Kickl und die Würmer. „Ein Politiker, der weder Sprach- noch Diskussionskultur hat, darf einfach nicht Kanzler in unserem Land werden“ schreibt ein „Krone“-Leser nach dem Auftritt von FPÖ-Chef Herbert Kickl im Rahmen der ORF-Sommergespräche - aufgezeichnet am Freitag der Vorwoche, ausgestrahlt am Montag. „Gratulation an Herrn Kickl, er hat es geschafft, dass er bei Frau Schnabel ausreden konnte“, lobt dagegen ein Leser aus der Steiermark, während ein Leserbriefschreiber aus Wien meint: „Herr Kickl gab ein Lehrbeispiel, wie man Fragen nicht beantwortet. Er hat stark an den Schüler erinnert, der für seine Prüfung in - früher hieß es so - Naturgeschichte nur die Würmer gelernt hat, aber zu den Elefanten gefragt wird und so antwortet: Der Elefant hat einen wurmähnlichen Schwanz, und die Würmer teilt man ein…“ Es sei bedauerlich, dass „ein sich selbst als Spitzenpolitiker bezeichnender Chef einer Partei nicht in der Lage ist, an ihn gestellte klare Fragen kurz und prägnant zu beantworten.“ Während ein weiterer Leserbriefschreiber findet, man könnte als ORF-Konsument auf die Idee kommen, man sei „wieder einmal hinters Licht geführt“ worden. Kickl hat mit seinem Auftritt beim Sommergespräch jedenfalls eines wieder erreicht: Man spricht und schreibt über ihn. Und er polarisiert wie kein Zweiter. Das gewiss auch mit Kalkül.
Ein „Nix“, das ablenkt. Was von diesem Sommergespräch auch hängen bleibt - und wir heute in der „Krone“ neuerlich thematisieren: Das Parlaments-Besprechungszimmer, in das die Interviewten vom ORF gesperrt werden, findet mindestens so viel Beachtung wie die Gespräche selbst. Dabei wollte man genau das, wie Interviewerin Schnabl versichert, mit der Wahl des „Stasi-Verhörzimmers“ (Zitat Herbert Kickl), verhindern. Susanne Schnabl: „Wir alle warten auf Antworten und deswegen haben wir gedacht, da soll wirklich nix davon ablenken.“ Nun ist es genau dieses „Nix“, das so sehr ablenkt. Wobei das fensterlose Verhörkammerl mit seiner Nuss-Vertäfelung, den Retro-Stühlen im 50-er-Look und der spartanischen Stehlampe mindestens so sehr polarisiert wie der Sommergesprächs-Gast dieser Woche. „Halten Sie den Schauplatz der ORF-Sommergespräche für ansprechend?“ fragten wir gestern unsere Leser und User. Da antworten auf diese „Frage des Tages“ neun von zehn mit „Nein“. Das kann man dann eigentlich kaum noch Polarisierung nennen, sondern: klare Entscheidung.
Kommen Sie gut durch den Mittwoch!
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