Neue Verordnung

Zweithandys: Kinder tricksen Smartphone-Verbot aus

Oberösterreich
12.05.2025 08:00

Seit einer Woche sind Smartphones in den Klassenzimmern per neuer Verordnung tabu. Das macht offenbar erfinderisch, wie Lehrervertreter Paul Kimberger schildert. Während sich an den meisten Schulen jedoch nichts geändert hat, berichtet eine Direktorin auch von positiven Folgen der Novelle.

Not macht erfinderisch – das gilt offenbar für so manche Schüler angesichts des neuen Handyverbots. Seit 1. Mai ist das Smartphone im Klassenzimmer durch eine bundesweite Novelle ja tabu. „Wir bekommen die Rückmeldungen aus den Schulen, dass es das Phänomen der Zweit- und Dritthandys gibt“, sagt Paul Kimberger, Lehrervertreter der Pflichtschulen in OÖ. Heißt: Manche Kinder geben ein Gerät beim Lehrer ab und spielen in der Pause dann mit ihrem zweiten weiter.

Bilanz nach einer Woche Handyverbot
Verboten sind die Smartphones nun bis zur 8. Schulstufe. Zu Unterrichtszwecken dürfen Lehrkräfte die Nutzung aber erlauben. Abgesehen von den erfinderischen Schülern: Wie sieht die erste Bilanz nach einer Woche Handyverbot aus? „Die Schulen haben alle schon sehr lange eigene Regeln. Die Verordnung ändert qualitativ nichts“, antwortet Kimberger.

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Diese Verordnung hebt die schulische Welt nicht aus den Angeln. Die Schulen haben alle schon sehr lange eigene Regeln.

Paul Kimberger, Chef der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft

Auch ein „Krone“-Rundruf in mehreren Schulen bestätigt den Eindruck: Die Novelle hat kaum Auswirkungen. „Wir haben das Handyverbot schon seit Jahren“, erzählt etwa Andrea Grahamer, Direktorin der Mittelschule St. Martin im Innkreis.

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Das Handyverbot ist gerechtfertigt. Wichtig ist, dass Schüler trotzdem den Umgang mit dem Handy und sozialen Medien lernen.

Sophie Helm, Landesschulsprecherin für Gymnasien in OÖ

„Kinder kamen wieder mehr zu Spielphasen“
Auch an der Mittelschule Perg ist das Verbot der Mobiltelefone schon lange in der Hausordnung verankert. „Neu ist, dass bei Schulveranstaltungen wie Sportwochen das Handy nur mehr zu gewissen Zeiten zur Verfügung steht“, sagt Direktorin Michaela Oberleitner.

Ihre zehn- bis 13-jährigen Schüler waren in der vergangenen Woche gleich so etwas wie die Versuchskaninchen: Auf der Projektwoche durften sie ihr Handy nur eine Stunde am Tag nutzen. „Das hat am Anfang zu Murren geführt“, erzählt Oberleitner. Gegen Ende der Projektwoche habe sich aber niemand mehr beschwert, im Gegenteil: „Die Kinder kamen wieder mehr zu Spielphasen, weil sie sich anders beschäftigen mussten.“

Kommentar
„Du solltest nicht, weil...“

„Handyverbot? Das gibt’s bei uns doch schon lange“ – das war die Standard-Antwort beim Schulrundruf der „Krone“. Die neue Verordnung der Regierung mag sich gut verkaufen lassen, Auswirkungen in der Praxis hat sie kaum.

Und ob ein Verbot wirklich der Weisheit letzter Schluss ist? Oft erhalten Dinge für junge Menschen ja gerade deswegen ihren Reiz, weil sie nicht erlaubt sind. Nachhaltiger als ein „du darfst nicht“ wäre in Sachen überbordender Smartphone-Nutzung ein „du solltest nicht, weil.“ Doch das lässt sich nicht so einfach und populär in einer Gesetzesnovelle abdrucken.

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