Rund 10.000 Menschen im Bundesland leiden an Demenz. Eine Salzburgerin „lernte“ in einer Beratung, in brenzligen Situationen mit ihrem kranken Angehörigen ruhig zu bleiben.
Wenn er mich anrief, hatte ich immer das Gefühl, ich muss sofort zu ihm hinfahren“, erzählt Annette Will. Es hätte ja etwas passiert sein können mit ihrem dementen Verwandten, auf dessen Identität sie nicht eingehen möchte. Zwei Jahre lang betreute ihn die Salzburgerin abends, wenn die Pflegerin gegangen war. Denn alleine ging es nicht mehr.
Die Aufregung, die sie bei jedem Klingeln des Telefons spürte, wurde sie zum Glück bald los. Will wollte wissen, was auf sie zukommt: „Mein Verwandter lebte in einer anderen Welt. Deshalb fuhr ich in die Demenzberatung. Seitdem ging ich mit brenzligen Situationen gelassener um. Das hat mir und meinem Angehörigen sehr gutgetan.“
Beratung nimmt Druck aus den Familien heraus
Wie Annette Will informierten sich im Vorjahr 756 Salzburger bei der 2013 gegründeten Demenzberatung der Diakonie darüber, wie sie ihren dementen Familienmitgliedern beistehen können. Leiter Ulrich Gsenger sagt anlässlich des morgigen Weltalzheimertages: „Die Zahlen steigen stark, die Dunkelziffer ist hoch. Wenn sich Familien und Erkrankte früh darüber aufklären lassen, was sie erwartet, nimmt das viel Druck raus.“
Rund 10.000 Menschen sind im Bundesland Salzburg demenzkrank, davon etwa 3000 in der Stadt Salzburg. Psychologin Eva Siller von der Demenzberatung der Diakonie Salzburg rät Angehörigen:
- Sich Wissen aneignen, was Demenz bedeutet
- Erkennen, welche Bedürfnisse Betroffene haben, wenn sie sprachlich abbauen. So müssen sich viele körperlich abarbeiten und wollen deshalb ständig wandern.
- Nachbarn über die Erkrankung informieren. Sie sollen anrufen, wenn etwa der demente Vater im Winter in Unterwäsche Schnee schaufelt.
- Gut auf sich selbst schauen: Entlastungsangebote wie Tageszentren kennen und annehmen.
Denn gerade die betreuenden Kinder oder Ehepartner sind massiv belastet. Wegen des Pflegepersonalmangels gibt es für sie derzeit zu wenige Entlastungsangebote. „Bei uns sitzen deshalb immer öfter Angehörige, die komplett erschöpft sind“, sagt Gsenger.
Wichtig ist, sich Wissen anzueignen
Seine Kollegin, Psychologin Eva Siller, gibt im Rahmen der Beratung Tipps. Wichtig ist, sich Wissen anzueignen. Das erleichtere den Umgang mit Verwandten, die wegen des Abbaus ihrer Hirnsubstanz mehr und mehr in ihrem eigenen Universum leben. Auch, so Ulrich Gsenger, tue es gut zu wissen: „Viele Betroffene werden zwar zu desorientierten, aber glücklichen Menschen.“
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