Rechen in Kirchbichl

Das Sammelbecken für alles, was der Inn mitriss

Tirol
22.10.2023 09:41

Ein Eisengitter, 45 Meter breit und zehn Meter hoch - das ist der Rechen des Tiwag-Kraftwerks Kirchbichl im Tiroler Bezirk Kufstein. Hier werden Holz und Zivilisationsmüll aller Art aus Tirols Hauptfluss gefischt. Die Hauptzeit ist nun vorbei, die Bilanz wird rund 400 Lkw-Ladungen umfassen.

„Alles, was auf den rund 150 Kilometern zwischen Prutz und Kirchbichl im Inn landet, kommt letztlich hier an“, blickt Tiwag-Vorstand Thomas Gasser auf die mächtige Maschine. Sie holt das Treibgut („Geschwemmsel“) aus dem Becken vor dem Rechen und sie läuft zwischen Mai und September so gut wie ununterbrochen. Und zwar halbautomatisch, Mitarbeiter haben also im Schichtbetrieb stets ein Auge darauf.

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Ein großer Teil des Treibgutes von 150 Bächen landet beim Rechen. Die Tiwag leistet einen Beitrag zur Gewässerreinhaltung.

Tiwag-Vorstand Thomas Gasser

„Geschwemmsel“ aus rund 150 Seitenbächen 
Das Einzugsgebiet für das Wasser, das hier ankommt, umfasst rund 9500 km² mit etwa 150 Bächen. Betriebsleiter Josef Pfeil: „Das ,Geschwemmsel’ besteht großteils aus Holz bis hin zu ganzen Baumstämmen. Doch es ist alles dabei, was unsere Konsumgesellschaft ausmacht – Teile von Autos, Skier samt Skischuhen, volle Müllsäcke, Möbel und Plastik aller Art.“

Ununterbrochen füllt die Maschine Müll in Container, ein Entsorgungsunternehmen sortiert. „Früher“, weiß Pfeil, „kamen Einheimische und holten sich hier ihr Brennholz.“ Doch diese Zeiten sind vorbei. „Aus Sicherheits- und Haftungsgründen kann man keine betriebsfremden Personen auf das Gelände lassen“, betont Vorstand Gasser.

Hunderte Kadaver pro Jahr
Heikel sind sterbliche Überreste. Einige hundert Kilo Tierkadaver pro Jahr – vom Rind bis zum kleinen Vogel – werden hier angeschwemmt. Dafür stehen Kühlboxen bereit. „Bei menschlichen Leichen werden sofort die Polizei und die Bestattung eingeschaltet. Auch ein kleiner Feuerwehrtrupp steht für solche Fälle bereit“, sagt Gasser. Nur manchmal habe man eine Art Vorwarnung durch die Kripo – etwa, wenn in einem Vermisstenfall ein Suizid im Inn befürchtet wurde. Mitarbeiter, die mit diesen Situationen konfrontiert sind, können sich freinehmen und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.

Gasser betont die Bedeutung des Kraftwerks und des Rechens für einen sauberen Inn: „Auch die Gewässerreinhaltung sehen wir als wichtige Aufgabe der Tiwag.“

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