Kommt 2025 zu uns

Das iCar lebt – und wir sind damit gefahren

Motor
01.05.2024 06:00

Fans von Apples iPhones, iPads & Co hoffen und warten schon seit Jahren auf ein iCar. Voilá: Wir haben das iCar bereits gefahren! Genauer gesagt das iCar 03. Allerdings hat es nichts mit dem Sehnsuchtsgefährt zu tun, sondern stammt vom chinesischen Chery-Konzern. Jedoch: Es ist nicht minder cool – und braucht dafür nicht einmal den berühmten Namen. Den wird es auf dem Weg nach Europa ohnehin verlieren. Wie auch den günstigen Preis.

(Bild: kmm)

Um das kurz abzuschließen: Apple hat das Auto-Projekt jüngst eingestellt; iCar hätte der Wagen jedoch ohnehin nicht geheißen, sondern Apple Car, weil Chery die Rechte an dem Namen besitzt.

Das echte iCar gewinnt die Herzen ganz ohne den Konzern aus Cupertino/Kalifornien im Hintergrund, dafür sorgt die Karosserie, die das mittlere Geschwisterchen zwischen Suzuki Jimny und Land Rover Defender sein könnte. Zwar fehlen die frechen Rundscheinwerfer des Suzuki, aber auch die LED-Leuchten haben Charakter. Speziell deshalb, weil sie das „i“ Markenlogo darstellen.

„Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war in der chinesischen Stadt Wuhu mit dem iCar 03 unterwegs. (Bild: Stephan Schätzl)
„Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war in der chinesischen Stadt Wuhu mit dem iCar 03 unterwegs.

Die Form ist kastig wie die der genannten Vorbilder, 4,41 Meter Länge liegen knapp unter Tiguan-Format, dazu stehen 1,91 Meter Breite und 1,72 Meter Höhe im Datenblatt. Die Hecktür ist seitlich angeschlagen und je nach Version ist ein Extra-Kasten darauf angebracht, der wie eine Reserveradabdeckung aussieht, aber ein Staufach ist, in dem unter anderem das Ladekabel Platz findet. Die Partie oberhalb der Gürtellinie ist in Schwarz abgesetzt, was den Defender-Effekt noch verstärkt.

Für schweres Gelände ist der Sympathie-Stromer trotz seiner Optik kaum geeignet, die Bodenfreiheit beträgt 17 Zentimeter.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Alles sehr solide
Die Türen öffnen solide und schließen satt, selbst mit offenen Fenstern klingt nichts blechern, was sogar bei manchen auf dem heimischen Markt etablierten Herstellern der Fall ist. Das fühlt sich alles sehr vertrauenerweckend an.

Im Innenraum herrschen großzügige Platzverhältnisse, dank des Radstands von 2,72 Meter. Der Boden vor der Rückbank ist durchgängig eben, die Passagiere sitzen in alle Richtungen luftig. Im Cockpit geht es offroadartig elegant zu, sehr ansprechende Materialien prägen das Bild – jedenfalls in der von uns gefahrenen Topausstattung. Auch hier: Top-Haptik. Viel Kunstleder, helles Holzimitat, das beinahe echt wirkt, dazu ein zweifarbig bezogenes Lenkrad mit Touchelementen an den Speichen (in China ist das noch en vogue, während bei uns – allen voran bei VW – bereits wieder vernünftige Knöpfe Einzug halten).

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

An der Mittelkonsole zwei massive Haltegriffe, dazwischen Cupholder, Handyladeschale und ein Fahrmodus-Drehschalter aus Kristall. Auch die Türgriffe sind massiv, die Befestigungsschrauben werden auffällig inszeniert, man öffnet per Knopfdruck elektrisch.

Assistenzsysteme wie bei Tesla
Tasten gibt es keine, alles wird über den großen Touchscreen gesteuert. Da hat man auch einiges zu tun, denn die Topversion des iCar hat alle elektronischen Tricks drauf, vom selbstständigen Einparken bis zum automatisierten Fahren samt Spurwechsel.

Auf Radar und Ultraschall verzichtet das iCar. Wie bei Tesla müssen sich die Assistenzsysteme (sie stammen von DJI) wird alles den Kameras überlassen. Bei Testfahrten in Autos des US-Konzerns erwies sich dieser Zugang als fehleranfällig. Man darf gespannt sein, wie das bei Chery funktioniert.

