Gerhard Balluch

Kammerschauspieler feiert 80er mit einer Premiere

Steiermark
20.01.2022 09:38

Kammerschauspieler Gerhard Balluch feiert in wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag. Seit 50 Jahren ist er im Ensemble des Schauspielhaus Graz. Und die steirischen Bretter bedeuten ihm noch immer die Welt.

Der Weg auf die Bühne war früh bestimmt: „Ich habe im zarten Alter von zwölf Jahren beschlossen, dass ich Schauspieler werde“, erinnert sich Gerhard Balluch. Im Schönbrunner Schlosstheater in seiner Heimatstadt Wien sah er den „Ur-Faust“ und war fasziniert: „Ich habe Szenen auswendig gelernt, eine Taschenlampe an der Tür aufgehängt und meine Familie genervt.“

Hausaufgaben vor dem Burgtheater gemacht
Das Theatervirus hatte ihn gepackt: „Mit ein paar Kollegen bin ich nach der Schule immer zum Burgtheater gefahren. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, während wir um Stehplatzkarten angestanden sind“, erzählt er. „So habe ich Lawrence Olivier und Vivienne Leigh gesehen, oder auch Klaus Kinski, wie er sich mit Schaum vorm Mund als Gretchen über die Bühne gewälzt hat.“

Nach der Matura ging er an die Schauspielschule, die er nach eineinhalb Jahren abbrach, weil ihn der Ruf des Burgtheaters ereilte: „Mir wurde aber schnell klar, dass ich dort keine größeren Rollen bekommen werde, und ich wollte nicht wie so manche Kollegen beim Schnaps in der Kantine verkommen. Also bin ich in die Provinz.“

„Ich habe in Graz so gut wie alles gespielt“
Er ging nach Klagenfurt, später nach Salzburg und kam mit 30 Jahren nach Graz: „Ich war nie fixiert auf eine Rolle oder Richtung. Ich habe alles gespielt, von Richard II. und Cyrano de Bergerac bis hin zu Uraufführungen von Bauer, Roth oder Jelinek.“ Auch als ihn das Burgtheater zurücklocken wollte, blieb Balluch Graz treu: „Es ist einfach schön, wenn man eine tiefe Verbundenheit mit einem Haus und dem Publikum spürt. Ich werde noch heute auf der Straße angesprochen von Menschen, die mir erzählen, dass sie mit mir etwa ihren ersten Shakespeare gesehen haben.“

Und Graz gab ihm auch die Freiheit, eigenen Projekten nachzugehen: „Ich hatte Gastspiele von Bremen bis Stuttgart, war mit Lesungen und Rezitationen von Stockholm bis Istanbul unterwegs und habe unzählige Hörspiele eingesprochen“, erinnert er sich. Und er gründete mit seiner Ehefrau den Theaterverein Arcadia: „Da konnte ich all die Texte auf die Bühne bringen, die im Spielplan zu kurz kamen.“ Die Premiere mit „Rede an den kleinen Mann“ wurde zum Erfolg - noch heute ist der Monolog am Schauspielhaus im Programm.

„Ich liebe gute Texte und schöne Sprache“
Und auch die hohe Kunst der Ballade hält Balluch seit Jahrzehnten hoch: „Ich liebe gute Texte und schöne Sprache. Aber ich hänge keiner altertümlichen Sprache an, dafür ist es viel zu interessant, Neues zu hören.“ 66 Balladen - von Klassikern bis Zeitgenössischem - kann er spontan rezitieren: „Bei jedem Balladen-Abend bestimmt das Publikum das Programm. So bleibt es auch für mich spannend.“

Von Altersmüdigkeit gibt es beim Kammerschauspieler keine Spur: „Ich kenne Kollegen, die sich gefreut haben, dass sie nicht mehr auf die Bühne müssen. Das gab es bei mir nie. Ich bin zwar mit 67 in Pension gegangen, aber spiele nach wie vor. Und so lange ich am Haus gute Arbeit bekomme, bin ich bereit“, sagt er.

Am 28. Jänner feiert Balluch seinen 80. Geburtstag. Nur eine Woche später steht er in der Premiere von Ferdinand von Schirachs „Gott“ auf der Bühne - ein Stück über Sterbehilfe: „Es ist eine spannende Arbeit und eine Herausforderung“, sagt er. Und Herausforderungen hat er noch nie gescheut. Für ihn zählt nur eines: „Das Publikum wartet schon!“

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