Abseits der Dose

Diese Mateschitz-Idee bricht weiter alle Rekorde

Sport-Mix
11.05.2025 07:26

Ohne Didi Mateschitz würde es den Wings for Life World Run, der am 4. Mai alle Rekorde gebrochen hat, nicht geben. Dass „DM“ vor über 20 Jahren die Stiftung Wings for Life gründete, lag an einem tragischen Unfall. Wir blicken zurück und lassen noch einmal den größten Lauf der Welt Revue passieren.

Es ist der 26. Juli 2003. Hannes Kinigadner ist erst 19 Jahre alt, als er bei einem Benefiz-Motocross-Rennen in Österreich an den Start geht. „Ich erinnere mich, dass es ein schöner Sommertag war. Mir ging es richtig gut“, sagt Kinigadner. Wenige Minuten später startet das Rennen, das sein Leben für immer verändern würde.

In einer schnellen Linkskurve kann er dem Motorrad eines gestürzten Fahrers nicht ausweichen. Er wird über den Lenker geschleudert, prallt mit dem Kopf auf dem Boden auf und bleibt bewegungslos liegen. „Ich erinnere mich noch an jede Sekunde“, erzählt Hannes, „als ich dalag und alle rund um mich zusammen liefen. Ich war beunruhigt und habe jemanden gebeten, mir meine Schuhe auszuziehen. Als man mir sagte, dass die schon ausgezogen worden waren, bekam ich Angst. Ich habe das alles nicht gespürt.“ Hannes Kinigadner wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Hannes und Heinz Kinigadner zeigen die heurigen Spendensumme an. (Bild: Red Bull Content Pool)
Hannes und Heinz Kinigadner zeigen die heurigen Spendensumme an.

„Der schwärzeste Tag in meinem Leben“
Als sich sein Zustand stabilisiert hat, wird er zum ersten Mal in einen Rollstuhl gesetzt. „Da war mir plötzlich bewusst, dass ich wirklich ab dem fünften Halswirbel querschnittsgelähmt bin. Das war der schwärzeste Tag in meinem Leben. Da ist die Welt für mich zusammengebrochen.“

Hannes ist überfordert, braucht ständig Hilfe. Er kann nicht mehr allein essen, nicht mehr allein duschen oder auf die Toilette gehen. „Dieser Unfall hat alles verändert. Meine Privatsphäre war von einem Tag auf den anderen futsch. Und auch meine Flexibilität. Meine Freiheit.“

Experten flogen nach Salzburg ein
Seine Familie hilft Hannes, in diesem neuen Leben zurechtzukommen. Sein Vater, der zweifache Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner, will den Zustand seines Sohnes so nicht hinnehmen. Gemeinsam mit seinem Freund, Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, lässt er Experten auf dem Gebiet der Rückenmarksforschung nach Salzburg einfliegen. Er will einen Status quo erheben und wissen, wo und wie sein Sohn schnellstmöglich geheilt werden kann.

Hannes und Heinz Kinigadner sind bei jedem Wings for Life World Run dabei. (Bild: Red Bull Contentpool)
Hannes und Heinz Kinigadner sind bei jedem Wings for Life World Run dabei.

Die Fakten sind niederschmetternd. „Meine Querschnittslähmung war nicht heilbar“, sagt Hannes. „Die Ärzte und Wissenschaftler erklärten zwar, dass sich verletzte Nervenzellen im Rückenmark regenerieren können, aber auch, dass die Forschung in diesem Bereich komplett unterfinanziert war.“

Gründung am 6. Juli 2004
Heinz Kinigadner und Dietrich Mateschitz setzten danach alles in Bewegung und gewannen Experten, um am 6. Juli 2004 die Stiftung Wings for Life zu gründen. Die Rückenmarksforschung sollte damit vorangetrieben und für Hannes – und alle anderen Querschnittsgelähmten – eine Heilung gefunden werden. „Dafür war und bin ich sehr dankbar. Es motiviert mich und gibt mir Hoffnung“, sagt Hannes.

Anita Gerhardter (li.), hier mit Fußball-Trainer Niko Kovac bei einer Pressekonferenz, ist seit 2008 Geschäftsführerin der Stiftung Wings for Life. (Bild: Predrag Vuckovic for Wings for Life World Run)
Anita Gerhardter (li.), hier mit Fußball-Trainer Niko Kovac bei einer Pressekonferenz, ist seit 2008 Geschäftsführerin der Stiftung Wings for Life.

