417 km/h auf Autobahn

Staatsanwalt hat über Bugatti-Raser entschieden

Motor
22.04.2022 17:51

Für die einen ist er ein Held, für andere ein ruchloser Raser: Ein tschechischer Millionär hat seinen Bugatti Chiron auf einer Autobahn auf 417 km/h beschleunigt, mit laufender Kamera. Im Jänner stellte er das Video ins Netz, woraufhin die Staatsanwaltschaft in Stendal zu ermitteln begonnen hat. Der Verdacht: ein verbotenes Autorennen. Nun ist eine Entscheidung da.

(Bild: kmm)

Einen Grund, gegen den 58-Jährigen Radim Passer vorzugehen, sieht die Behörde nicht. Für eine Anklageerhebung gebe es keinen ausreichenden Tatverdacht, denn damit ein verbotenes Einzelrennen vorliegt, muss sich der Fahrer laut Gesetz „mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegen, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“.

Doch die Autobahn, war fast leer und es herrschten beste Straßen- und Sichtverhältnisse. Auch das Fahrzeug sei für solche Geschwindigkeiten ausgelegt. Der Fahrer hat offensichtlich alles dafür getan, dass niemand gefährdet wurde.

Er wählte die A2 zwischen Berlin und Hannover, dreispurig, kein Tempolimit. Und er startete die Fahrt in den frühen Morgenstunden, wo kaum jemand auf der Straße ist.

So lief die Fahrt ab
Um 3.55 Uhr steckt er den zusätzlichen High-Speed-Schlüssel, der sonst ungenutzt links unten am Fahrersitz auf seinen Einsatz wartet, ins Schloss und dreht ihn. Das Auto durchläuft eine Testroutine. An deren Ende zeigt es an: Alles okay! Damit steigt die Höchstgeschwindigkeit von 380 auf 420 Stundenkilometer. Dann fährt er los, Richtung Autobahn.

Bei Wittenberg hält er kurz an, startet die Kameraaufnahme, der Tacho des Bugatti ist links im Bild eingeblendet, die per GPS gemessene Geschwindigkeit rechts. Um 4.50 Uhr lässt er noch einen Audi A6 Avant vorbeizischen, gibt Gas und überholt ihn kurz danach mit gemächlichen 178 km/h.

Blauer Himmel, zartes Morgenrot, noch eine leichte Linkskurve mit 200, dann geht der Stempel runter. Vor uns liegt eine Zehn-Kilometer-Gerade. Neun Sekunden später zeigt das GPS 300 km/h, das erste Auto taucht auf der rechten Spur auf, Passer verlässt kurz die mittlere Spur, aber nicht ganz, und lässt den Punto mit 330 km/h stehen. Der Zifferntacho zählt nach oben wie sonst die Euro-Anzeige an der Zapfsäule. Sieben Sekunden bis 350. Weiter. Ein alter Passat. Wie brav alle auf der rechten Spur fahren! Nach 14 Sekunden 400 km/h!

Mittlerweile beruhigt sich die Anzeige etwas. Zu hören ist vor allem der Fahrtwind, nichts vom Achtliter-Triebwerk hinter den Sitzen. Die nächsten Autos rasen heran. Auch brav. Noch eines. Und noch ein paar. Passer reagiert. Bei 414 km/h geht er leicht vom Gas, 390 km/h scheinen ihm Sicherheit zu geben, dann will er’s wissen, trotz weiterer Autos, die ja immer ein potentielles Risiko darstellen. Ausweichen, schnell stehen bleiben ist bei dem Tempo nicht drin.

Dann zuckt das GPS zwischen 416 und 417 hin und her, schneller geht’s nicht. Der Tacho zeigt 414. Passer geht vom Gas, schaut in die Kamera, reckt beide Fäuste zur Siegerpose und jubelt. Ein neuer Rekord ist ihm gelungen, der für die schnellste gefahrene Geschwindigkeit auf einer öffentlichen Straße. Der zum Bremsen aufgestellte Heckflügel zeigt eine Freundlichkeit: „Have a nice day“!

Trotzdem fehlen 3 km/h auf die angegebene Höchstgeschwindigkeit. Wäre interessant, was Bugatti dazu sagt. Vier Millionen Euro teuer, aber am eingetragenen Tempo scheitern, würde nicht jeder einfach so stehen lassen. Aber jeder wird das auch nicht merken. Und Passer hat wohl andere Prioritäten.

Passers Botschaft an seine Zuschauer: „We hope you enjoy the video and yes, we made this video for you to feel the excitement in the Chiron, but also to consider a relationship with Jesus, who brings true love, joy and hope to anybody who comes to Him.“

Vielleicht kommt ein neuer Versuch nach einer neuen Durchsicht in Molsheim. Oder Passer startet nächstes Mal einen Einsatz im Gelände - mit dem künftigen Bugatti-SUV. Immerhin weiß er jetzt, dass er legal unterwegs ist, solange er Vorsicht walten lässt.

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(Bild: kmm)



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