Oper & Schauspielhaus

Emotionaler Abschied der Grazer Intendantinnen

Steiermark
25.06.2023 17:00

Die Grazer Theaterlandschaft ist im Umbruch. Sowohl Opern-Intendantin Nora Schmid als auch Schauspielhaus-Chefin Iris Laufenberg beendeten nach acht Jahren am Wochenende ihre Amtszeiten in der steirischen Landeshauptstadt. Und beide Häuser bereiteten ihren Chefinnen einen würdigen Abgang - mit Lachen, Schmunzeln und so manchem tränenden Auge.

Glaubt man Thomas Bernhard, dann ist das Urteil eindeutig: „In Graz muss niemand gewesen sein.“ Und doch sind viele hier gewesen und haben - wie Schauspielhaus-Intendantin Iris Laufenberg und ihr Team - ihre Spuren hinterlassen. Bernhards „Heldenplatz“ war eine von 162 Premieren, die sie in acht Jahren auf die Bühnen gebracht haben. An einige der Highlights erinnerten sie am Freitagabend mit dem finalen „Hello Goodbye“.

Von Ausverkauf und Hasskommentaren
Rudi Widerhofer und Freya van Kant moderierten die Revue, die das Team an diesem Abend passieren ließ. Szenen, Songs, Kostüme und Bühnenbilder zogen vorbei. Doch der Rückblick war nicht nur sentimental: Evamaria Salcher und Lukas Walcher etwa besangen den „Ausverkauf im Schauspielhaus“ und zitierten dabei Kritikpunkte und Hasskomentare, die im Laufe der Jahre an das Team herangetragen wurden: „Solar tritt auf, das Licht geht an, der einzige, der sprechen kann.“

Gastauftritt vom Theater im Bahnhof
Einen Gastauftritt hatte auch das Theater im Bahnhof. Pia Hierzegger und Monika Klengel blickten acht Jahre in die Zukunft und luden das Publikum zu einer Schnell-Umfrage: Demnach glauben 34% der Besucher, dass in acht Jahren die KPÖ immer noch die Bürgermeisterin stellen wird. Und 57% sagen, sie werden sich dann noch an mindestens eine Produktion aus der Ära Laufenberg erinnern.

Vor allem aber streckte man dem Publikum ein letztes Mal die Hand entgegen. Erinnerte an die Beteiligungsprojekte. Stellte Menschen vor, die hinter und unter der Bühne arbeiten. Und bevor mit Reinhard Mays „Gute Nacht Freunde“ der letzte Vorhang fiel, wurden Regieanweisungen an eine Leinwand geworfen, um die Besucher ein letztes Mal in ein kollektives Ensemble, ein „Wir*“ zu verwandeln: „Stille. Jemand hustet. Jemand hört zu. Jemand seufzt. Jemand weint.“

Große Emotionen in der Oper
Nicht weniger emotional ging es tags darauf in der Grazer Oper zu, als Nora Schmid und das gesamte Ensemble samt Chor, Ballett, Orchester und auch das Team hinter den Kulissen dem Publikum ein gar nicht so leises Servus zuriefen. Es war ein Abend voller schöner Erinnerungen, voller Freude, aber auch jeder Menge Herzschmerz. Und am Ende wurden die Taschentücher nicht nur zum Winken gezückt.

Nora Schmid selbst führte durch den Abend, den die ebenfalls scheidende Ballettdirektorin Beate Vollack als eine schwungvolle und bunte Revue in Szene setzte. Zu sehen bekam man ein Best-of in einer sehr ansprechenden Mischung. Da war Strauß´ „Fledermaus“ ebenso zu hören wie Wagners „Walkürenritt“, da wechselte der düstere „König Roger“ mit einem dynamischen „Figaro“, die leidenschaftliche „Maria de Buenos Aires“ mit dem tragischen „Pagliacci“. Ballett und Chor (vom scheidenden Chordirektor Bernhard Schneider perfekt einstudiert) zeigten noch einmal groß auf, das Ensemble glänzte und auch so mancher Gast kehrte wieder, um Schmid zum Abschied seine Reverenz zu erweisen.

Ein Hoch auf das Team
Schön, dass auch das Team, das man für gewöhnlich nicht zu sehen bekommt, in einer kurzen, humorvollen Filmeinspielung geehrt wurde. Und noch schöner, dass zum Schluss alle als tanzende Pinguine einen kurzen Auftritt hatten, der einem das Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

Den musikalisch runden Genuss verdankt man nicht zuletzt dem swingenden, tragischen, dramatischen und leidenschaftlichen Einsatz der Grazer Philharmoniker unter ihrem unglaublich vielseitigen Chefdirigenten Roland Kluttig, der Graz nun ebenfalls verlässt. Dass da beim finalen „Sag beim Abschied leise Servus“ so manche Träne floss, darf niemanden überraschen. „Ich hoffe, dass wir den Grazern nach diesen acht Jahren in guter Erinnerung bleiben“, wünschte sich Nora Schmid. Das sollte klappen.

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