"Für den Frieden"

Dieser Mann radelt ohne Sattel um die ganze Welt

Steiermark
28.05.2011 13:12
Der Südkoreaner Okhwan Yoon radelt - ohne Sattel - seit zehn Jahren mit einer großen Friedensbotschaft durch die Welt. 300.000 Kilometer hat er bereits in den Beinen, 192 Länder hat er dabei besucht. In Graz erzählte der 49-Jährige der "Steirerkrone" nun seine beinahe unglaubliche Lebensgeschichte.

"Er hat sich nach dem Weg nach Lannach erkundigt", sagt die freundliche Chefin eines Grazer Autohauses. Danach habe man sich unterhalten - ein bissl Deutsch, ein bissl Englisch. Dabei ist die Dame draufgekommen, dass es sich bei ihrem Gegenüber um eine außergewöhnliche Erscheinung handeln musste. Nicht, weil der Mann aus dem fernen Korea kam und auch nicht, weil er auf dem Fahrrad hierher gekommen war. Auch nicht, weil sein Untersatz keinen Sattel hat und er im Stehen radelt. Da war mehr - und deshalb rief sie die "Krone" an.

Brutaler Kampf für Vereinigung seines Landes
So kam es zum Treffen mit Okhwan Yoon - im Autohaus, wo er den Kindern der Besitzer gerade am Computer erklärte, woher er kam, warum er was tat und wohin er wollte. Dann erzählte der Südkoreaner auch der "Krone" seine wahrhaft unglaubliche Geschichte: Er habe stets für die Vereinigung seines Landes gekämpft. 1984 hatte dem Juristen, der auch als Universitätsdozent gearbeitet hatte, das sogar Folter und Gefängnis eingebracht. "2001 habe ich mich entschlossen, meine Botschaft in die Welt hinauszutragen", sagt er. Er tat es auf seinem Fahrrad.

Mit Fahrrad auf den Mount Everest
Seither hat er weit mehr als 300.000 Kilometer in den Beinen und 192 der insgesamt 195 UN-Mitgliedsstaaten besucht. "Drei fehlen mir noch - es handelt sich um Inselstaaten im Pazifik." Die will er auch noch besuchen und dann versuchen, den Mount Everest zu erklimmen und sein Fahrrad dabei mitzuschleppen. Nur in Nordkorea darf er nicht einreisen - will er aber. Später, wenn - wonach er sich so sehr sehnt - daheim wieder alles in Ordnung und der Frieden eingekehrt ist.

Kein Sattel, um "ein bisschen mitzuleiden"
Seit er im Sommer des Vorjahres das Himalajakönigreich Buthan ("Es war meine 191. Nation") besucht hatte, fährt er nur noch ohne Sattel - ausschließlich im Stehen. "Es soll ja keine Vergnügungsreise sein. Korea leidet, warum soll denn nicht auch ich ein bisschen mitleiden?" Wenn man so lange so allein unterwegs ist, hat man viel Zeit, um mit sich selbst zu philosophieren. "Ob es ein guter Tag ist, oder ein schlechter", sagt er, "es ist immer ein Tag, an dem ich an mir und meiner Seele arbeiten kann."

Unfälle, Malaria - und sogar eine Entführung
An normalen Tagen legt der 183 Zentimeter große, 67 Kilo leichte Steh-Radler an die 200 Kilometer zurück. "Ich hab aber auch schon 300 geschafft!" Fünfmal hat ihn die Malaria gestoppt, fünfmal waren es schwere Unfälle. "Einmal bin ich sogar zwei Wochen lang im Spital gelegen." Herr Yoon hat Kriegszonen wie Afghanistan durchquert, ist mehrmals beraubt und einmal - im Sudan - sogar entführt worden. Sechs Fahrräder hat er bisher verbraucht und sechs Reisepässe, die waren völlig vollgestempelt.

Hauptdarsteller in Filmdoku
Er reist mit maximal elf Kilo Gepäck, das wenige Geld, das er für sein bescheidenes Leben braucht, kriegt er von der Familie oder von Freunden. Verheiratet war Herr Yoon nie. Obwohl er sich selbst kaum an die Medien wendet, erregt er überall Aufmerksamkeit. Ein Slowene hat sogar einen Film über ihn gedreht, der beim heurigen "Sundance"-Filmfestival des Hollywoodstars Robert Redford viel Applaus bekam.

Neunsprachiger Politiker in spe
Man kennt ihn fast überall - und er kennt fast das ganze Überall. In einem Jahr will der Mann, der sich in neun Sprachen unterhalten kann, wieder im heimatlichen Seoul einradeln. Dann will er seine Popularität nutzen und sich ins Parlament wählen lassen. "Denn nur dort kann ich den Kampf für die Wiedervereinigung Koreas wirksam fortsetzen." Viel Glück und gute Reise!

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