Die deutschen Big Player der Autobranche stecken in der Krise: Die US-Zölle auf europäische Fahrzeuge reißen tiefe Löcher in die Bilanzen von Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW. Die Konzerne reagieren mit Sparprogrammen, Stellenabbau und der Hoffnung auf neue Modelle – doch die Lage bleibt angespannt.
Zwar sollen die US-Zölle auf Autos aus der EU von zuletzt exorbitant hohen 27,5 Prozent zwar auf die generellen 15 Prozent sinken. Doch die Belastungen waren bisher sehr hoch und die Zahlen sprechen – am Beispiel des Volkswagen-Konzerns – eine klare Sprache: Im zweiten Quartal 2025 brach der Gewinn von Europas größtem Autohersteller um knapp 30 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro ein. Der Umsatz sank um drei Prozent auf 80,8 Milliarden Euro.
Audi und Porsche trifft es besonders hart
Besonders hart traf es die Premiummarken Audi und Porsche, die keine US-Produktion haben und voll auf Importe angewiesen sind, auf die die Zölle anfallen. Aber auch das China-Geschäft läuft mehr als schleppend.
VW-Boss Oliver Blume, der noch um einen Sonderdeal mit Amerika feilscht, bleibt kämpferisch: „Wir haben ein sehr attraktives Investmentpaket, das wir in den USA umsetzen können.“ Möglicherweise plant Audi sogar ein neues Werk dort.
VW-Finanzchef Arno Antlitz macht neben den Zöllen auch die Restrukturierung für den Gewinnrückgang verantwortlich. „Deshalb müssen wir die laufenden Programme zur Ergebnisverbesserung entschlossen umsetzen und wo nötig beschleunigen.“ Die Börse bleibt skeptisch: Die VW-Aktie grundelt bei unter 100 Euro herum.
Mercedes-Benz: Gewinn um 69 Prozent verringert – Sparprogramm läuft
Noch düsterer sieht es bei Mercedes aus: Der Konzerngewinn sackte im zweiten Quartal um 69 Prozent auf 957 Millionen Euro ab. Die Belastungen durch US-Zölle? Ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag.
Dazu kommen noch hohe Abfindungskosten für Tausende Stellenstreichungen. Zu einer Belastung wird auch der intensive Wettbewerb in China, dem größten und wichtigsten Markt von Mercedes.
Chef Ola Källenius spricht zwar mit Zweckoptimismus von soliden Finanzergebnissen – doch die Prognosen sind ernüchternd: Die Umsatzrendite könnte im Gesamtjahr auf vier bis sechs Prozent fallen. Zum Vergleich: 2024 lag sie noch bei 8,1 Prozent.
BMW: Stabiler als die Konkurrenz – aber auch unter Druck
BMW kommt vergleichsweise glimpflich davon – doch auch hier schrumpfte der Gewinn im ersten Halbjahr um 29 Prozent auf vier Milliarden Euro. Der Absatz blieb im Halbjahr mit rund mit gut 1,2 verkauften Millionen Autos jedoch annähernd stabil. Konzernchef Oliver Zipse betont: „Unser Geschäftsmodell ist robust.“ Die Zölle auf Exporte aus Deutschland in die USA, aber auch auf China-Importe (elektrische Minis) in die EU, drücken freilich auf die Marge.
BMW hat im Gegensatz zu Audi ein eigenes Werk in den USA, das gut die Hälfte seiner dort verkauften Autos produziert. Daher ist der Münchener Premium-Autohersteller nicht ganz so stark von den US-Zöllen betroffen. Und: Sollte die EU tatsächlich umgekehrt die Zölle auf Autos aus amerikanischer Produktion streichen, könnte BMW davon sogar ein wenig profitieren – auch wenn dies die Belastungen durch US-Zölle bei weitem nicht ausgleichen kann.
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