
Krisenbedingt werden Autoreifen immer teurer. Die Fahrer von Elektroautos bekommen das besonders zu spüren: Ihre Pneus kosten im Schnitt rund 50 Prozent mehr als solche für Verbrennerfahrzeuge, wie in einer aktuellen Studie ermittelt wurde.
Für E-Autos konzipierte Reifen kosteten im März dieses Jahres durchschnittlich 134,80 Euro. Normale Reifen hingegen waren für 90,67 Euro zu haben, wie die Automobilwoche unter Berufung eine Studie der Reifenhandelsplattform Alzura Tyre24 berichtet. Das entspricht einer Differenz von 48,7 Prozent. Zwischen Jänner 2020 und März 2022 lag der Unterschied im Mittel sogar bei 59,6 Prozent.
Das habe vor allem kaufmännische Gründe, sagte Michael Saitow, CEO des Alzura-Betreibers Saitow AG: „Neue Produkte haben selten den Preisdruck von etablierten Produkten.“ In Zukunft seien sinkende Preise zu erwarten. Durch die E-Auto-Förderung werde es schon bald viele Autos geben, die ihre ersten Reifen ersetzen müssen.
Generelle Preissteigerung bei Reifen
Grundsätzlich müssen sich Autofahrer auf weitere deutliche Preissteigerungen bei Reifen einstellen. „Wir bekommen die Preisentwicklung massiv bei den Personalkosten und im Einkauf zu spüren. Nach meiner Einschätzung sind die Reifenpreise seit Anfang 2021 um rund 20 Prozent gestiegen“, sagte Stephan Helm, Vorsitzender des deutschen Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk im Gespräch mit der Automobilwoche.
Auch der europäische Reifenherstellerverband ETRMA mit Sitz in Brüssel erwartet steigende Preise und rechnet mit länger andauernden Lieferengpässen. „Die Märkte sind derzeit ziemlich knapp versorgt, und die Produktionskapazitäten stehen stark unter Stress“, betonte die Generalsekretärin des Verbands, Fazilet Cinaralp, in dem Blatt. „Deshalb ist damit zu rechnen, dass die damit verbundenen Anpassungen über den Preis erfolgen sowie auch über die Lieferzeiten. Die europäische Reifenindustrie ist am stärksten von dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine betroffen.“
Rohstoffe aus Russland und der Ukraine fehlen
Sowohl Handel als auch Endkunden stünden unsichere Zeiten bevor, unterstrich Stephan Helm: „Spannend wird das dritte Quartal. Da lässt sich die Entwicklung nicht vorhersehen. Die steigenden Preise bei Ruß treffen alle gleich.“ Russland und die Ukraine waren bislang führend bei der Versorgung Europas mit synthetischem Kautschuk (Butylkautschuk) und mit Ruß. Russland allein lieferte laut ETRMA bis zu 40 Prozent des benötigten Rußes. „Diese Rohmaterialien sind von entscheidender Bedeutung für unsere Industrie, und es gibt auf kurze Sicht keine alternativen Versorgungsmöglichkeiten“, beschrieb Cinaralp die Situation. Zwangsläufige Folge: Die Rohstoffe werden knapper und teurer. So stieg der Preis von Industrieruß allein im April um 20 Prozent.
Marktgrößen wie Continental haben wegen der Ungewissheiten ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr bereits nach unten korrigiert. Conti erwartet inzwischen allein in der Reifensparte Kostensteigerungen von 1,9 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.
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