Wegen Inflation

Nationalbank: Mit Sparbüchern macht man derzeit Verlust

Österreich
03.11.2011 20:09
Die Inflation liegt derzeit zum Teil deutlich über den Zinsen aufs Spargeld, was schlecht für österreichische Sparer mit Sparbüchern ist. "Im Moment macht man mit Sparbüchern Verlust. Die Realverzinsung ist seit Beginn des Jahres unabhängig von der Bindung negativ", sagte der Statistik-Chef der Oesterreichischen Nationalbank, Johannes Turner, in einer Pressekonferenz mit OeNB-Direktor Andreas Ittner am Donnerstag. Bei täglich fälligen Geldern ist das schon länger der Fall.

Die Sparquote, die früher lange Jahre netto über zehn Prozent lag, dürfte auch 2011 mit weniger als neun Prozent unter dem langjährigen Schnitt liegen, schätzt die Nationalbank. Schon 2009 und vor allem 2010 war die Quote unter die alten Durchschnittswerte gefallen. Trotzdem bleiben die privaten Haushalte wichtigster privater Geldgeber der Banken.

Von 110 Euro, die im Schnitt pro Monat neu veranlagt werden, gehen heuer knapp drei Viertel (75 Euro) in Einlagen und festverzinsliche Papiere (Anleihen) inländischer Banken, rechnete die OeNB vor. "Das ist wichtig für die Banken", so Ittner. "Diese gegenseitige Stärkung ist gut für beide Seiten."

Die Hälfte des Geldvermögens sei bei inländischen Banken veranlagt, bei den Banken mache dies bei der Refinanzierung ein Viertel der gesamten Passivseite aus. Diese Größenordnungen hätten sich in den vergangenen fünf Jahren nicht wesentlich geändert. Für die OeNB ist diese starke finanzielle Verknüpfung vor dem Hintergrund eines stabilen Finanzsystems zu sehen. Sie spiegle auch das Vertrauen in das heimische Bankensystem wider.

Statistisch hat jeder Österreicher 37.000 Euro
Österreichs private Haushalte besitzen nach Statistiken der OeNB Finanzvermögen von 471 Milliarden Euro (Stand Ende Juni 2011). Vor einem Jahr waren es noch 458 Milliarden. Bei einem Schuldenstand der Haushalte von 163 Milliarden Euro (Vorjahresvergleich: 157 Milliarden Euro) verfügten die Österreicher per Juni 2011 über ein Netto-Geldvermögen von 308 Milliarden Euro. Diese Zahl hat sich seit Ende 2009 nicht wesentlich verändert, die Nationalbank sprach am Donnerstag von einer stabilen Entwicklung.

Rein statistisch hat jeder Österreicher damit 37.000 Euro Geldvermögen. Das ist - ebenso wie bei den Deutschen - über dem Europa-Schnitt, aber unter dem Niveau der Schweizer oder Briten.

64 Milliarden Euro und somit fast ein Drittel der privaten Einlagen bei den Banken - die sich auf 208 Milliarden Euro belaufen - liegt auf täglich fälligen Konten, weitere 47 Prozent auf Sparkonten bis zu zwei Jahren. Für die Notenbank ein Beweis, dass die Österreicher in Krisenzeiten schnell verfügbares Geld präferieren - es wird wieder mehr Geld "zwischengeparkt". "Die Position der Haushalte ist stabil", sagte Ittner.

Kreditaufnahme eingebremst
Die Kreditaufnahme hat sich zuletzt eingebremst. 140 Milliarden Euro waren Ende Juni an Bankkrediten aushaftend, davon 40 Milliarden Euro in Fremdwährung. 106 Milliarden Euro waren Wohn- und Wohnbaukredite, denen aktivseitig entsprechendes Immobilienvermögen gegenüberstand. Die OeNB schätzt das gesamte Immo-Vermögen der österreichischen Haushalte auf 900 Milliarden Euro.

Weiterhin nur vier Prozent sind in börsenotierte Aktien investiert. Auffallend laut OeNB: Die wichtigsten 30 Aktien machten 60 Prozent des Aktienvermögensbestands aus, im Wesentlichen also Indexschwergewichte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Immer wichtiger wird den Österreichern die Lebensversicherung.

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