Teils Lebensgefahr!

Zivilschutzalarm in Kärnten: Bundesheer rückt aus

Kärnten
04.08.2023 13:54

Mehrere Gewitterfronten mit extremem Starkregen haben vor allem in den Kärntner Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land für Überflutungen, Straßensperren und Muren gesorgt. Im Loibltal wurde ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. Mehr als 160 Feuerwehreinsätze wurden seit Donnerstagabend verzeichnet. Ein Ende ist nicht in Sicht. Auch in der Steiermark ist die Lage angespannt.

Neueste Entwicklungen: Nach Bad Eisenkappel und St. Georgen im Lavanttal gilt nun auch für die Gemeinde Eberndorf eine Zivilschutzwarnung. Der Zivilschutzalarm in St. Paul im Lavanttal und Loibach bei Bleiburg ist noch aufrecht!

Es besteht Lebensgefahr
Zivilschutzwarnungen gelten zurzeit für Bad Eisenkappel und St. Georgen im Lavanttal. In der Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal musste Zivilschutzalarm ausgelöst werden. „Bitte gehen Sie nicht in die Kellerräume, halten Sie sich in den oberen Etagen auf, bleiben Sie zu Hause“, appelliert die Gemeinde an die Bewohner. Außerdem wird die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten dazu aufgerufen, das Trinkwasser zuerst abzukochen. Aufgrund der Hochwassersituation komme es nämlich zu Verunreinigungen!

Aufgrund der Niederschläge kam es auf der Loiblpassstraße (B91) und der Bodentalstraße (L105) zur Vermurungen. Beide Straßen sind bis auf Weiteres gesperrt, heißt es seitens der Feuerwehr Unterbergen. Im Loibltal wurde auf der B91 ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. „Alle drei Insassen blieben zum Glück unverletzt und konnten das Fahrzeug selbstständig verlassen.“ Ein weiteres Fahrzeug konnte mit Unterstützung der Feuerwehr Unterbergen aus dem Bereich der Mure herausfahren. Über die Dauer der Sperre können noch keine Angaben gemacht werden.

Ein Fahrzeug konnte von der FF Unterbergen aus der Mure befreit werden. (Bild: FF Unterbergen)
Ein Fahrzeug konnte von der FF Unterbergen aus der Mure befreit werden.
Die Loiblpassstraße ist zu. Ein Auto wurde von der Mure verschüttet. (Bild: FF Unterbergen)
Die Loiblpassstraße ist zu. Ein Auto wurde von der Mure verschüttet.
Der Granitzbach wurde zum reißenden Fluss. (Bild: Georg Bachhiesl)
Der Granitzbach wurde zum reißenden Fluss.
Die Bewohner sollen sich in die oberen Stockwerke begeben. (Bild: Georg Bachhiesl)
Die Bewohner sollen sich in die oberen Stockwerke begeben.
Die Feuerwehr steht im Dauereinsatz. (Bild: BFVDL)
Die Feuerwehr steht im Dauereinsatz.
In St. Paul im Lavanttal sind Keller und Häuser überschwemmt. (Bild: Georg Bachhiesl)
In St. Paul im Lavanttal sind Keller und Häuser überschwemmt.

Lage entspannte sich etwas
„Der Kristenstab ist eingerichtet. Der Granitzbach ist bereits teilweise über die Ufer getreten und das Rückhaltebecken ist randvoll. Keller und Häuser sind überflutet. Die Situation entspannt sich zwar etwas, aber am Nachmittag soll es ja wieder regnen. Alle sind am Sandsäckefüllen“, teilt St. Pauls Bürgermeister Stefan Salzmann mit. Es wird nun darüber entschieden, wie das Becken abgelassen wird, die Feuerwehren nutzen die Regenpause am Vormittag, um das Becken von Holz und Geröll zu befreien. Denn steigt der Granitzbach noch höher, erlebt die Gemeinde ein 300-jähriges Hochwasser. Gegen Mittag entspannte sich die Lage etwas.

Zitat Icon

Wichtig ist, dass keine Panik ausbricht!

Stefan Salzmann, Bürgermeister in St. Paul im Lavanttal.

Wird Ort evakuiert? Bundesheer rückt aus!
Unter anderem im Raum stehen soll - sollte sich die Situation verschlimmern - eine Evakuierung des Ortszentrums. „Wir kontaktieren derzeit alle Personen, die im Umkreis der Gefahrenstellen leben, und eruieren, wer im Notfall sein Haus nicht selbst verlassen kann!“ Wer kann, solle sich bei Freunden oder Familie in Sicherheit bringen, sobald sich die Lage erneut verschärft. Als „Leuchtturm“ funktioniert die Mittelschule St. Paul. „Wichtig ist, dass keine Panik ausbricht“, so Salzmann. „Gemeinsam mit LR Daniel Fellner haben wir heute, im Rahmen der Einsatzbesprechung im Krisenstab, um die Unterstützung des Bundesheeres gebeten“, so Landeshauptmann Kärntens Peter Kaiser. Derzeit stehen 25 Soldaten im Unwettereinsatz.