Von Kameras geleitet fährt das iCar 03 automatisiert, inklusive Spurwechsel. (Bild: Stephan Schätzl)
Von Kameras geleitet fährt das iCar 03 automatisiert, inklusive Spurwechsel.
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Reine Elektro-Plattform
Das iCar steht auf einer neuen Elektro-Plattform und bietet Heck- oder Allradantrieb sowie zwei LFP-Batterien von CATL zur Wahl. Die größere hat eine Kapazität von 69,8 kWh, was nach dem chinesischen CLTC-Standard für 501 Kilometer reicht. Nach WLTP werden da wohl etwas mehr als 400 Kilometer übrigbleiben.

Bis zu 175 km/h lassen sie das Auto laufen. Die Dual-Motor-Version leistet 205 kW/279 PS und sprintet in 6,5 Sekunden von Null auf 100 km/h.

Probefahrt auf überwachten chinesischen Straßen
Und dann sitze ich am Steuer des iCar 03. Ein Abenteuer, mein erstes Mal auf öffentlichen chinesischen Straßen. Im Auto fühlt sich alles modern an, ich lege die Fahrstufe mit dem zierlichen, aber stabilen Lenkstockhebel ein und rolle vom Hof des Händlers in Wuhu, wo Chery seinen Stammsitz hat.

Die Straßen sind fast lückenlos mit unzähligen Kameras überwacht, man fühlt sich in China generell dauerbeobachtet. Trotzdem geben wir zwischendurch Stoff und lassen das iCar von der Leine. Die 6,5 Sekunden sind glaubwürdig und laufen ziemlich lautlos ab. Es dringt nur ein minimales Sirren an die Ohren, und auch das nur bei vollem Leistungsabruf. Mehr als 100 km/h trauen wir uns nicht, bei dem Tempo ist von Windgeräuschen noch nichts zu vernehmen (in einem Dacia Duster hört man es schon bei 80 km/h deutlich rauschen).

Später kann ich den Wagen auch auf abgesperrtem Gelände noch richtig fordern. Slalom, Vollbremsung, das ganze Programm. Man spürt, dass es eine neue, moderne Plattform ist. Die Lenkung arbeitet zielgenau und im Sportmodus auch nicht (viel) zu leichtgängig. Etwas mehr Verbindlichkeit zur Fahrbahn und ein etwas strafferes Fahrwerk wären dennoch wünschenswert. Aber das ist der Unterschied zwischen chinesischen und deutschen bzw. österreichischen Erwartungen. Es ist denkbar, dass da noch nachgeschärft wird, wenn das Auto bei uns auf den Markt kommt.

(Bild: Stephan Schätzl)

iCar 03 kommt als Jaecoo J6
Die gute Nachricht: Das iCar 03 kommt auch bei uns. Die schlechte: Es wird nicht so heißen, sondern Jaecoo J6. Daher verliert es das zierlich-stylische Logo an der Front, stattdessen prangt dort ein fetter Jaecoo-Schriftzug, welcher dem Anblick nicht sonderlich guttut.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Die noch schlechtere Nachricht: Die chinesischen Preise werden es auch nicht zu uns schaffen. Im Reich der Mitte verlangen sie rund 24.000 Euro für die vollausgestattete Topversion, um gut 15.000 bieten sie das heckgetriebene Basismodell mit der kleineren Batterie an. Schon die hat das Glaspanoramadach serienmäßig und ist auch sonst gut ausgestattet. Warten wir ab, wie Chery die Preisgestaltung angeht.

Zwei neue Marken noch dieses Jahr
Zunächst plant der Konzern noch dieses Jahr mit den neuen, ausschließlich für den Export kreierten Marken Omoda und Jaecoo auf dem österreichischen Markt anzutreten. Losgehen soll es im Spätsommer/Herbst. Derzeit werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Verhandlungen mit Importeuren/Händlern befinden sich in der heißen Phase. Die beiden ersten Fahrzeuge heißen Omoda 5 und Jaecoo J7.

Wann der Jaecoo J6 aka iCar 03 kommt? Vermutlich schon nächstes Jahr.

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(Bild: kmm)



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