Zufall oder Absicht

Keine Tibet-Visa für Österreicher wegen Dalai-Lama-Visite?

Österreich
25.07.2012 13:30
Die Volksrepublik China stellt derzeit offenbar so gut wie keine Visa mehr für Österreicher aus, die nach Tibet reisen wollen. Im Regelfall gebe es seit dem 18. Juni - bis auf wenige Ausnahmen - keine Einreisegenehmigungen mehr für Touristen, hieß es seitens der Touristiker.

Christian Bruckmüller, Geschäftsführer von Jumbo Touristik, dessen Reisebüro unter anderem Tibet im Programm hat, sieht als Grund dafür den jüngsten Österreich-Besuch des Dalai Lama, der unter anderem von Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger empfangen worden war. Auch Georg Wenisch, der für den Reiseveranstalter Kuoni Reisen nach Tibet organisiert, bestätigte, dass seit Mitte Juni keine Visa mehr ausgestellt worden seien. Als Grund dafür sieht er ebenfalls, "dass sich der Bundeskanzler und der Dalai Lama die Hände geschüttelt haben".

Ministerium und Botschaft dementieren
Christoph Weidinger vom Außenministerium in Wien räumte am Mittwoch zwar ein, dass es vermehrt zu solchen Fällen gekommen sei, als Reaktion auf den Empfang des Dalai Lama sei das allerdings nicht zu werten: "Die chinesischen Behörden haben keine offizielle Begründung gegeben." Man stehe jedoch "in laufendem Kontakt". Auch bei der chinesischen Botschaft kann man ein Einreiseverbot für Österreicher nach Tibet nicht bestätigen. Nicht die chinesische Botschaft sei für das Erteilen der Visa für Tibet zuständig, sondern eine Behörde an Ort und Stelle. Offiziell gebe es keinen Visa-Stopp für Österreicher. Momentan sei Hauptreisezeit und nicht alle Touristen könnten ein Visum bekommen, so ein Sprecher der Botschaft.

Kontakt mit Tibetern bekommt europäischen Staaten nicht gut
Anfang Juni hatte China ein generelles Einreiseverbot nach Tibet für ausländische Besucher verhängt, dieses zwei Wochen später aber wieder gelockert. Von dieser Lockerung ausgenommen sind laut Bruckmüller und Wenisch neben Österreich auch Norwegen, Großbritannien und Südkorea. Bereits vor der Österreich-Reise des Dalai Lama hatte Großbritanniens Regierungschef David Cameron das geistliche Oberhaupt der Tibeter empfangen. Ein norwegisches Komitee hatte dem tibetischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo 2010 den Friedensnobelpreis verliehen und Südkorea Repräsentanten Tibets zu einem buddhistischen Forum eingeladen.

Irritationen bereits nach Dalai-Lama-Besuch 2007
Bereits 2007 war es nach einem Österreich-Besuch des Dalai Lama samt Empfang durch den damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zu Protesten Chinas gekommen, das dies als Einmischung in innere Angelegenheiten betrachtete. Der Zwischenfall war Auftakt einer ganzen Reihe von Konflikten zwischen Österreich und China: Österreich kritisierte später das Vorgehen Chinas in Tibet und die Hinrichtung des Geschäftsmannes Wo Weihan. Die Beziehungen sollten sich erst 2009 wieder entspannen. Dass die jüngsten möglichen Sanktionen Chinas erneut zu einer ähnlichen diplomatischen Eiszeit führen könnten, glaubt Weidinger allerdings nicht.

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