25 Soldaten hilft den Einsatzkräften nach dem Starkregen (Bild: Andreas Scherer/Bundesheer)
25 Soldaten hilft den Einsatzkräften nach dem Starkregen

In Loibach bei Bleiburg wurde ebenfalls Zivilschutzalarm ausgelöst. Im Bezirk Völkermarkt und in der Stadt Klagenfurt tagt der Krisenstab. Mehrere Gebiete in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land sind durch Straßensperren von der Außenwelt abgeschnitten. Kärntens Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen stehen seit Donnerstagabend im Dauereinsatz.

Straßensperren

  • Wegen Hochwasser oder Murenabgängen im Lavanttal:
  • Markt St. Paul
  • Schwarzviertler Straße
  • Sportplatzsiedlung
  • L134 (Granitztaler Landesstraße) von Schönweg bis St. Paul
  • Grutschner Landesstraße
  • Nebenstraßen im Granitztal sind schwer passierbar
  • Zufahrt Unterrainz Richtung St. Georgen ist gesperrt
  • Bereich Legerbuch ist schwer passierbar
  • Gemeindegebiet Köttmannsdorf:
  • Gemeindestraße vom Rekagraben nach Mostitz
  • in Lambichl die Gemeindestraße Ziegeleiweg von der Bahnhaltestelle bis nach Untertöllern
  • Ferlach
  • L 103 (Waidischer Landesstraße) von Mure verschüttet

Massive Überflutungen wurden aus dem Bereich Ruden gemeldet. Auch in Eberndorf und St. Kanzian muss gegen die Wassermassen gekämpft werden. In Ferlach hat der sintflutartige Regen ebenfalls für zahlreiche Einsätze gesorgt. Keller mussten ausgepumpt, Lichtschächte und Einfahrten abgedichtet werden. Bei einem Wohnhaus, das bereits vor einigen Tagen am Dach durch den Sturm geschädigt worden war, musste die Abdeckplane neu nachgespannt werden. Im gesamten Südkärntner Raum sind derzeit die Monteure von Kärnten Netz unterwegs: „Aktuell haben etwa 200 Haushalte keinen Strom, bis Mittag sind die Störungen im besten Fall behoben!“, so Robert Schmaranz von Kärnten Netz.

Brand durch Blitzschlag
In der Gemeinde Keutschach geriet der Dachstuhl eines Wohnhauses in Reauz kurz nach Mitternacht durch einen Blitzeinschlag in Brand. Beherzte Nachbarn konnten den Brand mittels Feuerlöschern eindämmen. Die Feuerwehren Keutschach, Reifnitz, Techelweg und Viktring führten mit insgesamt 45 Einsatzkräften Nachlöscharbeiten durch. Das in dem Wohnhaus lebende Ehepaar (82 und 79) blieb zum Glück unverletzt und wurde von den Nachbarn vorübergehend aufgenommen.

Zitat Icon

Wir sind nicht nur in Wolfsberg und Völkermarkt unwetterbedingt im Einsatz, unsere Kolleginnen und Kollegen geben in ganz Kärnten in jeder Situation ihr Bestes, um der Bevölkerung zu helfen!

Martin Pirz, Präsident des Roten Kreuzes Kärnten

Bad Eisenkappel und Guntschach von Außenwelt abgeschnitten
In zwölf Stunden fielen in der Grenzgemeinde Bad Eisenkappel beim Starkregen etwa 127 Liter Wasser vom Himmel. Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik: „Die Gemeinde ist völlig verwüstet!“ Die Straßen in den Ort sind vermurt, die Einsatzkräfte mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Heuer bereits zum dritten Mal abgeschnitten ist auch der Ort Guntschach: Der Notweg von Ebenthal in die Ortschaft ist von zwei Schlammlawinen blockiert.

Feuerwehrfest abgesagt!
Die FF Gallizien musste das für Freitagabend geplante Zeltfest absagen, weil das Zelt wegen des Regens überflutet wurde. Auch das slowenische Bauernfest beim Gasthof Zenkel findet am Samstag nicht statt. Und auch die Filialen der Kärntner Sparkasse in St. Paul und Lavamünd bleiben aufgrund des Hochwassers bis auf Weiters geschlossen.

300 Feuerwehreinsätze in der Steiermark
Viel zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in der benachbarten Steiermark. Der stundenlange Starkregen beschäftigte die Feuerwehren vor allem im Süden. 300 Einsätze waren in den vergangenen Stunden zu verzeichnen - es handelt sich vor allem um überflutete Keller und überschwemmte Straßen.

Aus Deutschlandsberg etwa berichtet Hans Jürgen Ferlitsch vom Bereichsfeuerwehrverband: „Seit 2.27 Uhr in der Nacht werden die Feuerwehren oft zeitgleich zu mehreren Hochwasser-Einsätzen alarmiert. Meist handelt es sich bei den Einsatzaufträgen um überflutete Keller oder Straßen. Diese werden sukzessive abgearbeitet. Auch Sandsäcke werden vorbereitet. Besonders betroffen sind die Gemeinden Eibiswald und Wies, aber auch rund um die Ortschaft Trag in der Gemeinde Bad Schwanberg häufen sich die Einsätze.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele