Tests erfolgreich

Bionisches Auge soll Blinde wieder sehen lassen

Elektronik
15.02.2022 15:01

Australische Forscher der Universitäten Sydney und New South Wales haben ein Augenimplantat entwickelt, das Blinde in Zukunft wieder sehen lassen könnte. Erste Tests verliefen vielversprechend: Im Tierversuch wurde das Implantat gut vertragen. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Hightech-Sehhilfe jahrelang genutzt werden kann.

Die Forscher erprobten ihr Implantat im vergangenen Jahr drei Monate lang an Schafen. Die Tiere hätten das Implantat gut vertragen, berichtet die britische TV-Anstalt BBC. Nun will man in einer nächsten Stufe klinische Tests am Menschen vorbereiten.

Die Funktionsweise des bionischen Auges namens Phoenix 99: Das Implantat stimuliert die Netzhaut des Trägers und sorgt dafür, dass beschädigte Zellen umgangen werden und die optischen Reize stattdessen gezielt in noch funktionsfähige Zellen geleitet werden.

Implantat offenbar jahrelang nutzbar
Damit das Implantat funktioniert, braucht der Träger zusätzlich eine Kamerabrille. Die damit aufgenommenen Bilder werden drahtlos an das Implantat übermittelt und von diesem in elektrische Signale für die Netzhaut umgewandelt, die der Träger dann „sehen“ kann.

Zitat Icon

Wir gehen davon aus, dass es viele Jahre an Ort und Stelle bleiben könnte.

Samuel Eggenberger, University of Sydney

Samuel Eggenberger, einer der Erfinder von Phoenix 99: „Es gab keine unerwarteten Reaktionen des Gewebes um das Gerät herum, und wir gehen davon aus, dass es viele Jahre an Ort und Stelle bleiben könnte.“

Phoenix 99 ist nicht das erste bionische Auge: In den USA arbeitet die Firma Second Sight ebenfalls seit Jahren an Hightech-Sehhilfen. Das US-Implantat Argus II wird weltweit bereits von 350 Menschen genutzt.

Hightech-Implantate sind noch sehr teuer
Bisher hemmt allerdings der Preis eine breite Nutzung: Das Argus-II-Implantat kostet 150.000 US-Dollar. Dabei gäbe es reichlich Bedarf: Laut Zahlen der WHO leiden 2,2 Milliarden Menschen an irgendeiner Form von Sehbeeinträchtigung, das kostet die globale Wirtschaft jährlich 25 Milliarden US-Dollar.

Augenärzte hoffen, dass der technologische Fortschritt die Kosten von Hightech-Sehhilfen sinken lässt und künftig mehr Menschen eine Chance auf fortschrittliche Behandlungstechnologien erhalten. Bis dahin könne moderne Technik aber bereits viele Probleme lösen.

Auch Smartphones sind schon hilfreich
Dr. Karen Squier vom Southern College of Optometry im US-amerikanischen Memphis, verweist auf Smartphone-Technologie: Diese sei für Menschen mit Sehbehinderung bereits eine große Unterstützung - etwa, indem das Gerät den Bildschirminhalt vorliest. Die Expertin verweist auch auf eine Microsoft-App, die mithilfe einer KI Bilder aus der Smartphone-Kamera analysiert und dem Nutzer akustisch beschreibt.

Bestehende Technologien für das Smartphone lassen Erblindete zwar nicht wieder sehen, dafür seien solche Lösungen einfach zu bedienen und niederschwellig zugänglich - ein Smartphone hat fast jeder. In Zukunft, hofft die Expertin, könnte mit moderner Technik aber noch mehr möglich werden. „Ich denke, auch bionische Augen gehen in die richtige Richtung. Aber man wird sehen müssen, wie sich das entwickelt.“

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