Seit mehreren Wochen müssen in Wien-Meidling insgesamt 30 Mieter ohne Strom und Heizung leben. Die „Krone“ war vor Ort.
Stockdunkel und eiskalt ist es in dem grauen Zinshaus am Gaudenzdorfer Gürtel 41 in Meidling. Das Thermometer beim „Krone“-Lokalaugenschein zeigt keine zehn Grad. Seit dem 23. November leben hier rund 30 Menschen ohne jeglichen Strom und Heizung. Bei den Temperaturen ist das gesundheitsgefährdend.
Auch die sanitären Verhältnisse sind unerträglich. Der Blackout ist in diesem Haus also bereits Realität geworden. Halil A. (31) haust hier seit drei Monaten und benötigt Gaskocher und eine Powerbank, um seinen Alltag zu bestreiten. Noch bis vor kurzem hätten hier auch Familien mit Kindern gelebt, doch die sind längst ausgezogen, sagt er.
Stromnetz wurde widerrechtlich angeschlossen
Auf „Krone“-Anfrage berichtet die Polizei Wien, dass Polizisten unterstützend für Mitarbeiter der „Wiener Netze GmbH“ vor Ort waren. Laut diesen soll ein Haus in dem Bereich widerrechtlich an das Stromnetz angeschlossen worden sein. Diesbezüglich wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Auskünfte zu etwaigen anderen Einsätzen bzw. zu den Bewohnern können aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gegeben werden.
Seitens des Bezirks heißt es, dass Bezirksvorsteher Wilfried Zankl (SPÖ) erst vor kurzem davon erfahren hatte. Es handelt sich soweit bekannt um mietrechtliche Probleme und illegalen Strombezug. Die Bezirksvorstehung habe vollstes Vertrauen in die zuständigen Stellen, dass der Fall aufgeklärt wird.
Die vorliegende Unbrauchbarkeit des Mietgegenstandes rechtfertigt den sofortigen Rücktritt vom Mietvertrag nach § 1117 ABGB. Wir haben daher den Mietern ein Formular mit einer Auflösungserklärung zukommen lassen, mit dem die Mietverhältnisse sofort beendet werden können.
MieterHilfe der Stadt Wien
Hauseigentümer hat Stromliefervertrag gekündigt
Die Wiener Netze bestätigen, dass der Hauseigentümer den Stromliefervertrag gekündigt hat. Wegen mehrerer Missstände. Dies sei übrigens auch schon im April dieses Jahres geschehen. Danach wurde die Anlage widerrechtlich wieder in Betrieb gesetzt. Es kam zu einem Stromdiebstahl in der Höhe von mehreren Tausend Euro.
Der Eigentümer, die PECADO GmbH, spricht von einer komplexen Situation mit zwei Hauptmietern, Untermieter seien keine bekannt. Jedoch hätten die Wiener Netze von sich aus den Strom abgeschaltet. Die Hausverwaltung OMEGA-BC Hausmanagement GmbH hat auf eine „Krone“-Anfrage nicht reagiert.
Die Mieterbeihilfe ist jedenfalls bereits aktiv. Wie es hier jetzt weitergehen soll, weiß aber niemand. Vor wenigen Tagen wurde ein anonymer Zettel im Stiegenhaus gefunden, in der den Bewohnern angedroht wurde, dass sie bis Jahresende das Haus räumen müssen.
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