Grobe Verfehlungen

Herztod in Klinik: „Hätte nicht sterben müssen!“

Niederösterreich
20.01.2022 06:00

Die 82-jährige Erika K. wurde am 18. Dezember mit Oberschenkelhalsbruch in die Uni-Klinik St. Pölten eingeliefert. Am Mittwoch war ihr Begräbnis. Schwere Vorwürfe erheben die Hinterbliebenen. K. rief ihren Sohn wenige Stunden vor ihrem Tod mehrmals an und flehte um Hilfe - diese kam im Spital wenn, dann zu spät.

Der Fall klingt wie ein fataler Regiefehler im niederösterreichischen Gesundheitssystem. Die Hinterbliebenen bekamen bis heute nur karge Auskünfte auf ihre Fragen. Aus ihrer Sicht gab es eine Reihe von groben Verfehlungen, die den Tod von Erika K. aus dem Bezirk Melk besiegelten. Wegen Herzproblemen wurde die 82-Jährige elf (!) Tage lang nicht operiert. Nach fünf Tagen gab es eine Herzuntersuchung, die nicht erfolgreich war.

Nach eineinhalb Wochen hätte man dann doch den Bruch operieren wollen, weil: „Wenn sie nicht operieren würden, wäre die Gefahr groß, dass meine Mutter bettlägerig werden würde. Das wussten sie elf Tage zuvor nicht!?“, prangert Sohn Christian K. an. Er trug sie am Mittwoch zu Grabe.

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Sie hat angerufen und gefleht: Hier kümmert sich keiner, bitte holt mich hier raus. Das war ihr letzter Hilfeschrei aus dem Spital, dann ist sie gestorben.

Unter Schock: Schwiegertochter Irene H.

Personal in Ruhe lassen, sonst gibt’s Konsequenzen
Die gewagte OP verlief gut, die Genese der Mutter bestens. Auf der Station wussten aber Mutter und eine Zimmerkollegin: Man dürfe bis auf wenige Ausnahmen zum Pflegepersonal nichts sagen, um keine „Konsequenzen“ befürchten zu müssen. Dann wollten die Ärzte noch mal eine Herzuntersuchung oder Behandlung probieren – „die Hölle“, für K. Fünf Minuten zu früh hörte die Narkose auf, sie hatte starke Schmerzen, rief ihren Sohn mehrmals an.

Am Abend erbrach sie. Um 3.16 Uhr rief die Mutter wimmernd, mit letzter Kraft und in entsetzlichem Zustand noch mal an. Sofort verständigte der Sohn die Schwester, die nur antwortete, dass die Mutter eh im Spital sei. Das letzte Gespräch, denn wenige Zeit später starb Erika K.

Laufendes Verfahren
„Wir werden den Fall genau prüfen. Bis jetzt können wir nur eines sagen: Wenn eine Patientin sagt, dass es ihr schlecht geht, dann muss das wahrgenommen und gehandelt werden. Das ist alternativlos“, heißt es von der Patientenanwaltschaft, die mit dem Fall betraut wurde. Trotz Entbindung von der Schweigepflicht will die Uni-Klinik St. Pölten im Hinblick auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Man müsse den heiklen Fall genau untersuchen.

Zudem wurde ein anderer Mitarbeiter der Klinik wegen gefälschter 2G-Nachweise entlassen. Es handelt sich um dieselbe Person, die auch schon bei Notruf NÖ gekündigt wurde.

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