Milliarden gehortet

„Schilling-Reserven sind verdrängt und vergessen“

Oberösterreich
05.01.2022 14:00

Geldscheine werden entwertet und geschreddert, Münzen zu Rohstoff und recycelt - das ist das Prozedere in Bezug auf Schilling, die bei der Nationalbank umgetauscht werden. Kaum vorstellbar: 20 Jahre nach der Euro-Einführung wurden 6,9 Milliarden Schilling noch immer nicht umgewechselt

Erster Halt: Linz; tags darauf ein Stopp in Steyr, gefolgt von Wels, Gmunden, Ried und Braunau - an sechs Tagen im Juni war der Euro-Bus im Jahr 2019 noch einmal zu Gast in Oberösterreich, um direkt vor Ort das Eintauschen von Schilling in Euro zu ermöglichen. Ein Angebot, das gut genutzt wurde.

Trotzdem: 20 Jahre nach der Euro-Einführung liegen heute noch immer 6,9 Milliarden Schilling in Schließfächern, Schubladen oder sonst wo - und wurden damit nicht umgetauscht. Nur zum Verständnis: Das sind Scheine und Münzen im Gegenwert von immerhin 502 Millionen Euro. „Wie viel davon in Oberösterreich ist, können wir nicht sagen“, sagt Christian Gutlederer, Sprecher der Nationalbank, wo kostenlos die Währung gewechselt werden kann.

Emotionen spielen Rolle
Doch wie kommt’s dazu, dass noch immer Schilling-Beträge daheim gehortet werden? „Rational ist das nicht erklärbar, aber nach vielen Beratungsgesprächen beim Einzelnen nachvollziehbar“, sagt Thomas Berghuber, der als Geschäftsführer der Schuldnerberatung Oberösterreich auch ein Experte im Umgang mit Geld ist. „Ich glaube, dass das Horten viel mit Emotionen und Gewohnheiten zu tun hat. Viele Menschen haben vermutlich die Schilling-Reserven zu Hause verdrängt, andere haben sich vorgenommen, sie bald in Euro zu wechseln.

Zitat Icon

Wer es sich leisten kann, kann sich Schilling behalten, auch wenn’s wirtschaftlich betrachtet nicht vernünftig ist.

Thomas Berghuber, Geschäftsführer Schuldnberatung OÖ

Das Vorhaben scheitert aber dann daran, dass es mit Aufwand verbunden ist", so Berghuber. Zudem glaubt er, dass manche gar nicht mehr wissen, dass sie Münzen und Banknoten in der früheren Währung besitzen.

„Die Thematik beginnt immerhin vor 20 Jahren. Krankheiten wie Demenz spielen da auch eine Rolle“, betont Berghuber. Wirtschaftlich betrachtet ist es nicht vernünftig, Schilling zu behalten, „aber aus Nostalgiegründen kann es vorkommen“.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele