„Wie aus Horrorfilm“

Schul-Massaker: Schütze (14) erstellte Todesliste

Ausland
03.05.2023 21:53

Bei Schüssen in einer zentral gelegenen Belgrader Volksschule sind Mittwochfrüh neun Menschen ums Leben gekommen. Laut Innenministerium starben acht Schüler und ein Wachmann, nachdem ein Teenager (14) in einem Klassenraum das Feuer eröffnete. Eine Lehrerin und sechs weitere Schüler wurden verletzt, teilte das serbische Innenministerium mit. Sie schwebten zum Teil in Lebensgefahr. Der bewaffnete Bursche, der im Vorfeld eine Todesliste erstellte, wurde am Schulhof festgenommen.

Die ersten Polizeierkenntnisse würden laut Veselin Milic, dem Polizeichef in der Hauptstadt, zeigen, dass der Angreifer seine Tat monatelang vorbereitet habe. Die Polizei habe bei ihm ein Verzeichnis „von Schülern für eine Liquidation“ sichergestellt. Man habe auf seinem Schreibtisch Skizzen und Pläne gefunden, die „wie aus einem Horrorfilm oder Videospiel“ ausgesehen hätten.

Täter plante auch Amoklauf in anderen Klassen
Er soll geplant haben, nicht nur in seiner Schulklasse das Feuer zu eröffnen, sondern auch in einigen weiteren um sich zu schießen. Wie Bildungsminister Branko Ruzic bestätigte, habe es vor einiger Zeit eine Anzeige für Mobbing gegeben, dessen Opfer der Angreifer gewesen sein sollte, allerdings sei dies nicht mit der Volksschule, sondern mit einer privaten Schauspielschule verknüpft gewesen. In Serbien dauert die Volksschule acht Jahre. Eingeschult wird man im Alter von sieben Jahren.

Tatwaffe gehört Vater des Schützen
Die Motive für die Tat waren zunächst nicht bekannt. Der 14-jährige Bursche, der mit einer Pistole seines Vaters geschossen haben soll und auch Brandsätze bei sich hatte, wurde von Kollegen eigentlich als Musterschüler bezeichnet. Er besuchte die siebente Klasse. In Medienberichten hieß es, dass eine schlechte Note im Fach Geschichte für den Angriff auslösend sein durfte. Deshalb geht man davon aus, dass das Ziel des Angriffs die Lehrerin sein könnte.

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Der Angreifer hat seine Tat monatelang vorbereitet. Die Polizei hat bei ihm ein Verzeichnis von Schülern für eine Liquidation sichergestellt. Man hat auf seinem Schreibtisch Skizzen und Pläne gefunden, die wie aus einem Horrorfilm oder Videospiel ausgesehen haben.

Veselin Milic, Polizeichef in Belgrad

Der Schock sitzt tief
Milan Milosevic, der Vater einer Schülerin der Volksschule, sagte, seine Tochter sei in der Klasse gewesen, in der die Waffe abgefeuert wurde. „Sie hat es geschafft zu fliehen. (Der Bursche) ... hat zuerst auf den Lehrer geschossen und dann hat er wahllos angefangen zu schießen“, sagte Milosevic dem TV-Sender N1. Beamte mit Helmen und kugelsicheren Westen sperrten das Gelände um die Schule ab.

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Meine Tochter ist in der Klasse gewesen, in der die Waffe abgefeuert wurde. Sie hat es geschafft zu fliehen. Der Bursche hat zuerst auf den Lehrer geschossen und dann hat er wahllos angefangen zu schießen.

Milan Milosevic, der Vater einer Schülerin der Volksschule,

„Eltern kamen, sie waren in Panik“
„Ich sah Kinder schreiend aus der Schule rennen. Eltern kamen, sie waren in Panik. Später hörte ich drei Schüsse“, sagte ein Mädchen, das ein Gymnasium neben der Volksschule besucht, gegenüber dem staatlichen Fernsehen RTS. Bürgermeister Nedeljkovic sagte, der Wachmann der Schule habe sich dem Schützen in den Weg gestellt und damit wahrscheinlich weitere Opfer verhindert. Der Wachmann „wollte die Tragödie verhindern und er war das erste Opfer“, sagte Nedeljkovic vor Journalisten vor dem Schulgebäude.

Die Attacke startete der Bursche gegen 8.40 Uhr. Polizei und Rettungskräfte rückten mit großem Aufgebot zu der Schule im Zentrum von Belgrad aus. Die Polizei sperrte das umliegende Areal großräumig ab, wie Medien berichteten. Nach den Schüssen lief der Schüler auf den Schulhof und rief die Polizei. 

Milan Nedeljkovic, Bürgermeister des zentralen Bezirks Vracar, in dem sich die Schule Wladislaw Ribnikar befindet, sagte unterdessen, die Ärzte kämpften darum, das Leben der Lehrerin zu retten. In die Universitätsklinik wurden die Frau sowie drei Schüler eingeliefert, weitere drei Schüler kamen in eine Kinderklinik.

Alle Verwundeten wurden operiert
Nach Worten von Milika Asanin, dem Chef der Universitätsklinik, seien alle Verwundeten unterdessen operiert und am Leben. Die 53-jährige Lehrerin, die Geschichte unterrichtet hatte, ist nach Angaben von Asanin mit einer Bauchwunde und Wunden an beiden Händen davongekommen.

Gesundheitsministerin Danica Grujicic hat bei einer Pressekonferenz den Gesundheitszustand der 53-Jährigen als lebensgefährlich bezeichnet. In der Kinderklinik kämpften Ärzte unterdessen auch um das Leben einer Schülerin, die mit einer schweren Kopfwunde eingeliefert wurde. Ihr Zustand war ebenfalls lebensgefährlich.

„Dies ist einer der schwersten Tage in der modernen serbischen Geschichte“, sagte Staatspräsident Aleksandar Vucic am Abend vor der Presse. Serbien sei in der Trauer vereint.

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