2008 übernahm Anita Gerhardter die Geschäftsführung der Stiftung und professionalisierte sie. Sie brachte die richtigen Leute zusammen, schaffte eine Schnittstelle zwischen Forschung und Marketing und gab im Mai 2014 den Startschuss für den ersten Wings for Life World Run.

Schlauesten Köpfe der Wissenschaft sind vereint
Heute ist die Stiftung Wings for Life weltweit angesehen, vereint die schlauesten Köpfe der Wissenschaft und fördert aussichtsreiche Projekte mit Millionenbeträgen mit dem Ziel eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden.

Die Spenden, die über den Wings for Life World Run generiert werden, sind eine der wichtigsten Einnahmequellen der Stiftung. Zudem ist das globale Laufevent ein einzigartiger Hoffnungsträger für alle Betroffenen. Jedes Jahr im Mai wird sichtbar, wie groß die Wings for Life World Run Community mittlerweile geworden ist und wie viele Menschen die Stiftung und deren Forschungsarbeit unterstützen.

Beim Flagship Run in Wien starteten 13.500 Läuferinnen und Läufer. Insgesamt waren in Österreich am 4. Mai 74.087 Teilnehmer. Weltweit waren es 310.719! (Bild: Philip Platzer for Wings for Life World Run)
Beim Flagship Run in Wien starteten 13.500 Läuferinnen und Läufer. Insgesamt waren in Österreich am 4. Mai 74.087 Teilnehmer. Weltweit waren es 310.719!

310.719 Teilnehmer weltweit
Am 4. Mai 2025 sorgten 310.719 Läufern und Rollstuhlfahrern aus 170 Ländern weltweit für Gänsehaut. Noch nie haben so viele Menschen gleichzeitig für den guten Zweck die Laufschuhe geschnürt. Allein in Österreich sind 74.087 Teilnehmer für all die gelaufen, die es nicht können.

So kamen heuer 8,6 Millionen Euro an Spendengeldern für die Wings for Life Stiftung zusammen. Global konnte seit dem ersten Lauf 2014 bereits eine Spendensumme von insgesamt 60,53 Millionen Euro gesammelt werden – 100 Prozent dieses Betrags fließen in die Rückenmarksforschung. Damit ist der weltweite Charity-Lauf einer der wichtigsten Motoren auf dem Weg zum Ziel. Seit 2004 wurden in 20 Ländern bisher 324 wissenschaftliche Forschungsprojekte und klinische Studien unterstützt, in deren Rahmen Teilnehmer u.a. wieder Funktionen in ihren Händen zurückgewinnen oder sogar erste Schritte machen konnten. Dank der Bemühungen ist die Frage mittlerweile nicht mehr, ob eine effektive Behandlung gefunden werden kann, sondern wann.

Aktuell fördert die Stiftung 65 laufende Projekte in 15 Ländern. Neben der Grundlagenforschung im Labor, befassen sich die Studien von Wings for Life vor allem mit der Regeneration, dem Wiederaufbau und den Folgeschäden von Rückenmarksverletzungen. Diese Projekte werden von den Wissenschaftlern und Forschern nach einem strengen Auswahlverfahren bestimmt und unter anderen durch die gesammelten Einnahmen des Wings for Life World Run finanziert.

Auch zahlreiche Spitzensportler laufen jedes Jahr für diejenigen, die es selbst nicht können. Skistar Manuel Feller sagt: „Mir liegt dieser Lauf sehr am Herzen. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich mich für den Wings for Life World zu 100 Prozent engagiere.“ (Bild: Philipp Carl Riedl for Wings for Life World Run)
Auch zahlreiche Spitzensportler laufen jedes Jahr für diejenigen, die es selbst nicht können. Skistar Manuel Feller sagt: „Mir liegt dieser Lauf sehr am Herzen. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich mich für den Wings for Life World zu 100 Prozent engagiere.“

„Ich bin überwältigt“
Anita Gerhardter, CEO der Wings for Life Stiftung: „Ich bin überwältigt vom Ergebnis des Wings for Life World Runs. Eine gemeinsame Mission und so viel Liebe und Energie aus allen Ecken der Welt. Ein herzliches Dankeschön an alle, die diesen Tag so besonders gemacht haben – ganz egal, ob ihr gelaufen, gegangen, gerollt seid, geholfen oder angefeuert habt. Ihr seid das Herz dieser Bewegung. Gemeinsam werden wir eine Heilung für Querschnittslähmung finden.“

Der nächste Wings for Life World Run findet am 10. Mai 2026 statt. Die Anmeldung ist ab 5. November 2025 auf www.wingsforlifeworldrun.com möglich.

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