
Bei dem Attentat in der Crocus City Hall waren mindestens 137 Menschen getötet worden, die genaue Opferzahl ist noch unklar, da die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Rettungskräfte schließen nicht aus, dass sich unter den ausgebrannten Trümmern noch Leichen befinden. 

Kurz nach dem Angriff reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich und bekräftigte dies später mehrmals. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Trotzdem behaupteten Putin und andere russische Vertreter ohne Vorlage von Beweisen, dass angeblich die Ukraine in das Verbrechen verstrickt sei. Die ukrainische Führung hat dies strikt zugewiesen. Das Weiße Haus wies die Aussagen der russischen Führung zu angeblichen Verwicklungen der Ukraine als „Propaganda des Kremls“ zurück.

Sieben Terrorverdächtige in U-Haft
Unterdessen wurden weitere Terrorverdächtige festgenommen, aktuell befinden sich sieben Männer in Untersuchungshaft, unter ihnen die vier mutmaßlichen Todesschützen. Insgesamt waren nach dem Anschlag am vergangenen Freitag elf Verdächtige festgenommen worden. Die vier mutmaßlichen Haupttäter waren schon am Sonntagabend vor dem Haftrichter erschienen.

Als die mutmaßlichen Täter am Sonntag von Polizisten und Geheimdienstlern ins Moskauer Basmanny-Gericht gebracht wurden, fielen sofort ihre schweren Verletzungen auf. Die Männer wiesen stark geschwollene Gesichter, Platzwunden und Blutergüsse auf. Ein Verdächtiger trug einen Verband über dem rechten Ohr, ein weiterer wies ein blaues Auge auf und hatte ein zerrissenes Plastiksackerl um den Hals.

Foltervorwürfe? „Lasse ich unbeantwortet“
Ein anderer konnte nicht mehr selbst gehen und verlor Berichten zufolge zwischenzeitlich das Bewusstsein. In sozialen Netzwerken kursierten Videos, die zeigen sollen, wie die mutmaßlichen Attentäter gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde. Drei der vier Verdächtigen hätten sich für schuldig erklärt, hieß es vom Gericht.

Kreml-Sprecher Peskow wollte sich am Montag nicht zu den zahlreichen Berichten über Folterungen durch russische Sicherheitskräfte äußern. Zu einem Journalisten, der auf die im Gerichtssaal deutlich sichtbaren Verletzungen der Männer und auf Foltervideos hinwies, sagte Peskow lediglich: „Ich lasse diese Frage unbeantwortet.“ Menschenrechtler verurteilten daraufhin die mutmaßliche Folter der Tatverdächtigen durch russische Sicherheitskräfte.

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